Sprachlich-kulturelle Vielfalt in KiTa-Teams

Inhaltsverzeichnis

  1. Sprachlich-kulturelles Mismatch
  2. Sprachlich-kulturelle Orientierungen
  3. Sprachlich-kulturelle Potenziale
  4. Ausblick
  5. Literatur

Gesamten Beitrag zeigen

 

Sprachlich-kulturelle Potenziale – Welche Perspektiven ergeben sich zur Umsetzung in der Kindertagesstätte?

 
Obgleich Proportionen und Orientierungen hinsichtlich mehrsprachiger und interkultureller Strukturen in Kindertagesstätten-Teams teilweise noch ungünstige Merkmale aufweisen, sind trotzdem aussichtsreiche Perspektiven zur gewinnbringenden Nutzung des sprachlich-kulturellen Potenzials von pädagogischen Fachkräften mit Migrationshintergrund in folgenden Bereichen zu erwarten:

  • Identifikationsprozesse und Vertrauensbildung
  • Sprachbeobachtungsprozesse
  • Sprachbildungs- und Sprachförderprozesse



Pädagogische Fachkräfte mit Migrationshintergrund können Identifikationsprozesse und Vertrauensbildung mit mehrsprachigen Kindern sowie mit deren Eltern intensivieren. Besonders in der Eingewöhnungsphase benötigen Kinder mit wenig Deutschkenntnissen und Erfahrungen mit den Gegebenheiten der Kindertagesstätte Bezugspersonen, die sich in die individuellen sprachlichen und kulturellen Bedingungen hineinversetzen und spezifische sprach- und kultursensible Unterstützungen anbieten können. Dauerhaft können diese Fachkräfte zur Stärkung und Entwicklung eines sprachlich-kulturellen Selbstbewusstseins auch bei Eltern beitragen. Zudem können Elternbriefe, Elternabende und weiterführende Informationen über Konzeptionen, Adressen, Veranstaltungen usw. in den Herkunftssprachen der Familien Eltern mit wenig Deutschkenntnissen und aus fremden Kulturkreisen besser erreichen. Darüber hinaus können herkunftssprachlich und kulturspezifisch unterstützte Austauschforen mit und durch Eltern, z. B. Eltern-Cafés, „Rucksack-Programme“, HausbesucherInnen-Programme, Patenschaften für neue Eltern, Formular-Lotsen usw., eine nachhaltige institutionelle Integration anregen. Ebenso können pädagogische Fachkräfte mit Migrationshintergrund in angeschlossenen Familienzentren und Familienbüros gewinnbringend eingesetzt werden.

Außerdem kann das sprachlich-kulturelle Potenzial des pädagogischen Personals stärker in Sprachbeobachtungsprozesse bei mehrsprachigen Kindern einbezogen werden, um eine Optimierung der Schnittstelle zwischen der frühpädagogischen und der sprachtherapeutischen Praxis zu erreichen. Dabei erweisen sich Kenntnisse von Erzieherinnen und Erziehern über die Erstsprache mehrsprachiger Kinder gewinnbringend, da erst über eine Einschätzung der kindlichen Erstsprachkenntnisse eine sichere Vermutung getroffen werden kann, ob die Kinder lediglich im Deutscherwerb Schwierigkeiten aufweisen bzw. ungünstigen Erwerbsbedingungen ausgesetzt sind oder ob eine generalisierte Spracherwerbsproblematik bzw. sogar eine spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) vorliegt. Letztere können sich bei mehrsprachigen Kindern in der Erst- und in der Zweitsprache manifestieren. Mit einem urteilssicheren Einblick in die Kompetenzen beider Sprachen lassen sich geeignete Interventionen anpassen und notwendige sprachtherapeutische Hilfen frühzeitig einleiten.

Mehrsprachige Kinder können bei Sprachbildungs- und Sprachförderprozessen von pädagogischen Fachkräften mit entsprechenden herkunftssprachlichen und kulturspezifischen Kompetenzen vorteilhaft unterstützt werden. Neben einem qualifizierten Erwerb der Bildungssprache Deutsch ist ebenso die Sicherung und Förderung der Herkunftssprache eines Kindes im mehrsprachigen Kontext bedeutsam. Die herkunftssprachliche und interkulturelle Komponente trägt dazu bei, sprachlich-kulturelles Selbstwertgefühl und sprachlich-kulturelle Identität bei den Kindern differenziert aufzubauen. Dazu kann in verschiedenen Sprachformaten des KiTa-Alltags das mehrsprachige Angebot wirksam werden, z. B. Pflegesituationen, Rituale, Sachsituationen, Erzählen, dialogisches Bilderbuchlesen, Lieder und Verse, Rollen und Figurenspiele, Bewegungsspiele, Gesellschaftsspiele.