Emma Luise Rendtorff "Schwester Emma" (1894-1979)

rendtdorff 150Emma Luise Rendtorff (Quelle: Familienbesitz)Emma Luise Rendtorff erblickte am 4. Juni 1894 in Preetz (bei Kiel) das Licht der Welt. Sie war das jüngste von fünf Kindern des Theologen Franz Martin Leopold Rendtorff (1860-1937) und dessen Ehefrau Louise, geb. Schlatter (1861-1933). Bereits im Alter von acht Jahren wusste sie sich „zur Diakonisse bestimmt“ (Rendtorff 1983, S. 108). Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte die begabte Schülerin eine private Mädchenschule in Kiel. 1910 übersiedelte die Familie nach Leipzig, da dort das Familienoberhaupt zum ordentlichen Professor für Praktische Theologie und Neutestamentliche Wissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität berufen wurde. Emma Rendtorff absolvierte von 1912 bis 1914 das Lyzeum des Leipziger Vereins für Familien- und Volkserziehung und legte dort das Examen zur staatlich geprüften Kindergärtnerin ab. Für kurze Zeit war sie als Unterrichtsvertretung an einer Volksschule in Leipzig tätig. Im Zuge der Kriegsfürsorge arbeitete Emma Rendtorff 1915 im Lazarett des Leipziger Diakonissen-Mutterhauses. Ein Jahr später wechselte sie als Erzieherin und Lehrerin an das Kinderheim Theodorshalle im Salinental in (seit 1924 Bad) Kreuznach, eine Kurstätte für (überwiegend) Kinder gutsituierter Eltern. Nach zwei Jahren verließ sie Kreuznach, da sie an das Diakonissen-Mutterhaus in Eisenach gerufen wurde. Dort unterrichtete sie zuerst am Kleinkinderlehrerinnen-Seminar, bevor man ihr 1920 die Leitung der Ausbildungsstätte übertrug. Zwischenzeitlich hatte sie das Jugendleiterinnenexamen abgelegt. Unter ihrer Ägide wurde zuerst für den neu angegliederten Hortnerinnenkurs 1922 die staatliche Anerkennung, erreicht. Folgend gestaltete sie das Kleinkinderlehrerinnen-Seminar zu einer Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen um, die 1926 die staatliche Anerkennung erhielt.

klassenfoto 250Emma Rendtorff mit Schülerinnen des Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars (Quelle: Familienbesitz)Zusätzlich war Emma Rendtorff ab 1922 für die evangelische Fachzeitschrift „Die christliche Kinderpflege“ tätig. Für genanntes Periodikum verfasste sie Rezensionen und Beiträge, die in den Jahren der Nazi-Diktatur nicht frei von Zugeständnissen an das politische System waren.

Außerdem zeichnete sie ab 1924 für die alljährlich abgehaltenen Pfingstfreizeiten mit Bibel-und Fortbildungskursen für die ehemaligen Schülerinnen des Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminars verantwortlich. Aus diesem Kreis erwuchs 1930 als eine Hilfsschwesternschaft des Diakonissen-Mutterhauses die „Eisenacher Kinderschwesternschaft“, die mit 30 Kinderschwestern begann. Im Laufe der Zeit „stieg die Zahl auf 55 an. Später bleiben die Kinderschwestern als lose Gesinnungsgemeinschaft auch noch zusammen, als keine Stationsverträge mehr abgeschlossen werden konnten und die sogenannte NSV die kirchlichen Kindergärten uns nahm“ (Rendtorff o. J., S. 71).

