Erste nationale Untersuchung zur Bildung, Betreuung und Erziehung in der frühen Kindheit (NUBBEK) in Berlin vorgestellt
In Deutschland fällt die pädagogische Qualität der Bildung, Betreuung und Erziehung von kleinen Kindern im Durchschnitt nur mittelmäßig aus. Das ergab eine bundesweite Studie, deren Ergebnisse heute in Berlin vorgestellt wurden. Innerhalb jeder Betreuungsform be-stehen demnach erhebliche Unterschiede: Die pädagogische Qualität in Kindergärten, Krippen, altersgemischten Gruppen, Tagespflegestellen und Familien reicht von unzureichend bis gut und ausgezeichnet. Weiterhin ergab die Untersuchung, dass nach wie vor Ost-West-Unterschiede in der Qualität der Betreuungseinrichtungen zu beobachten sind. Trotz verschiedener Reformanstrengungen in den letzten 15 Jahren hat sich die Qualität der pädagogischen Prozesse in Kindergartengruppen im Durchschnitt in Deutschland nicht verbessert.
Mit NUBBEK liegt die erste bundesweite Studie vor, die die Qualität der Bildung, Betreuung und Erziehung in Kindergärten und Krippen, sowie in altersgemischten Gruppen, in Tagespflegestellen und Familien, auch im Vergleich zwischen Familien mit und ohne Migrationshintergrund, systematisch analysiert. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden in acht Bundesländern zwei- und vierjährige Kinder, ihre Familien und ihre Betreuungseinrichtungen in die Untersuchung einbezogen. Dabei besuchten die Forscher rund 2000 Kinder und ihre Familien und begutachteten die pädagogische Arbeit in annähernd 600 Betreuungseinrichtungen. Neben mehrstündigen Beobachtungen wurden Tests mit Kindern und ausführliche Interviews mit Eltern und Fachpersonal durchgeführt sowie der Bildungs- und Entwicklungsstand der betreuten Kinder erfasst.
Einen besonderen Schwerpunkt legen die Herausgeber der Studie auf Kinder und Familien mit russischem und türkischem Migrationshintergrund. Sie bilden die größte Migrantengruppe in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen für Kinder mit und ohne Migrationshintergrund: Der Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder steht stärker mit den Lebensbedingungen in ihren Familien in Zusammenhang als mit der pädagogischen Qualität in den außerfamiliären Betreuungseinrichtungen.
Die Autoren der Studie, zu denen auch nifbe-Forscherin Prof. Dr. Heidi Keller gehört, ziehen den Schluss, dass der quantitative Ausbau der Kinderbetreuung durch nicht minder intensive Anstrengungen zur Verbesserung der pädagogischen Qualität begleitet werden muss.
Der ausführliche Forschungsbericht erscheint im Herbst 2012 und liefert weitere detaillierte Aussagen zum Zusammenwirken verschiedener Betreuungsformen, zur Beschaffenheit der pädagogischen Qualität in den verschiedenen Betreuungsformen und in Familien, sowie zu Beziehungen zwischen der pädagogischen Qualität der Betreuungsformen und dem Bildungs- und Entwicklungsstand der Kinder. Die Ergebnisse der Studie bieten Politik und Praxis eine wissenschaftliche Grundlage bei Fragen zur qualitativen Weiterentwicklung der Kinderbetreuung und zum Entwicklungsstand der Kinder.
NUBBEK ist eine unabhängige Studie. Sie wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Jacobs Foundation und der Robert Bosch Stiftung, sowie den Bundesländern Bayern, Brandenburg, Niedersachen und Nordrhein-Westfalen.
Quelle und weitere Infos:www.nubbek.de