Digitale Medien in der Kita

Bücher, CDs, Fotos – Medien sind in Kindertageseinrichtungen allgegenwärtig. Der Einsatz von digitalen Medien (wie z.B. Digitalkameras, Tablets, Computer, Internet) stößt in Kindertageseinrichtungen jedoch zum Teil noch auf Skepsis. Häufige Reaktionen auf eine frühe Einbeziehung digitaler Medien sind z.B. die Betonung des Sucht-/Gefahrenpotenzials sowie der Wunsch, medienfreie Räume zu erhalten. Tatsache ist jedoch, dass Kinder heutzutage oft von Geburt an von digitalen Medien umgeben sind und diese dann auch schnell selbst nutzen – sei es, weil Eltern und Kinder gemeinsam Fotos ansehen oder Kontakte mit Videotelefonie gepflegt werden, sei es, weil die Eltern ihre Kinder damit „rumspielen“ lassen, manchmal auch damit „ruhigstellen“ wollen, oder aber weil die Kinder Erwachsene nachahmen, wie diese Computer oder Smartphones nutzen.

Oft sind es auch ältere Geschwister, die den Allerkleinsten den Einstieg in die digitale Medienwelt ermöglichen. Digitale Medien sind also Bestandteil der Lebensrealität von Kindern – ob diese Nutzung der digitalen Medien im frühen Kindesalter jedoch gut oder schlecht ist, ist derzeit noch wenig erforscht und damit unklar. Im deutschsprachigen Raum gibt es nur wenige Studien, die sich mit der Mediennutzung von Kindern zwischen der Geburt und dem sechsten Lebensjahr befassen.

Eine aktuelle Zusammenstellung von Befragungen und Studien im Hinblick auf Nutzung, Relevanz und Besitz digitaler Medien von Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 13 Jahren befindet sich in der Veröffentlichung „Grunddaten Kinder und Medien 2018“ von vom Orde & Durner (2018). Meist geht es in diesen Studien um die Untersuchung des Fernsehkonsums (Aufenanger 2014). Einige weitere Studien befassen sich mit dem Thema Mediennutzung von Kindern zwischen drei und 13 Jahren. So zum Beispiel die miniKIM-Studie 2014 des medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest in Kooperation mit dem Südwestrundfunk (Feierabend, Plankenhorn, Rathgeb 2015) und die KIM-Studie 2020 des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (Feierabend, Rathgeb, Kheredmand, Glöckler 2021). Langzeitstudien zu den Auswirkungen der digitalen Medien auf die kindliche Entwicklung (z.B. den Spracherwerb, die Interessenentwicklung, Lernprozesse allgemein) gibt es wenige und sind aufgrund der rasanten Entwicklung der digitalen Medien nur schwer umsetzbar.

Ausgehend von dem Wissen, dass digitale Medien zur Lebensrealität von Kindern gehören, ist die Integration von digitalen Medien in die bestehenden Konzepte der frühkindlichen Bildungsarbeit unabdingbar. Es geht in der Kindertagesstätte also nicht darum, die Kinder vor Medien oder deren Inhalten zu bewahren, sondern ihnen Handlungs- und Erfahrungsräume bereitzustellen und diese mit ihnen gemeinsam zu bearbeiten (Fleischer & Hajok 2019). Dabei ist das Ziel der frühen edienförderung das medienkompetente, medienmündige Kind.
Ganz grob lässt sich nach Schorb & Wagner (2013) Medienkompetenz verstehen als „Befähigung des Menschen zur souveränen Lebensführung in einer (zunehmend) mediatisierten Gesellschaft“ (Schorb & Wagner 2013, zitiert nach Fleischer & Hajok 2019, S. 63). Medienkompetenz umfasst vier zentrale Bereiche:
  • Erfahrungen und praktische Kenntnisse im Umgang mit Medien: digitale Medien entdecken, Funktionsweisen erkunden, Bedienung und sinnvolles Anwenden erlernen.
  • Entwicklung von Verständnis und Fähigkeiten, um digitale Medien für sich selbst sinnvoll einsetzen zu können.
  • Entwicklung von Verständnis und Fähigkeiten, um das eigene Medienverhalten wahrzunehmen und zu reflektieren sowie Erfahrungen bei der Nutzung digitaler Medien auszudrücken, zu verarbeiten und mögliche alternative Handlungen bei der nächsten Nutzung mitzubedenken.
  • Wissen zum Wesen und der Funktion der Medien und den inhärenten Absichten (z.B. Werbung, Erfassung persönlicher Daten, Kontrolle etc.) aufzubauen und in der Lage sein, diese zu hinterfragen (vgl. ebd., S. 64).