Zusammen mit Pfarrer Hermann Scriba, Rektor des Eisenacher Diakonissen-Mutterhauses, leitete sie viele Jahre den Verband evangelischer Kindertagesstätten der Thüringer evangelischen Kirche. Obwohl sie 1937 in die NSDAP eintrat, Mitglied im NSLB und der NS-Frauenschaft war, setzte sich Emma Rendtorff dafür ein, wenn auch vergebens, dass die Thüringer Kindertagesstätten (Kindergärten, Krippen und Horte) in Trägerschaft der evangelischen Kirche und ihrer Gemeinden verbleiben und nicht von der NSV übernommen werden (vgl. Bookhagen 2002, S. 533 f). Schließlich gingen alle „rein kirchlichen Kindergärten in Thüringen“ (Scriba o. J., S. 24) an die NSV verloren.

kalender 250Christlicher Kinderkalender (Quelle: Ida-Seele-Archiv)1946, im Alter von 52 Jahren, trat Emma Rendtorff in das Eisenacher Diakonissen-Mutterhaus ein. Im gleichen Jahr musste auf Anordnung der kirchenfeindlichen sowjetischen Militäradministration das Kindergärtnerinnen- und Hortnerinnenseminar seinen Betrieb einstellen, da alle Privatschulen aufgelöst wurden. Im Oktober 1946 durfte mit Zustimmung der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) vom Diakonissen-Mutterhaus das „Katechetinnen-Seminar der Thüringer Kirche“ unter Schwester Emmas Leitung eröffnet werden. Von 1950 bis 1961 zeichnete sie für die Ausbildung der vordiakonischen Helferinnen (im Alter von 14 bis 17/18 Jahren) verantwortlich, die im „Theodor-Fliedner-Heim“ des Eisenacher Diakonissen-Mutterhauses ausgebildet wurden. Überdies übernahm sie die Schriftleitung für den seit 1947 vom Landeskirchenrat in Thüringen herausgegebenen „Christlichen Kinderkalender“. Der Almanach für Kinder ab zeichnung 250Zeichnungen von Emma Rendtorff (Quelle: Christlicher Hauskalender 1952, S. 13 u. 53)dem 5. – 10. Lebensjahr wurde auch von den Kindergärtnerinnen und Kinderdiakoninnen (eine Ausbildung, die vor allem zur pädagogischen Arbeit im evangelischen Kindergarten befähigte, allerdings auch, im Gegensatz zur Kindergärtnerin, zur pädagogischen Arbeit mit Kindern bis zum 10. Lebensjahr) teilweise zur religiösen Unterweisung der ihnen anvertrauten Kinder herangezogen, zumal es unter den staatsatheistischen Bedingungen äußerst schwierig war, religiöse Schriften zu publizieren bzw. an solche heranzukommen. Schwester Emma hatte für den Kinderkalender eine beachtliche Anzahl von Beiträgen (u.a. Märchen, Geschichten, Gedichte, Bastelarbeiten, Lebensbeschreibungen, Naturbeobachtungen, religiöse Bildbetrachtungen etc.) und eigenen Zeichnungen sowie Scherenschnitten beigesteuert. Über 30 Jahre war sie Schriftleiterin des Periodikums.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte Schwester Emma im Diakonissen-Feierabendhaus “Friedenshort“. Sie starb am 31. Juli 1979 in Eisenach.

