Die Corona-Pandemie hat mit Lockdown, Notbetrieb und der schrittweisen Rückkehr zum Regelbetrieb auch erhebliche Auswirkungen auf das Teamgefüge einer KiTa gehabt. In der digitalen nifbe-Vortragsreihe „KiTa in Corona-Zeiten“ beleuchtete Imke Huntemann daher die Frage, welche Herausforderungen für das Team sich in dieser Zeit stellten und wie die in der Krise gemachten Erfahrungen sich für die gegenwärtige Team- und Organisationsentwicklung konstruktiv nutzen lassen.

Screenshot 2020 09 23 https nifbe sharepoint com1Zunächst stellte die nifbe-Prozessbegleiterin, Supervisorin und Organisationsentwicklerin aber noch einmal den Gesamtkontext her und unterstrich, dass durch Corona „die Lebenssituation jedes Einzelnen persönlich und beruflich komplett auf den Kopf gestellt worden ist“. Zwischen der persönlichen und beruflichen Ebene sei es dabei zu komplexen Wechselwirkungen gekommen und es habe eine „große Unsicherheit und Belastung auf allen Ebenen geherrscht.“ So habe sich auch für die KiTa-Teams durch Homeoffice, Kurzarbeit oder Risikostatus der Fachkräfte eine Situation ergeben, für die es bisher „keine Erfahrungswerte“ gegeben hat und für die völlig neue Kommunikationswege und Leitungsstrategien gefunden werden mussten.

Was ist Teamarbeit?

Im Folgenden vergegenwärtige Imke Huntemann den Teilnehmer*innen noch einmal, was ein Team denn im Kern ausmachen sollte. Dies sei selbstverständlich nicht die Einstellung „Toll Ein Anderer Machts“, sondern die „gemeinsame Aufgaben, Ziele und Visionen“. Ein Team zeichne sich unter anderem aus durch ein „Wir-Gefühl“, „gemeinsame Spielregeln“, „unmittelbare Zusammenarbeit“, „Rollenverteilung“ sowie eine „regelmäßige klare Kommunikation“. Im Team müsse es ganz zentral um die „gemeinsame Aufgabenbewältigung“, „gemeinsame Verantwortungsübernahme“ und eine „kollektive Selbstwirksamkeitserwartung“ gehen, aber auch um die Lösung von sozialen oder fachlichen Konflikten und die soziale Unterstützung in Stresssituationen. „Ein gutes Team gibt Halt“ konstatierte die Referentin und jede Fachkraft im Team sollte das Gefühl haben „Gemeinsam sind wir stark!“

Unter Corona-Bedingungen seien diese Grundlagen für eine erfolgreiche Teamarbeit auf eine harte Probe gestellt und das Team vor eine Vielzahl von Herausforderungen gestellt worden – von einer täglich neu zu beweisenden Flexibilität über das Aufrechterhalten des Kommunikationsflusses und des „Wir-Gefühls“ in einem zerfaserten Team bis zum Umgang mit Eltern. In der Krise hätten sich aber, so Imke Huntemann, auch viele positive Auswirkungen in den KiTa-Teams gezeigt wie eine „ungeheure Kreativität“, „ein Wir-Gefühl im Kleinen“, „Verantwortungsübernahme“ und eine „hohe Lösungsorientiertheit“.

Wie die Referentin unterstrich, waren in dieser Zeit insbesondere auch die Leitungskräfte herausgefordert, die von einem Augenblick auf den anderen die gesamte Organisation auf einen Krisenmodus einstellen, auf Distanz führen und zusammenhalten und ohne unmittelbare Resonanz kommunizieren mussten. Sie hätten dafür Sorge tragen müssen, aus der Unsicherheit in eine Sicherheit, aus der Verwirrung in die Klarheit und aus der Hilflosigkeit in eine Selbstwirksamkeit zurückzukommen und als Team und Organisation handlungsfähig zu bleiben.

Wie kann ein Team auch in Krisenzeiten gut funktionieren?

Als entscheidende Ansätze für ein gut funktionierendes Team und die Stärkung des Wir-Gefühls auch in Krisenzeiten hob Imke Huntemann unter anderem folgende Punkte heraus:
  • Erhalt und Aufbau einer verlässlichen und regelmäßigen Kommunikation vor Ort und auf Distanz; auch auf Distanz Feedback geben und „offene Ohren“ signalisieren; Ängsten und Unsicherheiten sensibel begegnen; Ausgrenzungen vermeiden
  • Steuerung eines verlässlichen und regelmäßigen Informationsflusses für die Mitarbeiter*innen; wer muss wann wie informiert werden?
  • Team-Buildung: Gemeinsamkeiten stärken statt Unterschiede zu betonen; Vertrauen auf Selbstwirksamkeit, Ressourcen, Kompetenzen und Bereitschaft der Kolleg*innen; auch in Krisenzeiten darf und sollte gemeinsam gelacht werden - die Bereitschaft, nicht alles zu ernst zu nehmen, bedeutet nicht gleich, dass es zu leicht genommen wird

Resümierend rief Imke Huntemann dazu auf, "die jetzt gemachten Erfahrungen zu sichern und darauf aufaufbauend die anstehenden Themen mutig und aktiv anzugehen bzw. zu kären". Im Hinblick auf die zukünftige krisenfeste Team- und Organisationentwicklung komme es nun darauf an kritisch zu überprüfen, was in der Krisenzeit gut gelaufen ist und was sich als verbesserungswürdig gezeigt hat. Hierfür brauche es Zeit und einen geschützten Rahmen.

Unterstützung von außen notwendig

In der anschließenden und von den nifbe-Transfermanagerinnen Julia Krankenhagen und Gerlinde Schmidt-Hood moderierten gemeinsamen Diskussion standen Fragen im Fokus, wie man beispielsweise mit Ängsten und Unsicherheiten und damit verbundenen Ausgrenzungen oder auch der Spaltung des Teams in vor Ort-Präsenz und Homeoffice begegnen könne. Intensiv wurde aber auch insbesondere diskutiert, wie Teams in der Reflexion des Vergangenen und in der Strategieentwicklung für die Zukunft unterstützt werden können. Vielfach wurde hier die Notwendigkeit von Supervision unterstrichen und an die Träger appelliert diese zu finanzieren - denn gerade in Krisenzeiten wie den gegenwärtigen biete Supervision die Chance, die Teamentwicklung und damit Arbeitszufriedenheit und Gesundheit nachhaltig zu unterstützen. Dies sei auch für die Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung von Bedeutung.


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Karsten Herrmann