Wie kann das Kochen und Essen in der KiTa lustvoll und mit allen Sinnen gestaltet werden? Diese Frage stand im Fokus eines Vortrags von Verena Kasten und Verena Laubenbacher von der Sarah Wiener-Stiftung im Rahmen der kostenlosen Zoom-Reihe „Mitmachen mit alle Sinnen“. Moderiert wurde der Vortrag von Gerlinde Schmidt-Hood, die gleich zu Beginn unterstrich: „Essen ist so viel mehr als Nahrungsaufnahme – es geht um Kultur, Kommunikation und das Entdecken der Welt“.

In einer Teilnehmer*innen-Abfrage zu Beginn des Vortrags ergab sich, dass in 22 Prozent der KiTas frisch gekocht wird und dass knapp die Hälfte ihr Essen von einem Caterer beziehen. Nach dem Lieblingsessen in der Kindheit gefragt nannten die Teilnehmer*innen ein breites Spektrum, dass von Steckrübeneintopf, Reibekuchen und „Frikadellen von Oma“ bis zu Pelmeni und Spaghetti reichten. Auf der anderen Seite fanden sich Erbsen, Rosenkohl, Spinat, Eintopf und Leber.

Nach diesem Ausflug in Kindheitserinnerungen zeigten Julia Kasten und Verena Laubenbacher auf, wie Kinder essen lernen. Neben genetischen Prädispositionen sowie biologischen Schutz- und Sicherheitsmechanismen wie z.B. „Alles Süße ist gut“ komme es dabei vor allen Dingen auf folgende Aspekte an:
  • Gute Atmosphäre
  • Wiederholung
  • Authentische Vorbilder
  • Freude
  • Erleben mit allen Sinnen

Das Schmecken kommt erst zum Schluss

Nicht zuletzt spiele auch die Kultur eine Rolle dabei, was und wie Kinder essen lernen – das in vielen Kulturen verbreitete Essen von Insekten wie knusprigen Heuschrecken oder Ameisen ist so in unserer westlichen Kultur kaum vorstellbar. Die Referentinnen von der Sarah Wiener-Stiftung unterstrichen, dass vor dem Probieren von neuen Lebensmitteln bei Kindern das Anschauen, das Riechen, Anfassen und das Testen der Konsistenz im Mund komme. Kinder müssten bei neuen Lebensmitteln immer wieder die Möglichkeit haben, sich ihnen ohne Zwang mit allen Sinnen zu nähern.

Julia Kasten und Verena Laubenbacher führten in der Folge die „drei Säulen der praktischen Ernährungsbildung“ aus:
  • Lebensmittel und die Frage wo und wann sie wachsen bzw hergestellt werden
  • Das Kochen von der Hygiene über die Organisation und das eigentliche Vorbereiten und Zubereiten bis zum Aufräumen und Spülen
  • Die Esskultur mit Tisch decken, Tisch-Ritualen, dem gemeinsamen Essen und genießen und wertschätzen der Lebensmittel
Als ein Beispiel, wie man Kinder Lebensmittel mit allen Sinnen nahebringen kann, führten sie gemeinsam mit den Teilnehmer*innen, die alles zwei verschiedene Stücke Brot mitgebracht hatten, eine exemplarische Brotverkostung durch – mit Anschauen, Beschreiben, Riechen, Spüren, Horchen („Welche Geräusche macht das Brot, wenn man es drückt?“) und schließlich dem ausgiebigen Schmecken. Weitere Ideen, die auch von den Teilnehmer*innen kamen, waren ein „Brot-Memory“, Fühlsäcke mit Erbsen, Bohnen oder Maiskörnern, Gläser mit Getreidesorten, Popcorn aus Mai, das gemeinsame Einkaufen und auch das interkulturelle Buffet. Die Ideen wurden auf einem Padlet gesammelt und stehen hier weiter zur Verfügung.

Angebote für Genussbotschafter*innen

Abschließend stellten Julia Kasten und Verena Laubenbacher das gemeinsam von der Sarah Wiener-Stiftung und der BARMER-Krankenkasse im Rahmen des Präventionsgesetzes kostenlos angebotene Programm „Ich kann kochen!“ vor. In Einstiegs- und Aufbau-Fortbildungen können Fachkräfte Köch*innen und Hauswirtschaftskräfte sich hier zu „Genussbotschafterinnen“ qualifizieren. Darüber hinaus gibt es im Rahmen des Projektes kostenloses Bildungsmaterial sowie als Anschub eine Lebensmittelförderung für das gesunde und genussreiche Essen in der KiTa.

Zum Projekt "Ich kann kochen!"
Karsten Herrmann