Der evangelische Kindergarten als eine familienersetzende Einrichtung

diakonisse 150Diakonisse Sr. Emma Rendtorff (Quelle: Familienbesitz)Im Jahre 1929 feierte die evangelische Kinderpflege ihr 150-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlasse gab die „Reichskonferenz für evangelische Kinderpflege“ eine Denkschrift heraus, in der Emma Rendtorff einen Beitrag über die praktische Arbeit in den evangelischen vorschulischen Einrichtungen verfasst hatte. Darin betonte sie die drei großen pädagogischen Grundaufgaben der evangelischen Kinderpflege, die im Mittelpunkt der praktischen Arbeit im Kindergarten stehen: „Die Kinder zu erziehen im Geist des Evangeliums, im Dienst der Kirche; die Familie zu ersetzen, wo es not ist und von ihr lernend ihr zu dienen; Kanäle zu graben ins Volk für die Kräfte des Evangeliums“ (Rendtorff 1929, S. 224). Sie betrachtete den Kindergarten vordergründig nicht als eine familienergänzende oder -erweiternde Institution, sondern als eine Einrichtung, die nur dann in Frage kommt, wenn die Eltern „der Aufgabe nicht gerecht werden können, die ihnen Gott anvertraut hat, zu der er sie rüsten will mit Weisheit und Liebe, daß sie den Kindern gegenüber seine Stellvertreter seien, nur dann tritt der Kindergarten ein... Wenn aber die evangelische Kinderpflege so der Familie dient, gewinnt sie auch Einfluß auf sie, und da liegt ihre letzte, eigentlichste Aufgabe: Das Evangelium hineinzutragen ins Volk durch die Familie, durch die Kinder, Volksmission zu treiben“ (ebd.). Demzufolge hatte der Kindergarten eine familienersetzende Funktion. Darum besteht seine Aufgabe darin, „soviel wie möglich familienmäßig zu arbeiten. Nicht eine Schule, nicht eine Anstalt (sollte der Kindergarten, M. B.) sein, sondern eine Kinderstube, ein Heim, in dem jedes Kind zu seinem Recht kommt, in dem christliches Gemeinschaftsleben sich entfalten kann in gegenseitiger Hilfe und Rücksichtnahme, in Verantwortlichkeit für einander. Darum werden kleine Lebensgemeinschaften inmitten der großen Schar gebildet. Die großen Räume sind aufgeteilt in kleine, wohnliche Winkel mit leichten Tischen und Stühlen, da hausen je etwa 10 Kinder beisammen als Familie. Geschwister und Freunde bleiben möglichst ungetrennt, Große und Kleine, Jungen und Mädchen fördern und ergänzen einander wie im Elternhaus“ (ebd., S. 228).

Montessori oder Fröbel?

In bereits genannter Denkschrift zur 150-Jahrfeier der evangelischen Kinderpflege nahm sie auch Stellung zu den seinerzeit heftig geführten Auseinandersetzungen mit der Pädagogik Maria Montessoris. Auf evangelischer Seite, die eindeutig die Fröbelpädagogik favorisierte, war man sich noch nicht klar darüber, ob und inwieweit diese „neue Erziehung“ aus Italien zu befürworten sei. Man wollte noch die Zeit der Erprobung für deutsche Verhältnisse abwarten, bevor „ein endgültiges Urteil gefällt werden kann“ (Gehring 1929, S. 179). Bis dahin, so Emma Rendtorffs Vorschlag, kann die evangelische Kinderpflege „Einzelnes“ der montessorianischen „kunstvollen Mittel zur Schulung der Sinne und des Verstandes... aufnehmen,... während sie (die evangelische Kinderpflege; M. B.) im ganzen doch solche Sinnesausbildungen auf Kosten der Phantasie und des Spiels, solch verstandesmäßiges Tun an geometrischen, nüchternen Formen ablehnen wird und dem Puppen und Tiere, Kaufladen und Küche, Karren und Eimer, Pferdeleinen und Bälle vorzieht, die jedes Kindesherz hoch beglücken, solides, gutes Spielzeug, das man lieb haben kann, das dauerhafte Kameradschaft hält, das in schöner Farbe und klarer, schlichter Form den Geschmack und das Gemüt des Kindes bildet“ (Rendtorff 1929, S. 230 f). Eindeutig sollte der evangelische Kindergarten die Fröbel‘schen Beschäftigungen bevorzugen, da diese „in ihrer Mannigfaltigkeit alle Kräfte“ beleben und „vor Einseitigkeit“ hüten, zumal sie „sowohl Verstand, Sinne und Muskeln üben, wie Vorstellungen klären und, der Phantasie und Spielfreude des Kindes Raum gönnend, es zu schöpferischer Tätigkeit veranlassen“ (ebd. S. 230).