Kompetenzen in der digitalen Welt

Kinder haben das Recht auf ein gutes Aufwachsen und Bildung sowie Schutz und Partizipation in der digitalen Welt (vgl. UN-Kinderrechtskonvention, kinderrechte.digital) Schon 2017 hat die KultusministerkonferenzKultusministerkonferenz|||||Die KMK  ist die ständige Konferenz der Länder in der BRD, wurde 1948 gegründet und ging aus der "Konferenz der deutschen Erziehungsminister" hervor. Sie basiert auf dem freiwilligen Zusammenschluss der zuständigen Minister/Senatoren der Länder für Bildung, Erziehung und Forschung. Da nach dem Grundgesetzt und sog." Kulturhoheit der Länder" die Zuständigkeiten für das Bildungswesen bei den einzelnen Ländern liegt, behandelt die KMK Angelegenheiten von  überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer "gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung, sowie der Vertretung gemeinsamer Anliegen".  die Kompetenzen in der digitalen Welt als vierte Kulturtechnik – neben Lesen, Schreiben und Rechnen – festgehalten und sieht sie als Voraussetzung für die gesellschaftliche Teilhabe (Kultusministerkonferenz 2017). Das bedeutet, dass Kinder Handwerkszeug benötigen, um diese Kompetenzen zu erwerben und um selbst eine reflektierte Haltung entwickeln zu können. Es geht somit auch im Bereich digitaler Medien um die Notwendigkeit von Bildungschancengerechtigkeit.

In Folge des Beschlusses der Jugend- und Kultusministerkonferenz von 2004 wurde in fast allen Bildungsplänen für Kindertageseinrichtungen der Bundesländer der Bildungsbereich „Medien und Medienkompetenzförderung“ aufgenommen, allerdings in unterschiedlicher Art. Bei einer Analyse sämtlicher Bildungspläne bzw. Orientierungsrahmen der Bundesländer konnte eine dreistufige Integration medienpädagogischer Bildung aufgezeigt werden (Neuß 2013; Reichert-Garschhammer 2020). So gibt es sieben Bundesländer (Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland und Sachsen-Anhalt), in denen medienpädagogische Bildung als verdeckter Bestandteil in den Bildungsplänen vorkommt, d.h. dieser Bereich wird nicht im Inhaltsverzeichnis aufgelistet. In vier Bundesländern (Berlin, Hamburg, Sachsen und Schleswig-Holstein) erfolgt eine Nennung medienpädagogischer Bildungsinhalte innerhalb eines anderen Bildungsbereichs, z.B. Sprache, Kommunikation oder Ästhetik. In den restlichen fünf Bundesländern (Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen) wird medienpädagogische Bildung als eigenständiger Bereich ausgewiesen (Neuß 2013; Reichert-Garschhammer 2020).

„Im Hinblick auf die Medienkompetenzförderung in Kindertagesstätten sind die Bildungspläne deshalb von Belang, weil sie neben der Orientierung für die Kita-Praxis auch die Ausbildungs- und Fortbildungsinhalte von Erzieherinnen und Erziehern sowie Kindheitspädagoginnen und -pädagogen bestimmen. Weiterhin haben die Bildungspläne auch eine Legitimationsfunktion der pädagogischen Arbeit und liefern so Begründungen, Bildungsziele und Praxisvorschläge für die medienpädagogische Arbeit in Kindertagesstätten. An ihnen kann man also ablesen, inwiefern „Medienpädagogik im Kindergarten“ als ein relevanter Bildungsbereich betrachtet wird und ob dies folglich als eine besondere Aufgabe gesehen wird oder nicht. Weiterhin lassen sich an ihnen die inhaltliche Ausrichtung der Medienarbeit sowie ihr bildungspolitischer Stellenwert erkennen“ (Neuß 2013, S. 37).

Kompetenzen in der digitalen Welt zu entwickeln bedeutet, die Kompetenz im Umgang mit informationstechnischen Geräten, die den Alltag der Kinder prägen, zu erlangen. Dazu zählen sowohl Verwendungs- und Funktionsweisen kennenzulernen sowie Fertigkeiten des praktischen Umgangs damit anzueignen als auch die Medienkompetenz, die u.a. die Fähigkeit umfasst, Medien zweckbestimmt und kreativ zu nutzen und damit eigene Werke zu erstellen. Erste Forschungsergebnisse zeigen eindeutig, dass Kinder keine „digital natives“ sind, sondern digitale Kompetenzen nur im begleiteten Umgang erwerben (Feil 2016, S. 23). Die Kindertageseinrichtungen sollten also als Chance zur professionellen Medienerziehung gesehen werden und sich als ersten professionellen Bildungsort zur Entwicklung von Kompetenzen für die digitale Welt (neben vielen weiteren Kompetenzen in anderen Bildungsbereichen) der Kinder begreifen.

