Mareike Trauernicht ist 2022 von der Körber-Stiftung für ihre Promotion mit dem Deutschen Studienpreis in der Sektion Sozialwissenschaften ausgezeichnet worden. Sie zeigt darin auf, dass das Thema Burnout auch vor Kitas nicht halt macht – und nicht nur die betroffenen frühpädagogischen Fachkräfte belastet, sondern auch die Kinder.



In Deutschland besuchen die meisten Kinder ab spätestens drei Jahren eine Kita. Frühpädagogische Fachkräfte gehören zu ihren zentralen Bezugspersonen. „Sie gestalten das frühe Bildungserlebnis in großem Maße mit“, sagt Mareike Trauernicht. Doch steigende Anforderungen an Vertreter:innen dieser Berufsgruppe führen immer häufiger dazu, dass sie von Burnout-Symptomen wie Erschöpfung betroffen sind.

In ihrer Promotion hat die Psychologin die Ursachen und Auswirkungen eines Erschöpfungszustandes bei frühpädagogischen Fachkräften untersucht. Das Herzstück der Arbeit sind die Ergebnisse von vier Teilstudien aus Trauernichts Zeit an der Freien Universität Berlin. Zwei davon untersuchen, inwiefern persönliche, soziale und strukturelle Arbeitsbedingungen sowie unterschiedliche Facetten der Arbeitszufriedenheit mit Burnout-Symptomen bei frühpädagogischen Fachkräften einhergehen. In den beiden anderen Teilstudien hat Trauernicht erhoben, wie sich Burnout-Symptome auf das pädagogische Handeln und die Voraussetzungen dafür auswirken. Ihr Ergebnis: „Burnout-Symptome führen zu negativen Effekten auf die Empathie der frühpädagogischen Fachkräfte. Zudem bestehen Zusammenhänge zu weniger Bildungsaktivitäten mit den Kindern. Unter Burnout-Symptomen leidet also die Qualität der Betreuung insgesamt.“

„Wenn der Teamzusammenhalt hoch war, eine gute Kommunikation herrschte und gemeinsam und zielorientiert im Team gearbeitet wurde und wenn die Beziehung zu den Eltern angenehm, respektvoll und konfliktfrei wahrgenommen wurde, dann litten auch die Fachkräfte unter weniger Burnout-Symptomen.“

Team-Zusammenhalt und gute Kommunikation als ResilienzResilienz|||||Resilienz kann als "seelische Widerstandsfähigkeit" verstanden werden mit der Fähigkeit Krisen zu meistern und diese als Anlass für Selbstentwicklungen zu nutzen. In der Resilienzförderung geht es speziell darum die Widerstandsfähigkeit von Kindern und Erwachsenen in belasteten und risikobehafteten Lebenssituationen durch schützende Faktoren zu entwicklen, zu ermutigen und zu stärken. Ein verwandter Begriff ist der der Salutogenese. -Faktoren

Ungleich überraschender als die Untersuchung der Auswirkungen ist Trauernichts Forschung zu den Ursachen. Weder das Alter oder die Anzahl der Kinder noch der Fachkraft-Kind-Schlüssel hingen mit der Erschöpfung von Fachkräften zusammen, sagt sie. Überhaupt zeigten die untersuchten strukturellen Arbeitsbedingungen sowie personalen Aspekte kaum einen Zusammenhang zum Erschöpfungserleben. „Sehr deutlich wurde allerdings, dass frühpädagogische Fachkräfte sich dann besonders ausgelaugt fühlten, wenn sie das soziale Klima im Team und die Beziehung zu den Eltern als belastend empfanden. Wenn der Teamzusammenhalt hoch war, eine gute Kommunikation herrschte und gemeinsam und zielorientiert im Team gearbeitet wurde und wenn die Beziehung zu den Eltern angenehm, respektvoll und konfliktfrei wahrgenommen wurde, dann litten auch die Fachkräfte unter weniger Burnout-Symptomen“, sagt sie. Über die Verbesserung struktureller Bedingungen hinaus wünscht sich Trauernicht dementsprechend Investitionen für eine gute Zusammenarbeit im Team und für eine gute Beziehung mit den Eltern – für die Entlastung frühpädagogischer Fachkräfte und damit auch zum Wohle aller Kita-Kinder.

Die Preisträgerin
An der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat Mareike Trauernicht (33) bis zum Bachelor Psychologie studiert. Es folgte der Master in Klinischer & Gesundheitspsychologie an der Freien Universität Berlin, wo sie von 2018 bis 2021 auch promoviert hat. Heute ist Trauernicht dort wissenschaftliche Mitarbeiterin.

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Text: Dorthe March / Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung der Körber-Stiftung