Das 103 Seiten umfassende kompakte Buch gliedert sich in folgende Schwerpunkte:
- Einführung: Was ist kollegiale Beratung und was sind ihre Merkmale?
- Warum kollegiale Beratung – Das Instrument für Fallverstehen, in der Aus- und Weiterbildung und als Maßnahme der Personalentwicklung
- Ablauf der Kollegialen Beratung und Beschreibungen des Wie
- Worauf gründet sich Kollegiale Beratung?
- Abgrenzung zu Supervision und Coaching
- Wie funktioniert digitale Kollegiale Beratung?
Die Autorin stellt das Instrument der kollegialen Beratung anhand dieser Punkte umfassend und gut verständlich vor und rückt die fallverstehende Funktion, die für soziale Arbeit elementar ist, in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Die Textpassagen werden durch Markierungen und farblich unterlegte Abschnitte unter den Überschriften: „Auf den Punkt gebracht“ sowie „Reflexionsfragen für Studierende und Auszubildende“ sinnvoll ergänzt.
Nicht zuletzt aufgrund der kompakten Kürze des Buches bleiben jedoch auch einige Facetten der kollegialen Beratung unterbelichtet: So wird die bedeutsame Möglichkeit des Wissenstransfers innerhalb von Organisationen gar nicht erwähnt und dem Kapitel zum Anwendungsbereich in der Aus- und Weiterbildung und damit auch der Anleitung fehlt es an kritischer Auseinandersetzung mit den Chancen, aber auch den Grenzen der kollegialen Beratung. Allzu kurz und ohne Praxisbeispiel ist auch das in der aktuellen Situation so bedeutsame Unterkapitel zu „Kollegiale Beratung als Maßnahme der Personalentwicklung“ ausgefallen und das gilt auch für das Thema „Kindeswohlgefährdung und Methoden kollegialer Beratung“. An diesen Stellen ist der Fachdiskurs noch weiter auszuführen.
Insgesamt bietet das fundierte Buch aber allen (angehenden) Fach- und Leitungskräften aus dem Feld der Sozialen Arbeit und damit auch aus den KiTas eine gute Grundlage, um sich mit dem Thema der Kollegialen Fallberatung vertraut zu machen und seine theoretischen Hintergründe zu verstehen. Beispiele aus verschiedenen Arbeitsbereichen der sozialen Arbeit ermöglichen der Leserin zudem praxisnahe Einblicke. Sehr gelungen ist auch die sehr zeitgemäße Darstellung der Möglichkeiten der Kollegialen Beratung im online-Setting.
Die Autorin wertet mit diesem Buch die auf „gleicher Augenhöhe“ stattfindende Beratungsform der kollegialen Beratung fachlich weiter auf. Der erwartbare Effekt zum Beispiel in Hinblick auf Psychohygiene und Entlastung wird deutlich herausgearbeitet. Die dargestellte Multiperspektivität des Instrumentes und seiner Einsatzmöglichkeiten ermuntert dazu, professionell eigene Prozesse in der sozialen Arbeit zu reflektieren. Eine sehr ausdifferenzierte umfangreiche Literaturliste von Autoren verschiedener theoretischer Schulen ermöglicht last but not least weitere vertiefende Recherchen.
- Sylvia Wagenaar: Kollegiale Beratung in der Sozialen Arbeit. Kohlhammer, 111 S., 22 Euro
Gerlinde Schmidt-Hood