In Bayern sollen Quereinsteiger*innen leichter in die KiTas kommen und über ein modulares Weiterbildungskonzept qualifiziert werden. Detaillierte und fachlich begründte Kririk hieran übt der Verband Kita-Fachkräfte Bayern in einem Brief an die bayrische Sozialministerin.

Der Verband kritisiert folgende Punkte am neuen modularen Weiterbildungskonzept, in dem man sich von der Assistenzkraft über die Ergänzungskraft bis hin zur Fachkraft hin qualifizieren kann:
  • Der Umfang der Theoriestunden ist im Vergleich zu den regulären Ausbildungen sehr gering. Konkret: Ergänzungskräfte, die das Modell absolvieren, erfahren nur 10-20% der Unterrichtseinheiten (max. 400h statt ca. 2000h), die KinderpflegerInnen absolvieren, die nach abgeschlossener Ausbildung dieselben Tätigkeiten übernehmen. Bei den Fachkräften, die die Module absolvieren, liege das Verhältnis im Vergleich zu staatlich anerkannten ErzieherInnen bei nicht einmal 12,5% (300h statt 2440h). Der Beruf werde zwar zu einem gewissen Anteil in der Praxis erlernt, Theorieinhalte seien jedoch eine stets notwendige Grundlage, die das Handeln beeinflusse, Reflexion ermögliche und Professionalität sichere. Das Wissen sei unter anderem notwendig, um Bildung und Qualität gewährleisten zu können.
  • Die QuereinsteigerInnen werden bereits während der Qualifizierungsmaßnahme auf den Anstellungsschlüssel angerechnet, obwohl ihnen während dieser Zeit das Wissen und die Erfahrung fehle. Zudem suggeriere dies, dass keine Begleitung einer Praxisanleitung notwendig sei. Dies könne zu Lasten der Qualität führen und Überforderung für die QuereinsteigerInnen verursachen.
  • Für Assistenzkräfte würden die Vorgaben beim Sprachniveau auf B1 statt B2 heruntergeschraubt. Sollten diese Kräfte Umgang mit den Kindern haben, sei jedoch ein hohes Sprachniveau aufgrund der sensiblen Entwicklungsphase im sprachlichen Bereich Voraussetzung. Dies sei beim B1-Level nicht erreicht.
  • Die Ankündigung des Sozialministerium das modulare Weiterbildungskonzept einzuführen, senke die Wertschätzung des Personals, welche eine umfangreiche und langjährige Ausbildung absolviert habe. Es müsse dringend mehr Anerkennung für diese Beschäftigten geben, z.B. durch Möglichkeiten der Weiterbildung und ein höheres Gehalt.
  • Abstriche bei den Qualifikationen würden vor allem im sozialen Berufsfeld gemacht. Es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob dem frühkindliche Bildungsbereich in Politik und Gesellschaft immer noch nicht die gleichwertige Wichtigkeit zugesprochen bekomme, wie Schulen.
  • Darüber hinaus begrüßt der Verband den Einsatz von Assistenzkräften, wenn diese vorwiegend in nicht pädagogischen Aufgabenbereichen eingesetzt werden. Dies würde zu einer großen Entlastung führen. Besser wären an dieser Stelle jedoch Personen mit einer entsprechenden Ausbildung in der Hauswirtschaft oder der Verwaltung.
  • Auch die Möglichkeit des Quereinstieges muss möglich sein, betont der Verband in seinem Brief. Jedoch sollten diese ebenfalls das Privileg haben, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu absolvieren.
  • Auch dies ist ein Zeichen von Wertschätzung. Zusätzlich werden Maßnahmen gefordert, wie der Ausbau von (Teilzeitformen der) regulären Ausbildungen, von Studiengängen und eine Erhöhung der Vergütung während der Ausbildung. Zudem wurde ein Konzept für Quereinsteigerinnen aus sozialen, pädagogischen und therapeutischen Berufen vorgeschlagen, die die Ausbildung, speziell auf ihre Vorbildung abgestimmt auf schnellerem Weg absolvieren könnten.
  • Am Ende appelliert der Verband, dass das neue Konzept die Problematik des Fachkräftemangels kaum langfristig beheben kann, denn dafür benötigt es bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen..

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