Kindertageseinrichtungen als erster professioneller Bildungsort der Kinder

Im familiären Umfeld sind die medialen Zugänge für Kinder sehr unterschiedlich. Von Eltern, die ihren Kindern einen reflektierten und begleiteten Umgang mit den digitalen Medien ermöglichen, über Familien, in denen ein unreflektierter und unbegleiteter Umgang üblich ist, bis hin zu solchen, bei denen der Umgang mit Medien den Kindern strikt verboten ist, sind alle Abstufungen zu finden.
Kindertageseinrichtungen können hier ein professionelles Pendant sein. Bei dieser Diskussion um Medienbildung in Kindertagesstätten ist folgende Devise wichtig: Ersatz ist Quatsch!

Es geht also darum, bestehende Konzepte und Angebote in Kindertageseinrichtungen sinnvoll durch digitale Elemente anzureichern und so ein Nebeneinander und eine Verzahnung der verschiedenen Bereiche zu schaffen. Denn Primärerfahrungen und haptische Erlebnisse sind für die Entwicklung der Kinder unabdingbar. Und das soll und muss auch weiter in der Kindertageseinrichtung möglich sein. Die Kindertageseinrichtung soll nicht durch und durch digitalisiert sein, sondern an geeigneten Stellen den Kindern unterschiedliche Werkzeuge und Möglichkeiten zugänglich machen.

So können die pädagogischen Fachkräfte den Kindern einen kritischen und selbstsicheren Zugang zur Welt der digitalen Medien ermöglichen. Dies ist überaus wichtig, denn digitale Medien bergen für Kinder Chancen und Risiken zugleich. Vor den Risiken sind Kinder, die digital kompetent sind, viel eher geschützt. Denn je früher sich Kinder aktiv und wertvoll begleitet mit Medien auseinandersetzen können, desto größere Chancen bestehen, dass sie beispielsweise nicht von Medien abhängig werden, sondern mit den Medien selbstbestimmt und kompetent umgehen können (Marci-Boehnke & Rath 2013; Reichert-Garschhammer 2017).

Im Rahmen des bayerischen Modellprojektes „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ hat Eva Reichert-Garschhammer (2019, 2020) einen Kompetenzrahmen für Kinder im Alter von null bis sechs Jahren sowie für die pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen entwickelt. Dieser basiert auf dem gemeinsamen Rahmen der Länder für die frühe Bildung in Kindertageseinrichtungen (Jugendministerkonferenz & Kultusministerkonferenz 2004) sowie dem seit 2016 verbindlichen Kompetenzrahmen für Schulen (Kultusministerkonferenz 2016). Als Basiskompetenzen werden hier definiert (vgl. Reichert-Garschhammer 2019 & 2020):
  • Erfahrungen und Fertigkeiten im praktischen Umgang mit digitalen Medien sammeln (z.B. digitale Medien im Alltag entdecken und bedienen lernen; Fotos mit Tablet machen und mit Drucker ausdrucken; Töne mit Tablet und Mikrofon aufnehmen und mit Lautsprecher anhören).
  • Mediale Zeichensysteme verstehen (z.B. doppelte Natur von Bildern und Filmen erkennen; Programmformate, Realität und Fiktion unterscheiden).
Neben diesen Basiskompetenzen werden zusätzlich die folgenden sechs Kompetenzdimensionen aufgeführt und näher umschrieben (vgl. Reichert-Garschhammer 2019): Suchen und Verarbeiten, Kommunizieren und Kooperieren, Produzieren und Präsentieren, Schützen und sicher Agieren, Problemlösen und Handeln sowie Analysieren und Reflektieren.

Eine Mediennutzung in Kindertageseinrichtungen, die Kinder nachhaltig stärkt und sie Medienkompetenz entwickeln lässt, sollte kompetenzorientiert und interaktiv sein (siehe Abbildung 1).

Seiten aus fK 0521 Art Lepold


Digitale Medien und Kinder

In welchem Alter sind Kinder alt genug für die digitale Medienwelt? „Die direkte Auseinandersetzung mit den Kindern muss beginnen, sobald sie selbst Erwartungen an die Medien richten“ (Theunert & Demmler 2007, S. 140). Dies ist Voraussetzung für gezielte Stärkung digitaler Kompetenz, die ab diesem Punkt einsetzen und kontinuierlich komplexer werden kann (ebd. 2007).

