Smarte Kita – Worthülse oder Zukunft?

Co-Autorin: Theresa Lill


Braucht es nach Smart Home nun auch eine smarte Kita? Was wir brauchen, ist eine Kita der Zukunft, die analoge und digitale Wege kombiniert.

Sprachkita, Bewegungskita, digitale Kita, smarte Kita: Viele Begriffe begegnen Fachkräften in der Kita. Drücken manche davon Schwerpunkte in der Kita aus wie Sprachförderung, gibt es auch neue Begriffe wie smarte Kita. Eine smarte Kita ist eine mitdenkende Organisation. Sie setzt bewusst analoge und digitale Ansätze ein. Mitdenkend heißt, dass die Kita-Fachkräfte diese Ansätze mit einer offenen Haltung reflektieren und Optimierungsmöglichkeiten aufdecken. Im Fokus dieser Optimierungen steht, mehr Zeit für die Arbeit mit den Kindern zu haben, die pädagogischen Fachkräfte zu entlasten und mehr Transparenz für Familien zu schaffen. Wie bei allen Veränderungen müssen Fachkräfte auch auf dem Weg zu einer smarten Kita zuerst Zeit investieren, bevor sie sie einsparen. Tägliche Aufgabe eines Kita-Teams ist es daher, sich auszutauschen, wie man clever, gewitzt, geschickt, intelligent, schlau – eben smart – Rahmenbedingungen und Interaktionen so gestaltet, dass Kinder davon in ihrer Entwicklung und ihrem Lernen profitieren.

Kita-Helfer für Dienstpläne

Für die Verwaltung einer Kita gibt es bereits Möglichkeiten, den Aufwand für Fachkräfte mit digitalen Werkzeugen zu reduzieren. Für viele Einrichtungen war dies der Einstieg in die Digitalisierung. Die Verwaltung von Kinderdaten, Kita-Verträgen, die digitale Dienstplanerstellung oder die automatische Erstellung von Statistiken erleichtern den Kita-Alltag. So ist es möglich, dass die Software Lücken in der Abdeckung der Betreuungszeiten beispielsweise bei der Dienstplanerstellung anzeigt sowie mögliche Springerkräfte in der Region, um kurzfristig Personalausfälle zu überbrücken. Erste digitale Helfer, wie die Softwares Leandoo und Kitaweb, vergleichen die Buchungszeiten der Kinder mit deren tatsächlichen Anwesenheitszeiten, um zusätzliche Betreuungszeiten, die Eltern beanspruchen, abzurechnen.

Direkt, schnell, transparent

Auch die Zusammenarbeit im Kita-Team können digitale Werkzeuge verbessern. Fachkräfte nutzen bereits Textverarbeitungsprogramme, um Team-Protokolle zu schreiben. Neben Standardschreibprogrammen wie Word oder Pages eignen sich für einfaches Projektmanagement zudem Programme wie Trello und Asana, die als App und Webanwendung verfügbar und im Basispaket für Teams kostenfrei sind. Der Vorteil dieser Programme liegt darin, dass Aufgaben direkt einzelnen Teammitgliedern zugeordnet werden können und so für jeden eine schnelle Übersicht möglich ist.

Ein digitaler Teamkalender macht allen Fachkräften die anstehenden Termine schnell sichtbar. Fachkräfte können sie unterschiedlich einfärben, um beispielsweise die Wichtigkeit hervorzuheben und um Gruppentermine differenzieren zu können. Leitungen sehen auf einen Blick, wann noch freie Zeitfenster zum Beispiel für Besprechungen vorhanden sind.

Eltern und Familien mitnehmen

Kitas haben die Aufgabe, vielfältigen Familienlebenswelten zu begegnen. Kinder wachsen heute nicht mehr nur in der klassischen Kern- und Großfamilie auf, sondern auch in Einelternfamilien, Patchwork- und Regenbogenfamilien, bei Großeltern oder in Pflegefamilien, in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Der Einsatz digitaler Kommunikationswege trägt dazu bei, Eltern und Erziehungsberechtigte besser zu erreichen. Gerade für organisatorische Themen wird der Kommunikationsweg zwischen pädagogischen Fachkräften und Eltern kürzer und schneller. Eltern-Apps für Kitas bieten hier die Möglichkeiten
Direktnachrichten zu versenden, um mit Familien in den Dialog zu kommen
  • Nachrichten an alle Familien zu versenden, um zu speziellen Themen zu informieren,
  • Fotos oder Videos aus dem Kita-Alltag, die datenschutzsicher aufgenommen und gespeichert werden, mit den Familien zu teilen,
  • Urlaubs- und Krankheitstage zu erfassen und so viele Anrufe zu vermeiden,
  • Bring- und Abholzeiten zu dokumentieren,
  • Informationen für Familien auf einer digitalen Pinnwand zu sammeln.