Erzählen biblischer Geschichten

In ihrer Tätigkeit als Schulleiterin, Lehrerin sowie Praxisanleiterin im zum Seminar gehörenden Kindergarten und Hort stellte sie fest, dass es an einem geeigneten Fachbuch mangelte, das die kindgemäße Form der Darstellung und Vermittlung des biblischen Stoffes beschreibt.

buch 250Buchankündigung und Buchcover (Quelle: Ida-Seele-Archiv)Diesem Defizit begegnete sie mit der Veröffentlichung der Broschüre „Biblische Geschichte im Kindergarten und Hort“, die 1931 erschien und von der „Kaiserswerther Konferenz für christliche Kinderpflege“ herausgegeben wurde. Emma Rendtorffs Vater schrieb zum Geleit u.a.: – „Aus reifer Erfahrung und reichlicher Erprobung erwachsen, wollen die hier dargelegten Grundsätze und die zu ihrer Erläuterung dargebotenen Unterrichtsproben zeigen, wie eine aus schlichtem Glauben an das in der Bibel verfaßte Gotteswort und eine sich herzlich in die Kinderseele einfühlende Liebe den Schatz biblischer Geschichten, diesen durch nichts zu ersetzenden Grundstoff evangelischer Kindererziehung, den Kleinen und Kleinsten unserer Jugend im Kindergarten und Hort fruchtbar darbieten kann. Ganz kindesgemäß verzichtet die Verfasserin völlig auf kulturhistorische Untermalung der Geschichten – ein solches Verfahren würde in den Orient und in die Vergangenheit führen. Sie verzichtet auch auf ein ‚phantasiertes‘ Handeln, das den biblischen Stoff zu Märchen oder Novellen umgestaltet – die ehrfurchtgebietende Eigenart des biblischen Stoffes geht bei einem solchen Verfahren rettungslos verloren. Sie verzichtet endlich auf ein intellektualistisches Verfahren, das in der Herausarbeitung von Begriffen und in der Umwandlung von Vorstellungen in Gefühle und Willensregungen sein Ziel sucht – für die Altersstufe wenigstens, um die es sich hier handelt, wäre ein solches Verfahren völlig unfruchtbar. In diesem Buche wird vielmehr gezeigt und vorgemacht, wie den Kleinen die biblischen Geschichten schlicht und keusch und dabei so anschaulich erzählt werden können, daß sie ihnen zum Erlebnis werden, zum Erleben der Wirklichkeit Gottes und seiner Welt, die ihre Heimat ist, und in der auch ihre Lebensaufgabe beschlossen liegt. Ein Wagnis ist ein solches Buch gewiß. Aber als ein Werk, das aus Glauben und Liebe geboren ist, durfte und mußte es gewagt werden“ (Rendtorff 1931, S. 5).


Unabdingbare Grundvoraussetzung für das Erzählen biblischer Geschichten im Kindergarten ist für Emma Rendtorff, dass die Kindergärtnerin „selber ernste Bibelarbeit“ treibt. Diesbezüglich hielt sie fest:

„Haben wir nicht in solider Bibelkenntnis festen Grund unter den Füßen, so wird unsere Darlegung und Auslegung falsch. Wer aber die einzelnen Geschichten recht darbieten will, der muß die Bibel in ihrer Gesamtheit kennen, muß daheim sein in ihrer Sprache, muß Ort und Zeit und Lebensbedingungen kennen, in denen die Geschichten sich abspielen... So kommt es also vor allen Dingen darauf an, daß wir selbst die heiligen Geschichten in uns wirksam werden lassen, daß wir ernste Bibelarbeit treiben, ehe wir den Kindern erzählen“ (Rendtorff 1935b, S. 287).