Voraussetzungen für eine Lernwirksamkeit von Medien ist das Bildverstehen (visual literacy). Dieses entwickelt sich im Alter von ca. ein bis 2,5 Jahren und umfasst u.a. die Gesichtserkennung auf Fotos, die Erkennung der doppelten Natur von Bildern und Filmen sowie die Unterscheidung verschiedener Programmformate (Fiktion vs. Realität).

Im Rahmen bisheriger Modellprojekte haben sich beispielsweise folgende Gelingensfaktoren gezeigt:
  • Alter des Kindes: Der Medieneinsatz soll an das Alter und den Entwicklungsstand des Kindes angepasst sein.
  • Zeitfaktor: Ein zeitlicher Rahmen innerhalb der Kindertageseinrichtung ist sinnvoll, d.h. wie lange die Kinder maximal in der Woche an digitalen Geräten Zeit verbringen. Dies hilft auch in der Kommunikation mit Eltern, um deutlich zu machen, dass die bestehenden Angebote weiterhin den Großteil des Kita-Alltags in Anspruch nehmen.
  • Technische Ausstattung: Tablets mit Apps und Zubehör (Schutzhülle und Panzerglas, Stativ und Stativklemme, Mikrofon und Lautsprecher, Endoskop-Kamera und Mikroskop), USB-Stick bzw. externe Festplatte, Farbdrucker, Beamer und Leinwand, WLAN.

Für den sinnvollen Einsatz der digitalen Werkzeuge ist es wesentlich, dass die pädagogischen Konzepte um den Aspekt der digitalen Bildung gemeinsam im Team erweitert werden. Damit pädagogische Fachkräfte alltagsintegriert und entsprechend den vorangegangenen Ausführungen die Kinder begleiten können, brauchen sie Fort- und Weiterbildungen. Dabei geht es u.a. darum, verschiedene Zugänge zur Medienbildung kennen zu lernen: z.B. kann man DURCH Medien, aber auch MIT Medien oder ÜBER Medien lernen (Theunert 2007; Lepold & Ullmann 2018):
  • Bildung DURCH Medien nimmt die Medien als einen informellen Lernort in den Fokus. Hier fungieren die Medien zur Orientierung, als Wissensquelle und ihre Nutzung unterstützt die Ausformung medienbezogener Fähigkeiten. In sehr früher Kindheit bis einschließlich dem sechsten Lebensjahr sind der kontrollierte Medienumgang, die emotionale Verarbeitung von Medienerlebnissen und das kognitive Verständnis von Medienbotschaften (inklusive Realität vs. Fiktion) hoch priorisiert. Die reflexive Beobachtung und Begleitung durch Erwachsene sind hier unersetzlich.
  • Bildung MIT Medien nimmt die Medien als konkretes Mittel der Partizipation und Weltaneignung in den Fokus. Die aktive Nutzung und ein selbstbestimmter Gebrauch erfordern Wissenserweiterung auf medialer Basis, medienbezogene Fertigkeiten wie z.B. Computerfunktionen in ihrer Anwendung und Medien als Kommunikations- und Gestaltungsmittel.
  • Bildung ÜBER Medien nimmt eine übergeordnete Ebene ein. Hierbei geht es um Ethik, Kritikfähigkeit, Bewertungsstrukturen und deren Verzahnung in der Medienwelt. Informationsverbreitung, Vermarktung und Markenentwicklung haben hier Priorität. Besonders für Jugendliche ist es bedeutsam, dass sie hier kompetente Begleitung haben und ihren eigenen Medienzugang zunehmend in den gesellschaftlichen Kontext einordnen lernen.

Konkrete Einsatzmöglichkeiten mit Kindern

Digitale Medien eigenen sich z.B. für die PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich  eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im  Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. arbeit mit den Kindern, um ihre Entwicklung partizipativ zu dokumentieren. Wird das Tablet im Alltag mit einem geeigneten Programm genutzt, lernen die Kinder dieses Medium zum einen als Arbeitsinstrument kennen und erfahren, dass Geräte für einen Zweck und eine bestimmte Zeit genutzt, danach aber auch wieder weggelegt werden. Zum anderen erfährt das Kind aber auch durch Absprachen mit den pädagogischen Fachkräften, dass es das Recht am eigenen Bild hat und bei der Frage, was dokumentiert werden soll, eine Stimme hat und mitbestimmen kann. Dabei sind Datenschutzfragen im Team (mit dem Träger; unter Umständen auch mit den Eltern) vor der digitalen Portfolioarbeit abzuklären.