Für eine smarte Kita geht es nicht darum, ausschließlich digital mit den Familien zu kommunizieren, sondern entsprechend des eigenen Konzepts und der Lebenswelten der Familien die passenden Wege zu finden, um mit ihnen zu sprechen. Der Austausch im persönlichen Gespräch wird immer Bestandteil der pädagogischen Arbeit sein.

Eindrücke aus erster Hand

Bei der Dokumentation sammeln Kita-Fachkräfte Beobachtungen, Eindrücke, Informationen und Werke von Kindern. Mit Tablets lassen sich alle Informationen im Kita-Alltag in Text, Bild, Video oder Ton festhalten. Für digitale Dokumentation in Kitas weiterentwickelte Hard- und Software, etwa Kitalino und Kidling, bietet Möglichkeiten multidimensionaler Dokumentation, indem durch Sprach- und Videoaufzeichnungen die Perspektiven erweitert werden. Dies bietet eine neue Art der Auseinandersetzung mit dem Dokumentierten, das greif- und nachvollziehbar wird. Dem kommt in Bezug auf die Partizipation der Kinder eine hohe Bedeutung zu. Die Kinder können aufgrund der einfachen Handhabe eines Tablets selbst Fotos für PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich  eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im  Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. einträge anfertigen oder durch Sprachaufnahmen zu Wort kommen.

Neue Flexibilität

Digitale Medien bieten bei der Fortbildung von Kita-Fachkräften Möglichkeiten, um sich weiterzubilden und neue Themenbereiche zu erarbeiten. Eine Option sind synchrone Webinare. Hier können Fachkräfte Expertinnen oder Experten über ein Online-Meeting-Tool wie Microsoft Teams, Zoom oder Webex in eine Teamsitzung einladen oder an externen Webinaren teilnehmen. Über dieses Format ist es möglich, auch Expertenwissen in die Kita zu holen. Eine weitere Variante sind asynchrone Onlinekurse, die beispielsweise im Vorfeld methodisch und didaktisch vorbereitet und aufgezeichnet werden. Ein Vorteil liegt darin, dass die aufgezeichneten Inhalte mehrfach angesehen werden können. Die Gefahr, dass Themen verpuffen, sinkt dadurch. Auch kleinere und kostenfreie digitale Elemente können für die Fortbildung genutzt werden. Es gibt zahlreiche Youtube-Videos und Podcasts von Expert/-innen sowie erfahrenen Fachkräften aus der frühen Bildung, die wertvolle Impulse liefern, etwa der Erzieherkanal auf Youtube oder der Kitapodcast von Lea Wedewardt.

Inklusion und Partizipation

Digitale Medien für kreative und gestalterische Projekte mit Kindern oder zur Partizipation bei der pädagogischen Dokumentation verbreiten sich. In der smarten Kita stehen digitale Hilfsmittel als Unterstützung für die inklusive Arbeit mit Kindern im Vordergrund. So gibt es Apps zur Gebärdensprache, die Kindern über Gebärdenvideos, Symbole und Audio-Spuren eine Vielzahl an Gebärden vermitteln und so allen Kindern mehr Teilhabe ermöglichen. Für Kinder ohne expressive, also ausdrucksstarke Sprache kann zum Unterstützen der Kommunikation beispielsweise eine Meta Talk App eingesetzt werden, erhältlich ab 199 Euro. Mittels Bildern und Symbolen können sich die Kinder ausdrücken und die Symbole zu ganzen Sätzen aneinanderreihen.
Wie die Kita der Zukunft aussieht, ist unsicher. Denn die Entwicklungen und Möglichkeiten sind vielfältig. Eine smarte Kita blickt mit offener Haltung in die Zukunft. Sie sucht nach Potenzialen, findet Andock-Möglichkeiten und prüft kritisch eventuelle Gefahren. Es kann weder eine rein analoge noch eine rein digitale Kita geben kann, wenn wir von einer smart arbeitenden Kita sprechen.

Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus
didacta-Magazin 4-2022, S. 46-47


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