Positionen und Empfehlungen der nifbe -Expertenrunde Sprache

Eine zentrale Aufgabe des nifbe ist das interdisziplinärinterdisziplinär|||||Unter Interdisziplinarität versteht man das Zusammenwirken von verschiedenen Fachdisziplinen. Dies kann auch als „fächerübergreifende Arbeitsweise“ verstanden werden, z.B wenn Psychologen, KinderärztInnen, ErzieherInnen und Lehrende zusammen an einer Fragestellung arbeiten.e Wissensmanagement, der Transfer von Wissen zwischen Praxis, Ausbildung und Forschung. Erfahrungen, Ergebnisse und Fragestellungen zur frühkindlichen Bildung und Entwicklung sollen schneller und zielgerichteter kommuniziert, weiter entwickelt und verwertet werden – immer mit dem Ziel, die Bildungschancen von Kindern und Familien zu verbessern. 

 

Unter diesem Fokus  traf sich Anfang 2010 die landesweite Expertenrunde Sprache des nifbe zu ihrem Auftakt in Osnabrück unter dem Titel:  „Sprachförderung:   Programm oder Alltag?“ Vertreten waren ExpertInnen aus folgenden Bereichen: Kita Leitung, Fachberatung, Sprachförderkräfte, Kita-Träger, Forschung, Landesschulbehörde, Kultusministerium, Erwachsenenbildung.  

 

Die Expertenrunde Sprache formulierte folgende Positionen und Empfehlungen:

 

Sprachförderung von Anfang an!

Sprache ist die entscheidende Schlüsselkompetenz für den Bildungserfolg wie auch für die gesellschaftliche Teilhabe eines jeden Kindes. Die Sprachförderung in  der  KiTa ist daher eine   der zentralen Aufgaben im System der  frühkindlichen Bildung,  Betreuung und Erziehung.

Sprachförderung sollte so früh wie möglich ansetzen und in Krippe und KiTa als Querschnittsaufgabe und ständige Alltagspraxis angesehen  werden. Hier gilt es in der beziehungsreichen Interaktion zwischen ErzieherIn und Kind Sprechanlässe gezielt zu schaffen und zu nutzen.  Eine solche  Sprachförderung im Alltag kann je nach Bedarf   mit  spezifischen   Programmen   und Projekte   kombiniert   werden. 

Stärker als bisher ist in der Sprachförderung der  kulturelle und gesellschaftliche Kontext des Kindes  zu berücksichtigen sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern zu intensivieren. Weiterhin sollte der Fokus auf einer ganzheitlichen Sprachförderung liegen, bei der auch andere Bildungsbereiche hinsichtlich ihrer sprachfördernden Möglichkeiten genutzt werden. Insbesondere Bewegungsanlässe bieten hier erfolgversprechende Ansätze. Der kindliche Spracherwerb sollte als ein aktiver Lernprozess gesehen werden, welch er durch die aktive Auseinandersetzung des Kindes mit seiner materialen und sozialen Umwelt geprägt ist.  

 

Strukturen und Rahmenbedingungen verbessern

Zu viele Ressourcen verpuffen derzeit in einer  von  unklaren Zuständigkeiten und Adressaten sowie einer unübersichtlichen Vielzahl verschiedener Programme, Projekte und individueller Ansätze geprägten Förderlandschaft.  Eine ganzheitliche Sprachförderung kann nicht aus einem isolierten Training einzelner sprachlicher  Funktionen bestehen, sondern sollte in einem lustbetonten, motivierenden Kontext erfolgen, welcher bei Kindern z.B. insbesondere bei Bewegungsaktivitäten zu finden ist.  

Für eine wirksame Sprachförderung sind daher klare Rahmen-, Umsetzungs- und Zielrichtlinien sowie der Aufbau einer systematischen, verlässlichen und transparenten Förder-Struktur unabdingbar. Integraler Bestandteil eines solchen Systems muss auch  die wissenschaftliche Evaluation der angewandten Sprachförder-Verfahren sein. 

