Friedenspädagogik in der Kita
– Möglichkeiten und Grenzen einer Verbindung mit dem Anti-Bias-Ansatz
Inhaltsverzeichnis
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Konflikte sind Bestandteil des menschlichen Seins, der Gesellschaft und damit auch des pädagogischen Alltags. Um eine konstruktive Konfliktlösung zu erreichen, ist es zunächst notwendig, sich mit dem Begriff des Friedens auseinanderzusetzen.Was ist Frieden? Nach Johan Galtung lässt sich Frieden in positiven und negativen Frieden differenzieren: Negativer Frieden wird als Abwesenheit von Krieg und physischer Gewalt definiert (vgl. Berghof Foundation 2012, S.29). „Ein positiver Friedensbegriff beinhaltet auch die Zunahme sozialer Gerechtigkeit und die Schaffung einer Kultur des Friedens zwischen Menschen innerhalb einer Gesellschaft und zwischen Gesellschaften.“ (Berghof Foundation 2012, S.30). Frieden ist ein komplexer und langfristiger Prozess, der zentrale Aufgabe für alle Menschen ist (vgl. Berghof Foundation 2012, S.30). Darin dokumentiert sich, dass Frieden kein Zustand, nicht nur ein Ziel, sondern ein Weg „(...) zu einem partnerschaftlichen, gerechten und gewaltfreien Zusammenleben in Vielfalt [ist], wodurch die Entfaltung und Freiheit des Einzelnen möglich wird.“ (Müller et.al. 2010, S.15, Hinzufügung & Auslassung L.V.).
Im Aufbau einer Kultur des Friedens gilt Bildung als wichtiges Instrument (vgl. de Haan 2008, S.23). Bereits im Elementarbereich ist der Bildungsauftrag gesetzlich verankert (vgl. SGB VIII). Der Aspekt der Friedenspädagogik kann diesen Bildungsauftrag ergänzen, damit bereits im Kindesalter notwendige Kompetenzen für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten erworben werden, die wiederum die Voraussetzung für eine friedliche und zukunftsfähige Gesellschaft bilden.
„Friedenspädagogik will durch die Stärkung der Friedensfähigkeit von Menschen, Gruppen, Gesellschaften und Institutionen Gewalt mindern und die Transformation von Konflikten unterstützen. (...) Sie fördert Fähigkeiten, Werte, Wissen mit dem Ziel, eine globale und nachhaltige Kultur des Friedens zu etablieren.“ (Berghof Foundation 2012, S.49, Auslassung L.V.).
Im Elementarbereich findet sich für Friedenspädagogik kein einheitliches Konzept zur Umsetzung. Gleichzeitig lässt sich in Theorie und Forschung ein Forschungsdesiderat zur Friedenspädagogik im Elementarbereich feststellen. Dennoch muss das Thema des Friedens bereits in Kitas thematisiert werden, sodass es den Kindern möglich ist, Friedenskompetenzen zu erwerben.
Die Anforderungen an pädagogische Fachkräfte von Kindertagesstätten haben sich in den letzten Jahren quantitativ und qualitativ stark gewandelt. Die wachsende theoretische Fundierung und empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden.e Forschung in der frühen Kindheit führt zu einem Katalog mit neuen Anforderungen, um Bildung und Erziehung professionell zu gestalten. Pädagogische Fachkräfte fühlen sich aufgrund dieser Entwicklungen und Anforderungen, speziell der Vielfalt von Konzepten, häufig überlastet (vgl. BeWAK-Studie 2015, S.6).
Um die pädagogischen Fachkräfte nicht mit einem weiteren Konzept zu überladen, wird in dieser Arbeit der Versuch unternommen, mit dem Anti-Bias-Ansatz ein bestehendes Konzept – das sich mit Schieflagen in der Gesellschaft, Diskriminierung und Vorurteilen und deren Überwindung auseinandersetzt und demzufolge auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten mit der Friedenspädagogik aufweist – mit der Friedenspädagogik zu verbinden. Einen Vorteil dieser Verbindung sehen die Verfasser darin, dass der Anti-Bias-Ansatz bereits in vielen Kitas deutschlandweit etabliert ist. Gleichzeitig muss Frieden als Thema und Lebensform in Kitas behandelt, gelebt und dementsprechend auch in die Konzeption der Einrichtung aufgenommen werden.
Im Folgenden wird überprüft, ob eine Verbindung bzw. Erweiterung des Anti-Bias-Ansatzes mit der Friedenspädagogik möglich und sinnvoll ist. Dafür wird in Kapitel 2 eine Gegenüberstellung des Anti-Bias-Ansatzes und der Friedenspädagogik angestrebt. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen dabei auf der Geschichte, den Zielen, dem Blick auf die Kinder, der Rolle der Fachkraft, der Umsetzung sowie der Bedeutung der Elternarbeit. In Kapitel 3 werden Möglichkeiten und Grenzen einer Verbindung beider Ansätze herausgearbeitet.
- Zuletzt bearbeitet am: Mittwoch, 14. Februar 2018 11:07 by Karsten Herrmann