Gesunde Ernährung von Anfang an

Inhaltsverzeichnis

  1. Anwendungsforschung am Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE)
  2. Ernährung von Säuglingen
  3. Stillen
  4. Muttermilchersatz
  5. Produktgruppen
  6. Beikost
  7. Baukastensystem der Beikost
  8. Optimierte Mischkost
  9. Baukastensystem der Mahlzeiten
  10. Fazit für die Praxis
  11. Literatur

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Co-Autorin: Dr. oec. troph. Annet Hilbig

 

Ernährungskonzepte und ihre Umsetzung in der Praxis

 

Die große Bedeutung der gesunden Ernährung von früher Kindheit an für die Entwicklung, Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kinder ist lange bekannt. In keinem anderen Lebensabschnitt ändern sich Nahrungsbedarf und Ernährungsgewohnheiten so stark wie in den ersten Lebensjahren. Der Bedarf an Energie und Nährstoffen ist – bezogen auf Kilogramm Körpergewicht – höher als bei älteren Kindern und Erwachsenen, das Nahrungsspektrum erweitert sich von der Milchernährung über die Beikost zur Familienernährung. Das heutige vielfältige und allgemein verfügbare Lebensmittelangebot ermöglicht grundsätzlich eine ernährungsphysiologisch adäquate und schmackhafte Ernährung von Kindern aller Altersgruppen.

Intensive Forschungsarbeiten in den letzten Jahren zeigen darüber hinaus, dass die Ernährung in bestimmten „sensiblen" Zeitfenstern der frühkindlichen Entwicklung, wie der prä- und postnatalen Phase, unter Umständen auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit und die Entstehung von Krankheiten bis in das Erwachsenenalter ausüben kann. Dabei geht es aktuell unter anderem um die Auswirkungen von Stillen und unterschiedlich zusammengesetzter Flaschennahrung auf die Gewichtsentwicklung der Kinder oder um Effekte des Einführungszeitpunktes der Beikost auf die Entstehung von Allergien.

In diesem Sinne ist eine gesunde Ernährung von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil der sogenannten primären Prävention mit dem Ziel der Gesundheitsförderung und Vorbeugung weit verbreiteter Zivilisationskrankheiten, wie Fettleibigkeit (Adipositas), Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus) und Herzkreislauf-Krankheiten. Aus Sicht der Ernährungserziehung spielen auch aktuell diskutierte Fragen wie die Geschmacksprägung in der frühen Kindheit oder die Handhabung der Mahlzeiten in der Familie eine Rolle.

Eine formale wissenschaftliche Absicherung (Evidenz) für langfristige präventive Effekte einer gesunden frühkindlichen Ernährung ist allerdings nur schwer zu erbringen. Denn Ernährung ist komplex. Das zeigt sich bereits bei der Muttermilch mit ihren weit über den Ernährungswert hinausgehenden zahlreichen bioaktiven Substanzen und ihren vielfältigen Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes, und setzt sich fort im systemischen Zusammenspiel von Nährstoffen und Lebensmittelmustern mit genetisch bedingten individuellen Voraussetzungen für die Krankheitsentstehung.

Umso wichtiger ist es, dass (1) bestehende Ernährungsempfehlungen auf dem aktuellen Stand des Wissens stetig fortentwickelt werden, um das Potential der gesunden Ernährung von Anfang an so weit möglich auszuschöpfen, und dass (2) Fachleute aus pädagogischen, medizinischen und psychosozialen Berufsgruppen, die Eltern zur Ernährung ihrer Kinder beraten oder selbst für die Ernährung von Kindern – z. B. in Betreuungseinrichtungen – (mit)verantwortlich sind, über die Grundzüge der Kinderernährung stets aktuell informiert werden.

 



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