Eine besondere Beachtung hat   bei der Sprachförderung   der Übergang von der KiTa in die Grundschule, um die Anschlussfähigkeit der Förderung zu gewährleisten und Brüche zu vermeiden. Das „BrückenjahrBrückenjahr|||||Das vom Niedersächsischen Kultusministerium aufgelegte Programm "Das letzte Kindergartenjahr als Brückenjahr zur Grundschule" beinhaltet ein Übergangsmanagement von der Bildungs- und Erziehungsarbeit in Kindestageseinrichtungen zu Grundschulen und leistet einen Beitrag zur Anschlussfähigkeit der beiden Bildungsbereiche. Es werden 50 Beratungsteams eingesetzt und zwei mal 250 Modellprojekte gestartet. In den Beratungsteams und Modellprojekten arbeiten Fachkräfte aus Kindergarten und Schule gemeinsam an einem für alle Kinder gelingenden Übergang in die Grundschule. Damit diese Aufgabe geleistet werden kann, werden die Fachkräfte aus dem Elementar- und dem Primarbereich gemeinsam fortgebildet. “-Projekt des Landes (Niedersachsen) sollte in diesem Sinne intensiviert und ausgebaut werden. 

Auf regionaler-  wie Landesebene  ist desweiteren ein intensiver interdisziplinärer Fachdialog zwischen den verschiedenen Akteuren und Ebenen zu etablieren. Diese Aufgabe kann das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung übernehmen und zugleich einen zielgerichteten Transfer von  Best Practice -Beispielen sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen vorantreiben. 

Nur im gemeinsamen Entwickeln und Handeln liegt die Chance auf eine best-mögliche Sprachförderung!

 

ErzieherInnen  stärken

Der Schlüssel für eine wirksame Sprachförderung in der KiTa liegt in gut qualifizierten pädagogischen Fachkräften. Die Erzieherin ist hier die wichtigste „Sprachförderinstanz“, die durch Fortbildung, Beratung / Coaching und neue Ausbildungs-Module gestärkt werden muss. Insbesondere folgende Kompetenzen sind hier auszubauen: 

•  Haltung und Sprachbewusstsein

•  Sprachwissen und Sprachgestaltung

•  Sprachreflexion, Sprachbeobachtung und Sprachdokumentation

•  Nonverbale Kommunikationsformen als Medium der Interaktionsgestaltung

•  Kultur-Sensibilität 

•  Übersicht über Sprachprogramme und ihre Spezifika

 

Qualifizierungsoffensive starten

Die  Kompetenz-Stärkung der ErzieherInnen erfordert eine umfassende,   gemeinsam von Land, Kommunen und Trägern finanzierte und koordinierte  Qualifizierungs-Offensive.  Diese sollte sich nicht nur an ErzieherInnen, sondern auch an das Tagepflege-Personal und ganz besonders auch an FachberaterInnen richten. Im Rahmen dieser Offensive  sind neue Sprachförder-Module für die Ausbildung zu  entwickeln  und ein kollegiales System des Mentoring und des Coaching auf zubauen.

 

Familien einbeziehen 

Die  Rolle der  Eltern  als BildungspartnerInnen   und BegleiterInnen in der kindlichen (Sprach-)Entwicklung muss systematisch gesehen  und   unterstützt werden.  Dies bedeutet eine stärkere   Familieneinbindung und  eine enge Zusammenarbeit mit den  Eltern, wobei der  kulturelle und gesellschaftliche Kontext   der Familie mit  einzubeziehen ist.  Erforderlich ist dafür auch eine breite interdisziplinäre Vernetzung zwischen Familienbildung, Jugendhilfe, elementarpädagogischen Einrichtungen und Einrichtungen der Erwachsenenbildung (wie z.B. in Familienzentren). 

Durch eine konsequente und kompetente Sprachförderung für Kinder können immense volkwirtschaftliche Folgekosten für gescheiterte Bildungs-  und Berufsbiographien vermieden werden. Sie ist eine Investition in die Zukunft! 

 

Ansprechpartnerin:

Maria Korte-Rüther (nifbe Ko - und Geschäftsstelle)

 



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