Zur Begrüßung umriss nifbe-Vorstand Prof. Dr. Jan Erhorn die insbesondere auch durch den Fachkräftemangel verursachte hohe Belastungssituation von KiTas und wies auf eine hohe „Drop Out“-Quote im Feld hin. Laut Prognosen des Bildungsberichts 2022 würden alleine in Westdeutschland bis 2025 73.000 Fachkräfte fehlen. Jan Erhorn forderte „innovative Lösungen“, die unter anderem in der „Gewinnung von ausländischen Fachkräften, in der weiteren Öffnung des Berufsfeldes und in der Bildung multiprofessioneller Teams“ bestehen. Aufgabe des nifbe könne es dabei sein, die „Passung von bereits vorhandenen Kompetenzen und den Anforderungen des Berufsfelds zu überprüfen und gemeinsam mit den Partner*innen aus Wissenschaft, Erwachsenenbildung und der Praxis passgenaue Qualifizierungsbausteine zu entwickeln.“ Insgesamt sei es wichtig, Fachkräfte sowohl zu gewinnen als auch zu halten. „Wir brauchen jeden Kopf“ unterstrich der nifbe-Vorstand.
Kultusminister Tonne wies auf die in den letzten Jahren noch einmal enorm gesteigerten Ausbildungszahlen an den Fachschulen sowie zahlreiche Quereinstiegsmöglichkeiten wie zum Beispiel auch über die Richtlinie Qualität hin. Gerade beim Quereinstieg gerate man aber unweigerlich in eine sehr kontroverse Debatte über Qualität und Deprofessionalisierung im Feld.
Neue Konzept-Idee vorgestellt
Zusammen mit Dr. Frank Puchert, Erster Kreisrat im Landkreis Aurich, und der Fachberaterin Jasmina Trännapp stellte Svenja Rastedt von der nifbe-Transferstelle NordWest dem Minister eine neue Konzept-Idee für die Qualifizierung von Quereinsteiger*innen „on the job“ vor. Zielgruppe sind dabei u.a. die jetzigen Zusatzkräfte, die sich bereits in der KiTa bewährt haben, bisher aber noch keinen Abschluss als Fachkraft haben. Für sie soll ein Konzept entwickelt werden, um sie berufsbegleitend so zu schulen und zu coachen, dass sie einen Abschluss erwerben können. Dafür sollen sich im Landkreis Aurich jetzt verschiedene Institutionen zusammenschließen und dabei vom nifbe und wissenschaftlichen Partnern begleitet werden. Hier könne, so Jan Erhorn, unter anderem auch der Blick darauf gerichtet werden, wie sich die Qualifizierungsmaßnahmen auf die Prozessqualität in der KiTa auswirken würden. Dafür gebe es inzwischen qualitativ hochwertige und schlanke Verfahren, weshalb die in Niedersachsen erkennbare Zurückhaltung diesbezüglich aufgegeben werden sollte. Grundsätzliches Ziel sei die Übertragung eines solchen regionalen Modellprojekts auf die Landesebene.Prof. Dr. Edita Jung von der Hochschule Emden unterstrich als Beiratsmitglied der nifbe-Transferstelle NordWest die Bedeutung der vom nifbe landesweit aufgebauten Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen für einen solchen Transfer. Sie wies aber auch auf das nicht ausgeschöpfte Potenzial von Kindheitspädagog*innen für das Feld hin. Niedersachsen hinke bei der Akademisierung hinterher und wichtig sei es, in der Diskussion um Fachkräftegewinnung nicht die Qualität aus dem Blick zu verlieren.
Zusammen mit den SPD-Landtagsabgeordneten Matthias Arend und Wiard Siebels waren sich die Diskutant*innen aber einig, dass multiprofessionelle Teams und eine Verbesserung der Rahmenbedingungen eine wichtige Stellschraube im Kampf gegen den Fachkräftemangel darstellen. Kultusminister Tonne zeigte sich dabei sehr interessiert an der neuen Qualifizierungskonzept-Idee für Quereinsteiger*innen. Dieses soll nun in den nächsten Wochen weiter ausgearbeitet und dann dem Land zur Förderung vorgeschlagen werden.
nifbe e.V.
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