Kita und Grundschule unter einem Dach

Projektbericht zu einem Modellvorhaben des Niedersächsischen Kultusministeriums

In Niedersachsen wurde seit 2008 über einen Zeitraum von 5 Jahren das Programm „BrückenjahrBrückenjahr|||||Das vom Niedersächsischen Kultusministerium aufgelegte Programm "Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule" beinhaltet ein Übergangsmanagement von der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindestageseinrichtungen zu Grundschulen und leistet einen Beitrag zur Anschlussfähigkeit der beiden Bildungsbereiche. Es werden 50 Beratungsteams eingesetzt und zwei mal 250 Modellprojekte gestartet. In den Beratungsteams und Modellprojekten arbeiten Fachkräfte aus Kindergarten und Schule gemeinsam an einem für alle Kinder gelingenden Übergang in die Grundschule. Damit diese Aufgabe geleistet werden kann, werden die Fachkräfte aus dem Elementar- und dem Primarbereich gemeinsam fortgebildet. “ gefördert, das an vielen Orten eine Annäherung und Zusammenarbeit der beiden Institutionen „Kindertageseinrichtung“ und „Grundschule“ unterstützt hat. Vor dem Erfahrungshintergrund des „Brückenjahrs“ wurde an acht ausgewählten Standorten ein weiteres 3-Jähriges Modellprojekt (1) unter dem Titel "Kita und Grundschule unter einem Dach" durchgeführt.

Schwerpunkt war die Entwicklung und Umsetzung von anschlussfähigen Bildungsprozessen, die die dort ansässigen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen in verschiedenen Schwerpunktbereichen erprobt und verstetigt haben. Die hier dokumentierten Bildungsansätze wurden von der Praxis für die Praxis entwickelt und zeigen den heutigen Diskussionsstand. Sie geben Anregungen, wie eine anschlussfähige Bildungsbegleitung konkret umgesetzt werden kann.

Für den Elementarbereich gilt als Grundlage der Niedersächsische Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich mit seinen ergänzenden Handlungsempfehlungen für Kinder unter 3 Jahren und zur Sprachbildung und Sprachförderung. Für den Primarbereich gilt das Niedersächsische Schulgesetz mit dem Grundschulerlass von 2012 (2), den fachspezifischen Kerncurricula und den Empfehlungen zur Sprachförderung als Teil der Sprachbildung im Jahr vor der Einschulung durch Grundschullehrkräfte (3).

Gute Praxisbeispiele aus Modellstandorten

Wie kann der gesetzlich verankerte, hohe Anspruch an eine Kooperation von Kindertageseinrichtungen und Grundschulen jedoch bei aller Vielfalt der örtlichen Gegebenheiten und der unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen von Kindertageseinrichtungen und Grundschulen gelebt werden? Die Beispiele aus den Modellstandorten zeigen ganz unterschiedliche Wege, wie eine gute Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtung und Grundschule aussehen könnte, und mit welchen kleinen oder auch größeren Schritten eine gelingende und dauerhafte Zusammenarbeit auf der Basis eines gemeinsamen Bildungsverständnisses entstehen kann.

Die Erfahrungen aus den Modellprojekten müssen als ein Prozess verstanden werden, der mit dem „Brückenjahr“ begann und während der 3-Jährigen weiteren Laufzeit zu einer Erweiterung der ursprünglichen Zielsetzungen führte: Im Fokus der gemeinsamen Bildungsbemühungen steht heute außer der Gestaltung eines gelingenden Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule die Verständigung auf gemeinsame pädagogische Prinzipien der Bildungsbegleitung von Kindern vom Krippenalter an bis zum Ende der Primarstufe (Bildung von 0 – 10 Jahren).

Gemeinsame pädagogische Prinzipien der Bildungsbegleitung

Trotz der jeweils unterschiedlichen Altersstufen der Kinder und des unterschiedlichen Bildungsauftrags beider Systeme gibt es viele Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte bei der Begleitung und Förderung der Kinder. Methodisch-didaktische Ansätze, die den Kindern ein soziales Miteinander und Lernen in besonders gestalteten Lernumgebungen ermöglichen, sind Teil des Auftrags an beide Bildungssysteme und begründen eine anschlussfähige gemeinsame Planung der Bildung und Erziehung der Kinder. Für die Pädagogen/innen in der Kindertageseinrichtung wie in der Grundschule ist es Aufgabe und Herausforderung zugleich, die Welt eines jeden Kindes zu begreifen und gleichzeitig seine Lernfreude und Wissbegierde herauszufordern.

„Blickwechsel“ auf individuelle Bildungsbiographie des Kindes

Grundlegend für ein gemeinsames pädagogisches Handeln ist ein „Blick-Wechsel“. Für eine gelingende Bildungsbegleitung und –förderung der Kinder muss über die institutionellen Grenzen hinweg die individuelle Bildungsbiographie jedes Kindes in den Mittelpunkt rücken. Es ist das Ziel aller Pädagogen/innen im Elementar- wie im Primarbereich, allen Kindern nachhaltig Freude am Lernen und Lernerfolge zu vermitteln. Trotz der großen Heterogenität im Entwicklungsstand der einzuschulenden Kinder kann von allen Kindern der Übergang vom Kindergarten in die Schule als ein positives Ereignis und ohne einschneidende Brüche in der Bildungsbiographie erlebt werden. Kooperationsvereinbarungen und anschlussfähige Bildungsarbeit zwischen den Kindertageseinrichtungen und Grundschulen unterstützen nachweislich einen kindgerechten Übergang.

Eine gute Kooperationskultur zwischen den beiden Institutionen und Professionen, die sich nicht nur auf organisatorische Absprachen bezieht, sondern auch den Bildungsverlauf der einzelnen Kinder in den Blick nimmt, kann zu einer Bereicherung für alle Beteiligten werden. Der gemeinsame Blick auf das Kind und seine individuellen Bildungswege sowie das Wissen über die pädagogische Arbeit der jeweils anderen Profession eröffnet neue Perspektiven für die eigene Bildungsarbeit. Die gemeinsame Unterstützung für einen erfolgreichen Bildungsverlauf jedes Kindes ist immer ein Gewinn für das Kind und für seine Eltern, allemal aber auch ein Erfolg für seine Erzieher/innen und für seine Lehrer/innen.

Ohne Zweifel hat die Familie den stärksten Einfluss auf die Bildungschancen eines Kindes. Dennoch haben Elementar- und Primarbereich in der Zeit des Besuchs einer Kindertageseinrichtung und der Grundschule vielversprechende Möglichkeiten, allen Kindern eine neue Welt des Lernens zu eröffnen und ihre Selbst- und Sozialkompetenz zu stärken. Diese Zeit gilt es zu nutzen!


(1) Nds. Modellvorhaben „Kita und Grundschule unter einem Dach“, Kita-/Schuljahr 2012/13 – 2014/2015
(2) Der Erlass wurde zum 1.9.2015 novelliert.
(3) Vgl. hierzu die Veröffentlichungen des Nds. Kultusministeriums (Hg) von 2005 – 2015. HEIDE TREMEL 2015: PROJEKTBERICHT ZUM MODELLVORHABEN DES NIEDERSÄCHSISCHEN KULTUSMINISTERIUMS „KITA UND GRUNDSCHULE UNTER EINEM DACH“ 2012 - 2015



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