Erste Ergebnisse einer nifbe-Befragung liegen vor

Im Sommer 2021 hat das nifbe eine große Online-Befragung zu Familienzentren in Niedersachsen durchgeführt. 620 Einrichtungen, die schon Familienzentren sind oder sich auf den Weg gemacht haben, haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt Es ist die dritte landesweite Befragung des nifbe zu Familienzentren nach 2017 und 2011 und jetzt liegen erste Auswertungen dazu vor.

Von den bestehenden Familienzentren in Niedersachsen sind demnach rund drei Viertel an KiTas angedockt und 60 Prozent sind aus dem städtischen Raum. Von den befragten Einrichtungen, die sich zum Familienzentrum weiter entwickeln wollen, sind nahezu 100 Prozent KiTas und zwei Drittel von ihnen kommen aus dem ländlichen Raum.

Hauptgründe der Entwicklung zu und der Weiterentwicklung von Familienzentren sind neben jeweiligen Standortspezifika die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen bei Familienstrukturen, Migration und Inklusion sowie der entsprechende Wunsch, mehr (Beratungs-) Angebote für Familien zu schaffen. Fast 60 Prozent der bestehenden Familienzentren sind Teil von Präventionsketten bzw. – netzwerken und Strukturen vor Ort, die sich umfassenden Teilhabechancen (gesundheits-, bildungs-, sozial- und materiell-bezogen) von Kindern und Familien widmen.

Rechtliche Grauzone

Drei Viertel der bestehenden Familienzentren werden laut Befragung regelmäßig evaluiert und entsprechend sind auch jeweils (Rahmen-) Konzeptionen von Trägern und KiTas vorhanden. Ebenfalls drei Viertel nutzen Räumlichkeiten der KiTas auch während der Betriebszeit für Familien-Angebote – und dies, obwohl es aufgrund der Vorgaben des Niedersächsischen Landesjugendamtes eigentlich untersagt ist und zum Entzug der Betriebserlaubnis führen kann.

Knapp 90 Prozent der befragten Familienzentren richten ihre Angebote an alle Familien und weitere Personen im Sozialraum, während 10 Prozent nur Familien ansprechen, deren Kinder(er) dort betreut werden. Bewährte Angebote von Familienzentren sind insbesondere informelle Austauschangebote (Eltern-Café, Frühstück), Elternberatung und Erziehungshilfe, Angebote für Eltern und Kind sowie Sport- und Bewegungsangebote.

Verbesserte Beziehung zu Eltern

Die befragten Familienzentren konstatieren durch ihre Angebote eine verbesserte und intensivierte Beziehung zu den Eltern, verbesserte Netzwerke und mehr Kooperationspartner sowie ein insgesamt verbessertes Angebotsspektrum. Vorteile wurden aber auch in Richtung der Teamentwicklung und der Haltung der Mitarbeiter*innen in Bezug auf die Eltern sowie durch die Öffnung in den Sozialraum gesehen.

Fachliche Unterstützungsbedarfe sahen die Befragten insbesondere bei den Themen „Integrierte und aufsuchende Familienarbeit“, „Interkulturelle Bildung“, „Kooperationen und Netzwerke gestalten“ sowie im Bereich der „Digitalen Bildung“. Hoher Bedarf wird auch im Bereich des Austausches unter Familienzentren, der kollegialen Beratung und Fachberatung sowie der Prozessbegleitung gesehen. Die Hälfte der befragten Einrichtungen, die sich auf dem Weg zum Familienzentrum gemacht haben, erhalten in diesem Prozess jedoch keine spezifischen Weiterbildungen (48,6 %) oder Prozessbegleitung (55,6%).

Finanzielle Unterstützung erhalten Familienzentren insbesondere von kommunalen Jugendhilfeträgern sowie von freien Trägern, aber auch durch Stiftungen und Spenden. Hier ist im Gegensatz zu 2017 eine deutliche Steigerung festzustellen – allerdings sind die zusätzlichen Gelder bei mehr als der Hälfte der befragten Familienzentren befristet.

"Wichtiger Beitrag zur Prävention und Inklusion"

Sandra Köper-Jocksch, Koordinatorin für Familienzentren im nifbe, sieht zusammenfassend „einen starken Trend zu Familienzentren“ und kritisiert „eine mangelnde und häufig auch noch befristete Förderung von bestehenden Familienzentren und Einrichtungen, die sich auf den Weg machen, Familienzentrum zu werden.“ Durch das Verbot der Doppelnutzung der Räumlichkeiten arbeiteten viele Familienzentren zudem in einem Graubereich. Sie unterstrich die „Bedeutung einer integrierten Familienarbeit aus einer Hand“ und der Verknüpfung von integrierten kommunalen Strategien und Familienzentren. „Familienzentren leisten einen wichtigen Beitrag für Prävention und Inklusion in unserer Gesellschaft und können so im Land und in den Kommunen Niedersachsens nachhaltige Wirkung erzeugen“, konstatierte sie abschließend.

Unter dieser Perspektive erarbeitet das nifbe aktuell gemeinsam mit der LVG & AFS im Rahmen einer Initiative der Auridis Stiftung einen Vorschlag für ein mögliches Förderkonzept zur Unterstützung des Auf- und Ausbaus von Familienzentren als Ankerpunkte für kommunale Präventionsketten in Niedersachsen. Auf gesellschaftlicher Ebene soll damit die gesundheitliche Chancengerechtigkeit durch eine intensivere, sozialräumliche Zusammenarbeit von Einrichtungen und Akteur*innen gefördert sowie die Entwicklungs- und Teilhabechancen von Familien und Kindern gestärkt werden.

Weitere Infos zu Familienzentren finden Sie hier:
Fokus Familienzentren


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Sandra Köper-Jocksch