Weitere, denkbare Einsatzmöglichkeit digitaler Geräte und Tools sind:
  • gemeinsames Forschen und Dokumentieren (z.B. mit digitalem Mikroskop und Endoskop-Kamera und BookCreator/BookTraps),
  • digitale Bilderbücher lesen (Tipps dazu auf lesenmit.app der Stiftung Lesen) und gemeinsam entwickeln (z.B. K iBuNet),
  • Bilderbücher in mehreren Sprachen lesen/lesen lassen (z.B. Polylino),
  • Partizipation der Kinder bei der pädagogischen Dokumentation,
  • kreatives Gestalten mit Medien: gemeinsame Entwicklung von digitalen Bilderbüchern oder Fotogeschichten; gemeinsame Filmprojekte (Stop-Motion-Filme, Filme über die Kindertageseinrichtung oder ein Projekt); gemeinsame Hörspielproduktion.
Erste Kindertageseinrichtungen haben auch das Thema Coding bzw. Programmieren für sich entdeckt. Primär geht es hier nicht um detaillierte Programmierkenntnisse, sondern das spielerische Kennenlernen und Verstehen der Sprache der Computer.

Medienbildung in Zusammenarbeit mit Eltern

Medienbildung passiert, genauso wie andere Prozesse in der Kindertageseinrichtung, auch im Zusammenspiel mit den Eltern. Beim Thema digitale Medien lässt sich bei vielen Eltern eine Unsicherheit feststellen (BMBF 2016). Eltern sind hier auf der Suche nach qualifizierten Tipps und Anregungen für den Umgang zuhause. Dies wird auch in den Zahlen der Studie miniKIM 2014 (Feierabend, Plankenhorn, Rathgeb 2015, S. 27) deutlich: Die Hälfte aller Eltern hat Interesse an den Themen Kinder und Medien bzw. Medienbildung. Pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen sind für viele Eltern wertvolle Ansprechpartnerinnen bzw. Ansprechpartner, wenn es um den Umgang mit ihrem Kind geht (ebd., S. 27).

Doch gerade bei dem Thema digitale Medien zeigt sich in den Statistiken, dass Eltern die pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen noch nicht als fachliche Ansprechpartnerinnen bzw. -partner erkannt haben und sich die meisten Eltern noch kein Urteil über den kompetenten Umgang der pädagogischen Fachkräfte mit digitalen Medien zutrauen. Kindertageseinrichtungen, die aktive Medienbildung betreiben, können damit auch zu fachlichen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern für Eltern zu diesem Thema werden und Elternbildung in Bezug auf sinnvolle Mediennutzung im Alter von null bis sechs Jahren anbieten.

Konkrete Einsatzmöglichkeiten für Eltern

In der Zusammenarbeit mit Eltern können digitale Hilfsmittel die Kommunikation erleichtern: Durch das Teilen von Bildern aus dem Alltag, von Portfolioeinträgen oder Audio- und Videoaufzeichnungen des Kindes werden die pädagogische Arbeit und die Tätigkeiten der Kinder transparent und zum Ausgangspunkt z.B. für das gängige Entwicklungsgespräch. Digitale Übersetzungsprogramme fördern die Verständigung. Umfragen für Eltern können leicht generiert werden und Organisatorisches z.B. auf eine digitale Pinnwand verlegen.
Im Team sollten klare Absprachen getroffen werden, was über digitale Tools mit Eltern kommuniziert wird. Auch die Erwartungshaltung der Eltern gilt es zu beachten, im Team zu besprechen und anschließend mit den Eltern zu klären: durch das Nutzen digitaler Kommunikationsmöglichkeiten kann auch die Erwartung der Eltern, häufig bzw. täglich Bilder oder Dokumentationen zu erhalten, steigen und damit unnötigen Druck auf die pädagogischen Fachkräfte ausüben.
Es gibt einige Erfolgsfaktoren für eine gelingende Medienbildung in Kitas. Neben der Schaffung von notwenigen technischen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise Tablets, Beamer und WLAN, spielt die Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Fachkräfte eine zentrale Rolle. Die stetige Weiterentwicklung der digitalen Medien und die damit verbundenen Herausforderungen machen eine kontinuierliche Begleitung der pädagogischen Teams notwendig. Vor allem aber brauchen wir entdeckungsfreudige pädagogische Fachkräfte, die sich gemeinsam mit ihrem Team, den Familien und den Kindern in sinnvollen pädagogischen Settings auf den Weg machen, digitale Medien für die kreative pädagogische Arbeit zu entdecken.


LITERATUR


Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus
frühe kindheit 05-21, S. 46-51


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