Gesundheit und Gesundheitsförderung nach dem „K!GG“-Konzept

Inhaltsverzeichnis

  1. Der Gesundheitsstatus von Kindern
  2. Auswirkungen der gesundheitlichen Problemlagen
  3. Die Erfahrungen aus dem Setting Schule
  4. Die Grenzen der Gesundheitsförderung in Kitas
  5. Der neue Blickwinkel von K!GG
  6. Integriertes Gesundheitsmanagement im Konzept »K!GG: Kita Gut & Gesund«
  7. Definition der Guten Gesunden Kita
  8. Fazit

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Der neue Blickwinkel von "K!GG"

Die Gute Gesunde Kita nimmt eine neue Perspektive ein und geht in ihrem Konzept von der Bildungs-, Erziehungs und Betreuungsorganisation Kita als selbstorganisiertem sozialen System aus. Dabei hebt sie den Dualismus zwischen Autopoiesis (vgl. z.B. Luhmann 1984) und sozial-kultureller Konstruktion (vgl.z.B. Berger & Luckmann 2009) auf und plädiert für einen moderaten KonstruktivismusKonstruktivismus|||||Stark vereinfacht wird mit dem Begriff Konstruktivismus verbunden, dass menschliches Erleben und Lernen individuellen Konstruktions-Prozessen unterworfen sind. Aus lernpsychologischer Hinsicht wird angenommen, dass unterschiedliche sinnesphysiologische, neuronale, kognitive aber auch soziale Prozesse diesen Lernprozess beeinflussen. Somit hängt ein Lernprozess sehr stark von den individuellen Erfahrungen des Lernende ab, der sich eine individuelle Representation der Welt aneignet. .


Die Gute Gesunde Kita versteht Systeme (soziale wie psychische) zwar als selbstorganisiert in dem Sinne, dass sie ihre Wirklichkeit und ihr Wissen subjektiv bedeutsam konstruieren. Diese Konstruktionen müssen aber immer aus dem Kontext einer Kultur und Lebenswelt heraus verstanden werden, mit der die Systeme in Interaktion und Kommunikation stehen. Der Erhalt und die Entwicklung eines Systems und deren Realität sind also stets als moderiert durch die Beziehungen und den DiskursDiskurs|||||Der Begriff Diskurs kann verschiedene Bedeutungen haben, wurde ursprünglich jedoch als  „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet. Weitere Bedeutungen sind: theoretische Erörterung, systematische, methodische Abhandlung, gesellschaftliche Auseinandersetzung, Erörterung. Sinnverwandt sind auch Debatte, Diskussion, Disput.  mit seiner Umwelt (also anderen Systemen) zu verstehen. Diese Beziehungen unterliegen dem Kriterium der Viabilität oder auch Passfähigkeit, d.h. die an ein System herangetragene Information an sich ist nicht vorrangig, sondern die Nützlichkeit der Information für das System. Hier setzt die Gute GesundeKita an.
Die Gute Gesunde Kita steht zunächst zwar wie die Gute gesunde Schule in der Tradition der Gesundheitsförderung, die auf der Grundlage der Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (vgl. WHO 1986) seit den 80er Jahren umfassend in Deutschland entwickelt worden ist und hat die Prinzipien bzw. Werte mit übernommen, die für die Gesundheitsförderung maßgeblich geworden sind. Aus systemisch- konstruktivistischer Sicht entscheidend ist jedoch, dass sie an die Realität des Systems Kita anknüpft und in ihrem Sinne viable Informationen zur Verfügung stellt. Es geht der Gesundheitsförderung mit dem Konzept der Guten Gesunden Kita darum, eine dem Kita-System immanente Interaktion und Kommunikation zur Verfügung zu stellen, die dessen Entwicklung als Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsorganisation ermöglicht. Die Prävention und Gesundheitsförderung hat bis heute im Setting Kita aber strukturell, prozessual und zielbezogen als paralleles System zu dessen systemimmanenten Logik agiert und nur eine geringe Passgenauigkeit ermöglicht. So folgt die Kita einem pädagogischen Auftrag und pädagogischen Zielen, nicht aber einem Auftrag der Prävention und Gesundheitsförderung, des Gesundheitswesens und Gesundheitszielen.


Zwar haben Kitas auch einen sozial generierten Auftrag der Gesundheitsbildung und -erziehung übernommen, der im Interesse des Systems der Prävention und Gesundheitsförderung steht und der sich in dem Lernbereich »Körper, Bewegung und Gesundheit« ausdrückt. Das Handeln der Kita ist dabei aber nicht primär auf Gesundheitsziele gerichtet, wie z.B. der Prävention von Fehlernährung und Erlernen von Hygieneverhalten, sondern hat ein weit darüber hinausgehendes Ziel der vielfältigen Bewegungserfahrungen als Anreize für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder und der Erschließung der Welt. Diese Ziele stehen im Zusammenhang des übergeordneten Bildungs- und Erziehungsziels der Frühpädagogik und das über den Lernbereich »Körper, Bewegung und Gesundheit« weit hinausreichende Ziel, Lernerfahrungen zu ermöglichen, die Kindern eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung und ihnen eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, sie für das Leben in einer sich wandelnden Gesellschaft handlungsfähig machen. Auch ein modernes Gesundheitsförderungsverständnis im Sinne der Ottawa-Charta, das im emanzipatorischen Sinne auf die Befähigung der Menschen, also auch der Kinder zur Wahrnehmung eigener gesundheitsbezogener Interessen und erhöhten Kontrolle über Determinanten ihrer Gesundheit zielt, ist dabei dann zunächst verengt auf Gesundheitsziele ausgelegt.


Die Gute Gesunde Kita vertritt daher den Standpunkt, dass das System der Prävention und Gesundheitsförderung einseitig und systementfremdend im pädagogischen Setting Kita agiert, wenn sie ihre Bemühungen nicht in den Dienst der Kita und deren Bildungs-,Erziehungs- und Betreuungsauftrag stellt, sondern die Kita als Forum und Medium für ihre eigenen Interessen nutzt. Es wird nicht in Frage gestellt, dass Gesundheit als Menschenrecht in allen Lebenszusammenhängen, auch im Arbeits- und Lernort Kita berücksichtigt werden muss, aber Gesundheit und Gesundheitsförderung muss aus Sicht der Guten Gesunden Kita immer eine Kopplung mit dem Organisationsauftrag ermöglichen, um nachhaltig wirksam werden zu können.



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