Im Gegensatz zur Rolle der Mutter ist die Rolle des Vaters in Bezug zu seinen Kindern ein weithin unerforschter Bereich – und das, obwohl sich die klassische Rollenverteilung mit dem Vater als Ernährer und der Mutter als Haus- und Kinderhüterin schon lange überlebt hat. In einem internationalen Projekt soll die Rolle des Vaters nun wissenschaftlich näher beleuchtet werden. Mit dabei: nifbe-Forscher Prof. Dr. Julius Kuhl.

"Die Zeit ist reif dafür, dass das Thema Vaterschaft erforscht wird. Die modernen Väter fordern das mehr oder weniger auch ein: Sie sind quasi in Aufbruchsstimmung. Doch auf wissenschaftlicher Ebene wissen wir fast nichts über Möglichkeiten und Effekte dieses Aufbruchs", erklärt Projektleiterin Lieselotte Ahnert vom Institut für Angewandte Psychologie der Universität Wien.

Aus diesem Grund hat die Psychologin gemeinsam mit fünf KollegInnen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz das "Central European Network on Fatherhood" (kurz CENOF) gegründet. In dessen Rahmen wird nun eine von der Jacobs Foundation mit 2 Millionen Euro geförderte Studie durchgeführt, die aus sechs Einzelprojekten besteht. Die zentralen Fragen lauten: Was sind die Motive und Möglichkeiten von Vätern, welche Ziele haben sie im Zusammenleben mit ihren Kindern und wie wirken sich diese auf die Kinder aus?

Der Einfluss der Väter auf die Selbstkompetenzen der Kinder

kuhl 150Im Fokus des Teilprojektes von Prof. Dr. Julius Kuhl steht die Frage, welchen Einfluss Väter auf die Selbstkompetenzen ihrer (Vorschul-) Kinder wie z.B. die Emotionale Regulationskompetenz oder die Selbstmotivation haben. Schon in seinen bisherigen Studien konnte der Psychologe und Begabungsforscher im Hinblick auf die Entwicklung von kindlichen Selbstkompetenzen die große Bedeutung der Beziehungsqualität zu ihren Eltern unter Beweis stellen.

Insgesamt besticht die groß angelegte CENOF-Studie u.a. durch ihre hohe Stichprobenanzahl: 3.700 Väter sollen einbezogen werden. Neben "klassischen" Fragebögen zu den Themen Familienklima und Partnerschaftsqualität wird eine Smartphone-App benutzt, mit der die Väter ihr Zeitmanagement dokumentieren.

Wichtig ist es den ForscherInnen des CENOF-Netzwerks, ihre Ergebnisse auch in konkrete sozialpolitische Maßnahmen einfließen zu lassen. "In den Erziehungsberatungsstellen und Kliniken, in denen erkrankte Kinder behandelt werden, werden die Maßnahmen immer noch vorrangig an die Mütter adressiert. Der Vater spielt nur eine untergeordnete Rolle", erläutert Projektleiterin Liselotte  Ahnert.