Evangelische Kinderpflege unter der Nazi-Diktatur

„Die christliche Kinderpflege“ bekannte sich mit Beginn der Machtergreifung „zu dem Erziehungsprogramm der nationalsozialistischen Regierung, für dessen Verwirklichung (man sich; M. B.) mit ganzer Kraft und Hingabe einsetzen“ (zit. n. Berger 1992, S. 12) wollte, auch Emma Rendtorff. In ihren Beiträgen finden sich immer wieder Begriffe wie “Volk“, „Rasse“, „Zucht“, „Vaterlandsliebe“, „Heimatliebe“, „Führung“, „deutsch“ etc., die ihre Nähe zum Nationalsozialismus belegen. Sie ging so weit zu behaupten, dass die evangelische Kinderpflege mit „Freuden das Gedankengut des Nationalsozialismus aufgenommen“ (Rendtorff 1935b, S. 36) hat. Ihr Aufsatz „Die deutsche Heldensage“ ist eine wahre Hommage an den Führer, der die Erzieher aufruft, „die ihnen anvertrauten Kinder zu deutschen Menschen zu erziehen, die sich ihres Deutschtums freudig bewußt sind, die in sich rein wie möglich die gute, deutsche Art zum Durchbruch kommen lassen, um so ihrem ganzen Volk zum Siege zu verhelfen. Eine Führerschicht echt deutscher Menschen soll herangebildet werden, deren Kennzeichen Rasse und Zucht sind; die sich verantwortlich weiß; der Führerschaft nicht Recht sondern ernste Pflicht ist, daß sie dem ganzen Volke heraushelfe aus seiner Not. Darum muß die Jugend den deutschen Menschen kennen“ (Rendtorff 1935c, S. 38). Um die Kinder zu echten Deutschen zu erziehen, bedarf es auch einer entsprechenden Literatur, die „den Kindern die großen Helden unseres Volkes nahe bringt... Die deutsche Heldensage ist eine unerschöpfliche Fundgrube. Für die Erfüllung mancher Aufgaben, die jetzt vor uns liegen bietet sie Hilfe. Da steht der deutsche Mensch vor uns, wie Hitler ihn in der Jugend heranbilden will: mit gesundem, stahlhartem, widerstandsfähigem Körper, keine Mühsal scheuend, mit echtem, gradem Charakter, tapfer, treu, opferbereit, verschwiegen, tat- und anschlußkräftig, von unbeugsamen Willen. Da sind die starken, gütigen Führer und die treuen Mannen. Da ist Leben und Tat und gesunde, herbe, starke Luft“ (ebd.). An anderer Stelle drückt sich ihre „fraglose Verbindung von Frömmigkeit und Nationalsozialismus“ (Mühle 1992, S.42) aus, wie nachstehendes Zitat verdeutlicht: – „Zur Fürbitte gehört auch das Gebet für Volk und Führer, daß wir nie versäumen wollen; das ist unser wichtigster Dienst an unserem Volk, unser erster Dank für unseren Führer! Jedes ‚Heil Hitler‘ sei ein Gebet, den ganzen Tag. Jeder Tag trage in sich einen Dank und ein Bittgebet für ihn und seine Ratgeber. Wie ermahnt uns Paulus dazu? ‚So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeiten.‘ 1. Tim. 2, 1-4. Ich möchte da auch mahnen, daß wir nicht versäumen, wirklich für die Menschen zu beten, die uns als Regierung und Obrigkeit angehen“ (Rendtorff 1940, S. 78 f). – Und zum Gedenken an die Gründung der ersten evangelischen Kleinkinderschule konstatierte sie, das gegenwärtige Werk der „deutsch-evangelischen Kinderpflege“ betreffend:

„Es hat gelernt von all den pädagogischen, psychologischen und technischen Errungenschaften unserer Zeit. Die Fröbelschen Beschäftigungen haben Einzug gehalten, in manchen Einzelheiten hat sich die Erziehungsweise geändert. Der Tagesablauf der Kinder ist anderes geworden, in der äußeren Einrichtung der Räume ist viel verbessert. Hitlerbild und Hakenkreuzfahne grüßen von der Wand, feierliche Fahnenhissung, das Feiern nationaler Feste des Dritten Reiches, die deutsche Stunde, mit Märchen, Sage und deutscher Geschichte sind Mittelpunkte des Kinderlebens geworden“ (Rendtorff 1935b, S. 36).

