Selber denken macht schlau

Philosophieren mit Kindern als pädagogische Grundhaltung

Inhaltsverzeichnis

  1. Mit dem Hebammen-Prinzip zur Sinnfrage
  2. Anlässe für nachdenkliche Gespräche
  3. Dem Streit auf der Spur
  4. Werte(n) lernen durch Philosophieren

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Mit dem Hebammen-Prinzip zur Sinnfrage

Wie also reagiere ich, wenn mich zum Beispiel ein Dreijähriger fragt: „Warum regnet es?“ Statt dem Kleinen den Wasserkreislauf zu erläutern, entspräche es guter Praxis des philosophischen Umgangs mit Kinderfragen, das „Hebammen-Prinzip“ anzuwenden und das heraus zu holen, was sich im Kopfe dieses Kindes bereits an Alltags- und Erfahrungswissen angesammelt hat. Das geschieht durch die einfache Rückfrage: „Was denkst du denn, warum es regnet?“ Die vielleicht überraschende Antwort meines Gesprächspartners: „Es regnet, weil die Blumen durstig sind!“

Diese Antwort verdeutlicht zweierlei: Zum einen hat das Kind keine Wissens- sondern eine Sinnfrage gestellt, die nicht immer als solche erkannt wird. Da Kinder in diesem Alter Welt erkunden, treten Sinnfragen häufiger auf als wir Erwachsene an- bzw. wahrnehmen. Gerade deshalb ist es wichtig, zurück zu fragen. Zum andern wird sichtbar, dass dieses Kind durchaus in der Lage ist, seine Welterfahrung kausal zu deuten: Es muss einen Grund haben, warum es regnet. Da mit Wasser Durst gelöscht werden kann (eigene Erfahrung, die allerdings nicht auf dem Konsum von Regenwasser fußt), gibt es womöglich Lebewesen, die ebenfalls Durst empfinden, nicht in geschlossenen Räumen leben und sich nicht bewegen können um sich Getränke zu holen. Eine beachtliche Denkleistung, die der Junge erbracht hat und von der wir möglicherweise niemals etwas erfahren hätten, wenn wir sogleich mit dem Wasserkreislauf aufgewartet hätten.

Die beiden Bücher von Antje Damm, „Frag mich“ und „Ist 7 viel?“ (Moritz Verlag) eignen sich in besonderer Weise für diesen an Fragen orientierten Einstieg ins Philosophieren. Die Kombination von Bild und Frage ermöglicht unterschiedliche Zugänge, zumal die Bilder sich nicht darauf beschränken, die Frage zu illustrieren, sondern jeweils eigene Deutungen zulassen. Während der erste Titel Fragen enthält, die ein Gesprächsangebot enthalten, tragen die Fragen im zweiten Band bereits philosophischen Charakter.



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