Gemeinsam mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit (BAG-BEK) hat das nifbe eine umfangreiche bundesweite Befragung von Fachberater*innen durchgeführt – neben personen- und strukturbezogenen Merkmalen standen insbesondere das Selbstverständnis und das berufliche Handeln der Fachberater*innen im Fokus. Die Ergebnisse wurden jetzt vom nifbe in einem Online-Vortrag präsentiert.

Zur Begrüßung unterstrich nifbe-Geschäftsführerin Dr. Bettina Lamm die Bedeutung der Fachberatung für die Qualitätsentwicklung im Feld. Sie nehme eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Praxis, Träger, Wissenschaft sowie Aus- und Fortbildung ein und werden im nifbe seit Anfang an mit Qualifizierungs- und Vernetzungsangeboten zielgerichtet unterstützt.

Die Ergebnisse der Befragung, an der insgesamt 733 Fachberater*innen teilgenommen hatten, wurden von nifbe-Transferwissenschaftlerin Kassandra Klumpe und nifbe-Transfermanager Jörg Hartwig präsentiert. Sie führten ein, dass nach ihren Berechnungen an der Befragung rund ein Viertel der Fachberater*innen in Deutschland teilgenommen hätten - wiesen aber zugleich darauf hin, dass das Feld der Fachberatung sehr unübersichtlich sei und es in den meisten Bundesländern keine verlässlichen Zahlen zu den dort tätigen Fachberater*innen gibt. Rund die Hälfte der Teilnehmer*innen an der Befragung kam dabei aus NRW und Niedersachsen.

Die typische Fachberaterin ist…

Die typische Fachberatung ist demnach weiblich (zu 94%), zwischen 45 und 50 Jahre alt und arbeitet seit etwa fünf Jahren in ihrem Beruf. Die meisten haben zuvor schon einige Jahre in der KiTa gearbeitet und 84 Prozent haben ein einschlägiges Studium absolviert. Zu 42% sind die Fachberater*innen Vollzeit beschäftigt und zu 70% sind sie in ein Team eingebunden. Im Durchschnitt sind die befragten Fachberater*innen für 25-30 KiTas zuständig und 20 Prozent haben dabei auch eine Dienst- und / oder Fachaufsicht.

Tariflich werden knapp 60 Prozent nach dem Sozial- und Erziehungsdienst bezahlt und hiervon wiederum knapp 60% zwischen S15 und S17. Über 40% der in Kommunen beschäftigten Fachberater*innen erhalten jedoch nur S11-S12. Spitzenreiter beim Verdienst sind Fachberater*innen mit Dienst- und Fachaufsicht, die zu über 40% nach S17-S18 eingestuft sind. Im Vergleich zu NRW verdienen die Fachberater*innen in Niedersachsen deutlich weniger.

Selbstverständnis und berufliches Handeln

Zu 90% gaben die befragten Fachberater*innen die Leitung und die Fachkräfte als Adressat*innen ihrer Arbeit an. Es folgten der Träger mit 60%, die Eltern mit 55% und die Kinder mit 27%. Als zentrale Topoi für ihr professionelles Selbstverständnis gaben die Fachberater*innen folgende an:
  • Fachlichkeit
  • Lösungsorientierung
  • Prozessorientierung
  • Bedarfsorientierung
  • Ressourcenorientierung
  • Wertschätzung

Die Themen und Beratungsanlässe ergeben sich den Angaben zufolge zu 19% aus der eigenen Fachlichkeit und zu 51% aus Aufträgen bzw. Anfragen aus der KiTa. Die Träger machen zu 45% Vorgaben und zwar insbesondere zu den Themen Qualitätsmanagement, Kinderschutz, Konzeptentwicklung und Partizipation.

Wie Jörg Hartwig und Kassandra Klumpe ausführten, , sind die Fachberater*innen zu 52% auf regionaler Ebene vernetzt, zu 21% auf überregionaler Ebene und zu 23% auf Landesebene. Die Vernetzung scheint dabei umso besser, je mehr KiTas die Fachberatung jeweils zu betreuen hat – ein Hinweis auf die Entlastung und Unterstützung durch Vernetzung und Kooperation.

Digitale Kommunikation und neue Formate

Im Hinblick auf die Corona-Pandemie sind den Befragungsergebnissen zufolge eine (nicht überraschende) schlechtere Erreichbarkeit der KiTas für die Fachberater*innen, ein Umstieg auf digitale Kommunikation sowie neue (digitale) Beratungsangebote und -Formate zu konstatieren.

Wie auch in dem von nifbe-Referent Peter Keßel moderierten Austausch deutlich wurde, wirft die Befragung spannende Schlaglichter auf ein Feld, das nach wie vor sehr unübersichtlich und sehr heterogen gestaltet ist. Sie können der weiteren Professionsentwicklung der Fachberater*innen dienen wie auch – z.B. bei der tariflichen Eingruppierung - als Argument gegenüber Trägern und Politik genutzt werden. Weiter zu analysieren sind jetzt noch Korrelationen zwischen personen- und strukturbezogen Merkmalen oder den Formen des beruflichen Handelns sowie Vergleiche zwischen den Bundesländern.

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Karsten Herrmann