Der „evangelischen Kindergärtnerin als Pflegerin deutschen Brauchtums“ erklärte sie, dass „im 3. Reich“ die „Rasse-Auslese besonders gepflegt wird. Jede Gemeinschaft möchte sich verjüngen und fortpflanzen in kräftigem, gesundem, edlem Nachwuchs. Darum läßt man zu den Jahrlauffesten durch allerlei Wettkämpfe die tüchtigsten ‚besten‘ Burschen und Mädchen herausstellen. Aber das sind nicht Auslesen im Sinne der modernen Schönheitskonkurrenzen, sondern der Preis muß durch Leistung erworben werden im Wettlauf, Wettklettern an der hohen, glatten Stange, in Schießen nach dem Adler bei den Burschen, im Wettsingen, Schaukeln, Ringwerfen, Stechvogel-Werfen, Ballspiel bei den Mädchen“ (Rendtorff 1937, S. 41).

Literatur


  • Rainer Bookhagen: Die evangelische Kinderpflege und die Innere Mission in der Zeit des Nationalsozialismus. Band 2, 1937-1945, Göttingen 2002, S. 1048-1049
  • Johannes Gehring: Die Geschichte der evangelischen Kinderpflege, in: Johannes Gehring (Hrsg.): Die evangelische Kinderpflege. Denkschrift zu ihrem 150jährigen Jubiläum. Berlin/Leipzig 1929, S. 10-189
  • Heidi Mühle: Vom politischen Enthusiasmus zum Rückzug. Theorie und Praxis der Religionspädagogik 1931-1941, in: Egbert Haug-Zapp (Hrsg.): Historisches zu gegenwärtigen Aufgaben der Sozialpädagogik. 100 Jahre evangelische Fachzeitschrift TPS, Bielefeld 1992, S. 40-44
  • Emma Rendtorff: Die Aufgaben der evangelischen Kinderpflege. Die praktische Arbeit, in: Johannes Gehring (Hrsg.): Die evangelische Kinderpflege. Denkschrift zu ihrem 150jährigen Jubiläum. Berlin/Leipzig 1929, S. 224–235
  • Dies.: Weihnachtsfeiern im Kindergarten und Hort. Kaiserswerth 1930.
  • Dies.: Biblische Geschichten im Kindergarten und Hort. Dresden/Meißen 1931.
  • Dies.: Wie feiere ich mit meinen Kindern im Kindergarten Weihnachten?, in: Die christliche Kinderpflege 1929, S. 280-282
  • Dies.: Von gutem Spielzeug, in: Die christliche Kinderpflege 1930, S. 37-42
  • Dies.: Verzeichnis guter Spielzeugfirmen, in: Die christliche Kinderpflege 1930, S. 42-43
  • Dies.: Einzelbilder aus 100 Jahren deutsch-evangelischer Kinderpflege, in: Der Armen und Krankenfreund 1935a, S. 19-36
  • Dies.: Unsere Bibelarbeit, die Voraussetzung für das Erzählen biblischer Geschichten vor Kindern, in: Die christliche Kinderpflege 1935b, S. 287-294
  • Dies.: Die deutsche Heldensage, in: Die christliche Kinderpflege 1935c, S. 38-50
  • Dies.: Die evangelische Kindergärtnerin als Pflegerin deutschen Brauchtums, in: Die christliche Kinderpflege 1937, S. 34-47
  • Dies.: Unser Gebetsleben, in: Die christliche Kinderpflege 1940, S. 69-82
  • Dies.: Unsere Kinder- und Jugend-Arbeit, in: Hermann Scriba (Hrsg.): Baum an der Quelle. Sechs Jahrzehnte Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhaus für Thüringen in Eisenach, Berlin o. J., S. 67-73
  • Franz Rendtorff: Zum Geleit, in: Emma Rendtorff: Biblische Geschichte im Kindergarten und Hort, Dresden/Meißen 1931, S. 5
  • Hermann Scriba (Hrsg.): Baum an der Quelle. Sechs Jahrzehnte Ev.-Luth. Diakonissen-Mutterhaus für Thüringen in Eisenach, Berlin o. J.



Zum Weiterlesen:

Der Kindergarten im nationalsozialistischen Deutschland