Übergang KiTa - Grundschule: Neue Studienergebnisse

Seitdem die Kita als Bildungsinstitution gesehen wird, ist auch der Übergang von der Kita in die Grundschule ein Thema in der Frühpädagogik, Es werden Modellprojekte durchgeführt, Broschüren und Programme entwickelt, Und Kritik zu der häufig vorfindbaren Dramatisierung gibt es auch.

 

Die meisten Kinder kommen mit dem Übergang gut zurecht

Nun zeigen Studienergebnisse zum Modellversuch „KiDZ - Kindergarten der Zukunft in Bayern“, die im DiskursDiskurs|||||Der Begriff Diskurs kann verschiedene Bedeutungen haben, wurde ursprünglich jedoch als  „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet. Weitere Bedeutungen sind: theoretische Erörterung, systematische, methodische Abhandlung, gesellschaftliche Auseinandersetzung, Erörterung. Sinnverwandt sind auch Debatte, Diskussion, Disput.  Kindheits- und Jugendforschung 2/2015 veröffentlicht wurden, dass die Kinder die Unterschiedlichkeit der beiden Bildungssysteme meist gut bewältigen. Jedenfalls sagen das die Eltern. Das Fazit des Beitrages von Katharina Kluczniok, Yvonne Anders und Hans-Günther Roßbach lautet: "Bezüglich der Übergangsproblematik kann also Entwarnung gegeben und zu mehr Gelassenheit ermutigt werden." Eine Umorientierung wäre notwendig. Sie "sollte sich auf die zahlenmäßig kleine Gruppe von Kindern mit eher ungünstigen Ausgangslagen ...konzentrieren und hierfür während der Kindergartenzeit gezielte Angebote machen..." Und: "Interesssanterweise spielen die aus der Literatur... als relevant identifizierten Variablen, wie z.B. der Austausch zwischen den pädagogischen Fachkräften über einzelne Kinder, keine Rolle für die Übergangsbewältigung."

 

Diese Ergebnisse beweisen, was Fachkräfte, wenn sie gut ausgebildet sind, schon wissen: Kinder, die von ihren Eltern sorgend und unterstützend gefördert werden, verkraften solche Brüche wie den zwischen Kita und Schule ohne Weiteres. Fünf- und sechsjährige Kinder sind durchaus in der Lage, sich auf neue Anforderungen und Herausforderungen einzustellen und mehr als das: Sie sind neugierig. Und wenn die Grundschullehrerin ebenfalls auf neue Kinder gespannt wartet, dann haben beide Seiten gute Chancen, den Bildungsprozess erfolgreich fortzusetzen.

 

Das spricht nicht gegen Ansätze wie die "Bildungshäuser", die eine gemeinsame Sicht von Professionellen aus Kita und Grundschule auf den Bildungsprozess der Kinder ermöglichen. Darüber schreiben Thorsten Bührmann und Petra Büker, die das Paderborner Modellprojekt „Kinderbildungshaus“ begleitet haben, ebenfalls im Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 2/2015. Die vielbeschworene Begegnung von ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen "auf Augenhöhe" reicht, so die Autoren, dabei nicht aus, denn sie erfordert Kommunikationsprozesse, die ja in den meisten Fällen von der Unterschiedlichkeit der überlagernden Systeme Kita und Grundschule erschwert werden. Die Konzeption der "Bildungshäuser", die insbesondere in Baden-Württemberg eingerichtet werden, eröffnet neue Möglichkeiten für einen gemeinsamen Blick auf die Kinder. Für und in einem "Bildungshaus" in Paderborn führten die Autoren eine Begleitforschung durch, um eine mehr systemische Sicht der multiprofessionellen Teams zu entwickeln.

 

Um Missverständnisse zu vermeiden: Das Bildungshaus ist zumeist kein Haus, sondern ein Netzwerk der Systeme Kita und Grundschule, in dem beide Systeme bzw, ihre Akteure miteinander kooperieren. Und, das nur nebenbei: Es ist die Frage, ob solch ein irreführender Begriff sinnvoll ist für die Entwicklung und Verbreitung der daraus entstehenden Anregungen.

 

Nur Begegnung auf Augenhöhe reicht nicht aus

In dem Projekt wurden in einem höchst aufwändigen Forschungsprozess ErzieherInnen, GrundschullehrerInnen, die Schulsozialarbeiterin, Leitungskräfte, Kinder und Eltern von zwei Kitas und einer Grundschule, sowie Akteure auf der kommunalen administrativen Ebene zu verschiedenen Zeitpunkten mit unterschiedlichen Methoden befragt bzw. beboachtet. Nach jedem Erhebungszeitpunkt wurden die Ergebnisse an die Akteure rückgekoppelt, damit konnten umgehend Veränderungen in den Kommunikationsstrukturen und Systemen implementiert werden. Diese Veränderungen betreffen unter anderem das Bild vom Kind, vom Spiel und von Leistung und das Sprechen darüber. Partiell konnte eine gemeinsame Sprache entwickelt werden. Auch wurde für alle Professionellen der Begriff "Lernbegleiter" gebildet und der Begriff "Lernwerkstattarbeit" wurde von ihnen statt der Begriffe "Untericht" oder "Angebotszeit" verwendet.

 

Die Begleitforschung macht deutlich, welch unterschiedliche Denkmuster Professionen aufgrund ihrer Ausbildung und ihrer Tätigkeit entwickeln unnd wie aufwändig es ist, Systemgrenzen, die diese Muster unterstützen, zu überwinden.

 

Das größere Verständnis für die Denkweise und Aufgabe der jeweilig Anderen hat mit Sicherheit dazu beigetragen, die Lernfreude der Kinder wie die Arbeitszufriedenheit der Fachkräfte zu verbessern. Aber der zeitliche und damit personelle Aufwand für die Praxis durch ein solches Projekt ist erheblich und muss durch zusätzliche Mittel finanziert werden. Dazu sind Kommunen wohl nur in seltenen Fällen in der Lage. Zumal dann nicht, wenn sie die Gehälter der frühpädagogischen Fachkräfte auf das Niveau von Grundschullehrerinnen heben. Denn "auf Augenhöhe" heißt ja auch, dass die Fachkräfte vergleichbare Gehälter haben. Von daher ist das Konzept dieser Begleitforschung wohl kaum auf die allgemeine Praxis übertragbar.

 

Wir können uns mit den im erstgenannten Artikel besprochenen Forschungsergebnissen trösten: Die Kinder schaffen es zumeist auch ohne intensive Kommunikation der Fachkräfte aus Kita und Schule, sich auf die Schule einzustellen. Diejenigen, die damit Schwierigkeiten haben könnten, sollten schon lange vor Schuleintritt so gefördert werden, dass sie ausreichend Sicherheit und Selbstbewusstsein entwickeln können. Dafür muss Personal und Zeit in der Kita vorhanden sein.

 

Artikelübernahme mit freundlicher Genehmigung von www.erzieherin.de

 

 

 



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