Wohlergehen von Kindern: Kita als wichtiger Faktor

Welche Faktoren sind für das Wohlergehen von Kindern entscheidend und welche Rolle spielen dabei insbesondere ehe- und familienbezogene Leistungen? Dieser gesellschaftlich brennenden Frage gingen die PsychologInnen und SozialwissenschaftlerInnen Prof. Axel Schölmerich, Alexandru Agache, Prof. Birgit Leyendecker, Prof. Notburga Ott und Prof. Martin Werding von der Ruhr Universität Bochum im Auftrag des Bundesfamilienministeriums nach. Sie griffen dabei auf  Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) zurück.

Für ihre Studie haben die AutorInnen auf der Grundlage der international etablierten Unicef-Indikatoren für das Wohlergehen von Kindern („well-being“) zusätzlich Entwicklungsdimensionen aus der Psychologie herangezogen, die das Wohlergehen von Kindern abbilden – etwa die kognitive, sprachliche und motorische Entwicklung, den Gesundheitszustand, soziale und emotionale Kompetenzen sowie das Selbstvertrauen von Kindern. Ziel war es, auf dieser Grundlage ein Modell zu entwickeln, das eine differenzierte Analyse des kindlichen Wohlergehens in unterschiedlichen Altersstufen von der Geburt bis zum Alter von zehn Jahren erlaubt.

Positive Wirkung von außerfamiliärer Betreuung

Zentral stellt die unten zum Download angebotene Untersuchung eine „nachweisbare positive Wirkung von außerfamiliärer Betreuung von Kindern im Alter von 2 bis 3 Jahren“ (S. 155) heraus. Diese wirke sich sowohl auf das Wohlergehen insgesamt als auch spezifisch auf motorische, soziale und Alltagskompetenzen der Kinder aus. Auch erweise sich der Zuwachs an Betreuung im Altersbereich bis zu 6 Jahren als förderlich für prosoziales Verhalten.

Neben den direkten Wirkungen der außerfamiliären Betreuung auf das Wohlergehen von Kindern ergibt die Studie auch „eine zusätzliche Funktion als Schutzfaktor gegen die ökonomische Belastung von Familien“ (S. 156). So zeigten extern betreute Kinder im Vergleich zu den ausschließlich familiär betreuten Kindern keine oder deutlich geringere Beeinträchtigungen bei zunehmender ökonomischer Belastung der Familien. Hier zeitige die Tagesbetreuung eine „Pufferwirkung […] gegen Stress“ (S. 157). In diesem Sinne wirkte sich auch die Ankündigung eines Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab 3 Jahren schon positiv auf die Lebenszufriedenheit der Mütter und damit auf das Wohlergehen der Kinder aus.

Finanzielle Lage gibt nicht den Ausschlag

Bei Familien, deren finanzielle Lage infolge fehlender regelmäßiger Erwerbseinkünfte oder hoher Mietkosten im untersten Bereich liegt, zeigt sich ein leicht verringertes Wohlergehen der Kinder. Auch ist deren Gesundheitszustand schlechter als bei den Familien mit mittlerem oder höherem Einkommen – und der Gesundheitszustand der Kinder wirkt sich ebenfalls negativ auf das Gesamtwohlergehen aus. Allerdings weisen die Bochumer Forscher nach, dass eine schwierigere finanzielle Lage der Familie sich wenig oder gar nicht auf die Indikatoren des Wohlergehens von Kindern auswirkt, wenn die Mütter täglich Zeit mit kindbezogenen Aktivitäten wie Singen oder Vorlesen verbringen oder ein Angebot der Kinderbetreuung nutzen. Auch bei Kindern mit Migrationshintergrund ergeben sich in den meisten Altersstufen die gleichen Wohlergehenswerte wie bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Ob und in welchem Umfang die Mutter erwerbstätig ist, hat ebenfalls weder positive noch negative Auswirkungen auf das Wohlergehen des Kindes.





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