Die vom Bundesfamilienministerium groß und z.B. in Fachzeitschriften und Portalen noch immer beworbene Fachkräfteoffensive läuft offenbar vorzeitig aus - und das in Zeiten eines sich immer weiter verschärfenden Fachkräftemangels.  Auf der Internetseite des Bundesprogramms „Fachkräfteoffensive Erzieherinnen und Erzieher: Nachwuchs gewinnen, Profis binden“ stehen so folgende Information zum weiteren Programmverlauf:

„Die Bundesregierung hat bis einschließlich 2021 insgesamt 160 Mio. Euro für die Fachkräfteoffensive eingeplant. Mit diesen Mitteln werden im Ausbildungsdurchgang 2019/2020 2.500 Plätze, die gleiche Anzahl von Freistellungen für die Praxisanleitung dieser Fachschülerinnen und Fachschülern, die Anleitungsqualifizierung von 2.500 Fachkräften sowie ein Aufstiegsbonus für bis zu 1.500 Fachkräfte gefördert. Weitere Mittel für die Finanzierung eines weiteren Jahrgangs mit Ausbildungsbeginn im Herbst 2020 stehen nicht zur Verfügung. Es können daher derzeit keine weiteren Interessenbekundungen für das Bundesprogramm eingereicht werden."

Bundesfamilienministerin Giffey äußerte sich zum Auslaufen der Fachkräfteoffensive gegenüber der DPA (siehe z.B. auf ZEIT online) und spielte den Ball auf das Spielfeld der Länder zurück: "Es ist klar: Der Bund kann nur Starthilfe geben. Die Länder sind selbst in der Pflicht"

Anlässlich dieses völlig gegen die aktuellen Erfordernisse gehenden Signals warnen Kinder- und Jugendärzte: „Ohne Förderung der Erzieherausbildung werden Kitas nicht besser“ und fahren fort:

Anlässlich der Ankündigung von Bundesfamilienministerin Franzika Giffey Ende Januar, dass die Bundesförderung für die Erzieherausbildung auslaufen werde, forderte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mehr statt weniger in die frühkindliche Bildung und Erziehung zu investieren. Hierzu gehöre eine Verstetigung der Finanzströme, um damit Erzieherinnen und Erzieher besser ausbilden sowie einen besseren Personalschlüssel in der Kindertagesbetreuung verwirklichen zu können.

„Bessere Erzieher/-innen gibt es nicht zum Nulltarif“

BVKJ-Vizepräsidentin Dr. med. Sigrid Peter: „Wir hatten auf die Fachkräfteoffensive gehofft, um die Qualität der Kitas weiter zu verbessern. Durch den Rückzug des Bundes aus der Finanzierung der Erzieherausbildung ist die anspruchsvolle dreijährige Ausbildung für junge Menschen in Gefahr unattraktiv zu werden, zumal unklar ist, ob die Länder überall in die Bresche springen können. Erzieherinnen und Erzieher leisten heute den wichtigsten Beitrag zur öffentlichen Bildung von Kindern. Kinder verbringen heute täglich mehr Zeit in der Kita als in der Schule - und dies in einem Alter, in dem sie sich geistig, körperlich und emotional besonders schnell entwickeln.

Kitas als Bildungsorte haben daher eine große gesellschaftliche Relevanz. Hier werden die Weichen für die intellektuelle und soziale Entwicklung, für Integration und Inklusion gestellt, die ein ganzes Leben bestimmen können. Doch um Kinder gemäß ihrer Begabungen und Neigungen zu fördern, zu integrieren und zu inkludieren, brauchen wir bestens ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher in ausreichender Zahl. Wir fordern daher die Ministerin auf, die Förderung wie geplant und möglichst darüber hinaus weiterlaufen zu lassen. Denn wir brauchen eine Verstetigung der Finanzströme, um damit Erzieherinnen und Erzieher besser ausbilden zu können und einen besseren Personalschlüssel in den Kitas zu verwirklichen.“


Quelle: Redaktion / Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe