Emotionales und soziales Lernen in der KiTa

Ergebnisse einer Trainingsstudie


ElefantMit dem Logo des Elefanten, der für „E-motionales Le-rnen ist fant-astisch“ steht, hat sich das Forschungsprojekt des Instituts für Psychologie der Leuphana Universität Lüneburg des Forschungsverbunds für frühkindliche Bildung und Entwicklung zwischen 2009 und 2012 mit der Frage beschäftigt, was Kinder im Kindergartenalter über Gefühle wissen und wie sich dies im Laufe der etwa 14 Monate zwischen der 1. und der 3. Befragung entwickelt.


Frühe emotionale Bewusstheit

Zur Beantwortung dieser Fragen hat die Entwicklungspsychologin Maria von Salisch und ihr Team über 450 Kinder einzeln befragt und deren Kindergarten-Erzieherinnen um Einschätzungen über ihr Sozialverhalten gebeten. Projektleiterin Prof. Maria von Salisch: „Erstaunlich ist, was diese Kinder schon vor Schulanfang alles im Kopf haben: etwa  70% der über 5-6-Jährigen erkennen das emotionsauslösende Potential von Geburtstagsgeschenken  und anderen Situationen und nur etwas weniger wissen, dass die Nicht-Erfüllung von Wünschen in der  Regel zu Ärger und Frustration führt.“ Erst langsam, bei der Mehrheit nach Schuleintritt, bahnt sich die Einsicht, dass Menschen sich manchmal verstellen und ihre wahren Empfindungen nicht im Gesicht zeigen. Auch die Erkenntnis, dass man zwei Gefühle zur gleichen Zeit empfinden kann, reifte bei vielen über das gute Jahr der Untersuchung.

All dies sind nützliche Erkenntnisse, weil sie Kindern helfen, ihr eigenes Gefühlsleben besser zu verstehen. Außerdem helfen sie den Kurzen, sich im Kindergarten zurechtzufinden. Weil hier Kinder mit ganz unterschiedlichen „emotionalen Voreinstellungen“ aufeinander treffen und den Alltag miteinander  verbringen, sind Gefühle an der Tagesordnung – und manchmal auch emotionale Entgleisungen. Wenn Kinder schon aus der Situation heraus verstehen, welche Gefühle andere Kinder wahrscheinlich gerade empfinden, können sie besser abschätzen, wie sie sich verhalten sollen. Einem gerade frustrierten Kind aus dem Weg zu gehen und seinen Ärger nicht weiter anzufachen oder Unterstützung zu holen, wenn jemand traurig oder verletzt ist, sind emotionale Basisfertigkeiten, die das Zusammenleben in jeder Gruppe erleichtern.


Große Rolle der Sprache beim emotionalen Lernen

Bedenkenswert ist die wichtige Rolle, die die Sprache bei dem Aufbau dieses Wissensschatzes spielt. Besonders schnelle Fortschritte beim emotionalen Lernen machten nämlich nicht Kinder mit einer guten  Selbstregulation oder einem großen Gedächtnisspeicher, sondern Kinder, deren Verständnis der deutschen Sprache schon zu Anfang fortgeschritten war. Diese Kinder lernten am meisten über die eigene Gefühlswelt und die der anderen Kinder dazu, weil dieses Wissen überwiegend verbal vermittelt wird. Optimalerweise natürlich durch die Erzieherinnen, die den Kindern das was und warum der emotionsgeladenen Situationen im Kindergarten-Alltag erklären.

Kinder aus Einwandererfamilien, die im Kindergarten die deutsche Sprache gerade erst lernen, können von diesen Erklärungen weniger profitieren. Dieser Umstand weist darauf hin, dass es am mangelnden Sprachverständnis liegt, wenn Kinder mit Migrationshintergrund, so ein weiterer Befund der Elefant-Studie, in ihrem Wissen über das Gefühlsleben weniger fortgeschritten sind. Projektmitarbeiterin und Studienautorin Dipl.-Psych. Martha Köckeritz Hänel dazu: „Wenn die Kinder noch mit der deutschen Sprache zu kämpfen haben, können sie auf Feinheiten im Emotionsausdruck ihrer Kameraden weniger achten“.

Am meisten überrascht hat uns, dass die Elefant-Studie bestätigen konnte, dass das mehr oder weniger ausgeprägte Verständnis der Kinder über die Gefühlswelt einen eigenständigen Beitrag dazu lieferte, das Ausmaß ihrer phonologischen Bewusstheit ein Jahr später zu erklären. Die phonologische Bewusstheit wird im Kindergarten auch ganz überwiegend über Worte, genauer durch Reimen und durch Silben-Klatschen, vermittelt. Darüber kurz vor  Schuleintritt Bescheid zu wissen, ist deshalb so  wichtig, weil sie den Kindern den Einstieg ins korrekte Schreiben erleichtert und ein guter Indikator für  die späteren Schulleistungen der Kinder in Deutsch ist. Kinder mit einem breiten Emotionswissen konnten augenscheinlich von allen verbal vermittelten Lerngelegenheiten guten Gebrauch machen.


Quelle: Projekt-Selbstbericht




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