Kompetenzorientierung und das Bild von SchülerInnen

Der folgende Beitrag steht im Zusammenhang mit der SozialdidaktikSozialdidaktik|||||Sozialdidaktik  ist eine eigenständige Didaktik zur professionelle Ausgestaltung von Lehr- und Lernzusammenhängen in sozialpädagogischen Ausbildungsberufen,  die auf dem Kontext von sozialem und pädagogischen Denken, Konzipieren und Handeln basieren. Tagung in Lüneburg vom 17.09.2010. Die Tagung stellte die sozialdidaktischen Grundlagen der Lehr- und Lernprozessgestaltung sowie die Sozialdidaktik als Arbeitsprogramm in Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Mittelpunkt und wurde in Zusammenarbeit des Instituts für Sozialpädagogik der Leuphana Universität und der Landesschulbehörde Lüneburg durchgeführt. 

 

Es gibt in Schulen erhebliche Unsicherheiten über den Begriff der Kompetenzorientierung und noch mehr darüber, wie diese im Unterricht umgesetzt werden kann.                                            

 Kompetenz wird zunehmend zu einem allgemeinen und wenig klarem Modebegriff, „der für alles herhalten muss, was irgendwie innovativ klingt und doch selten das traditionelle Dual von `Wissen und Können` übersteigt“.  (J. Oelkers 2009)

Für den Bereich der sozialpädagogischen Ausbildungen muss in  beiden Phasen der Lehrkräfteausbildung deutlicher als bisher erarbeitet werden, wie die Kernkompetenzen der Erzieherin,  z. B. Beobachtungsfähigkeit, Planungsfähigkeit und vor allem Bindungs- und Beziehungsfähigkeit einschließlich sozialer Kompetenzaspekte, wie z. B. Achtsamkeit,  Wertschätzung, Geduld, Feinfühligkeit, Gelassenheit und auch Humor stärker zum Gegenstand und Ziel des Unterrichts werden können.

Persönlichkeitsbildender, kompetenzorientierter Unterricht ist weder mit einem „Methodenfeuerwerk“ noch mit einer Überfülle von aufwändig gestalteten und präsentierten „Lernprodukten“ allein  zu realisieren. Guter Unterricht bedarf vorbildhafter Modelle durch Lehrkräfte, die im Sinne der „doppelten Vermittlungspraxis“ einfühlsam, klar und kompetent auf Schülerinnen und Schüler eingehen und er braucht zusätzlich wirksame Übungen und Vertiefungen,  Selbsterfahrungselemente und Reflexionsmöglichkeiten, um die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken.

Alle Schülerinnen und Schüler bringen bereits Erfahrungen und Kompetenzen mit in die Ausbildung. Das Ziel des Unterrichts muss es sein, die vorhandenen Kompetenzen zu entfalten und auf ein höheres Niveau hin zu entwickeln. Nach dem Prinzip `Von den Stärken ausgehen` sind dann wirklich Stärken zu stärken und Schwächen, so weit es geht, auszugleichen.                                                                                

   Dies muss zu Individualisierungen und Differenzierungen führen, die trotz verbindlicher Zielvorstellungen über „kompetente Erzieherinnen“ im Sinne der DiversitätDiversität|||||siehe Diversity die Unterschiedlichkeit der Absolventinnen und Absolventen tatsächlich akzeptiert und fördert.                                                                                         

  Wir brauchen die kreative und lebhafte Erzieherin ebenso wie den ruhigen und musikalischen Erzieher, die sportlich aktive oder technisch interessierte Fachkraft ebenso wie die Natur- oder Literaturliebhaberin und das in möglichst vielfältigen Kompetenzkombinationen bei engagierten jungen Frauen und Männer.

Dieses inklusive Menschenbild, das Unterschiedlichkeiten der Schülerinnen und Schüler ausdrücklich begrüßt und fördert muss allerdings in der Vergabe des Berufsabschlusses begrenzt werden durch Mindeststandards im Wissen, Können und in der Haltung. Wer diese Standards unterschreitet, muss intensiver und ggf. länger ausgebildet werden oder sich nach Beratung in ein anderes Berufsfeld orientieren. Eine ermutigende und transparente Kommunikation dieser Anforderungen und eine kontinuierliche Lernbegleitung  und –beratung zählen neben didaktischen und methodischen Fähigkeiten zwingend zu den Kernkompetenzen der Lehrkräfte in den sozialpädagogischen Ausbildungsgängen.