Sprachförderliche Grundhaltung
Einführend wies Ilka Maserkopf darauf hin, dass zwar 70 Prozent der Weltbevölkerung mehrsprachig aufwachsen, dass es in Deutschland aber eine „monolinguale Tradition“ gebe. Erst in den letzten Jahren sei die Mehrsprachigkeit in den KiTas immer mehr zum Thema geworden. Doch wie kann sie in den KiTas wirklich gelebt werden und wie können sich Kinder mit anderen Sprachen und aus anderen Kulturen dort wiederfinden? Als erste kleine Ankerpunkte, so die Fachberaterin und frühere Leiterin einer bilingualen KiTa, böten sich mehrsprachige Begrüßungen im Eingangsbereich, Weltkarten oder unterschiedliche Länderflaggen an. Zentral für eine alltagsbasierte Sprachbildung sei eine „sprachförderliche Grundhaltung“, die sich u.a. durch folgende Elemente auszeichne:- Sich im Gespräch Zeit nehmen, auf Antworten warten, Kinder aussprechen lassen
- Augenhöhe und Blickkontakt
- Themen der Kinder aufgreifen
- Offene Fragen stellen
Sprachanregende Umgebung
Intensiv ging Ilka Maserkopf auch auf eine „sprachanregende Umgebung“, auf „Räume, die zum Sprechen einladen“, ein. Diese müssten jeweils Aktivität und Ruhe sowie Assistenz und Autonomie mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten für die Kinder bieten. In den Räumen müsste sowohl Vertrautes wie auch Neues und Interessantes zusammenkommen. Ideal sei auch eine „Sprachwerkstatt“ mit Büchern, einer Schreibmaschine, Aufnahmegeräten und Ähnlichem.Kinder würden sehr genau die Botschaft eines Raumes aufnehmen und Antworten finden auf Fragen wie: Bin ich hier erwünscht? Interessieren hier meine Bedürfnisse? Kann ich das Material erreichen? Gerade bei der Erreichbarkeit und der Präsentation der Materialien gebe es in vielen KiTas noch Verbesserungsbedarf und häufig sei weniger mehr.
Nach dieser Darstellung der Grundlagen fragte die Referentin die Teilnehmer*innen danach, welche Materialien in eine solche sprachanregende Umgebung gehörten und es kam ein breites Spektrum an Tipps und Anregungen zusammen:
- Mehrsprachige Bücher
- Weltkarten, Nationen-Flaggen
- Wort- und Gefühlskarten
- Sprechende Wände
- Rollenspiel-Angebote
- Piktogramme
- Mehrsprachig beschriftete Dinge
- Selbstgemachtes Fotomemory mit Dingen der Kinder
Unterstützungsangebote
Zum Abschluss ihres Vortrags stellte die Referentin noch ausgiebig unterstützende Angebote und Materialien für die gezielte Förderung der Mehrsprachigkeit vor, z.B.:- Handreichungen für Fachkräfte
- Plakate / Bilderbücher / Kamishibai
- Geschichtensäckchen
- Signalkarten
- (Hör-) Spiele
- Big Points (Bilder von Gegenständen) mit Tonaufnahmen
- Leseeule
- Digitale Vorlesestifte (Weitere Details s. Powerpoint unten)
In der sich anschließenden Diskussion standen insbesondere interkulturelle Aspekte und die Frage im Zentrum, inwieweit auch vermehrt Fachkräfte mit unterschiedlichen Sprachen und aus unterschiedlichen Kulturen in die KiTas kommen sollten – auch wenn diese noch nicht perfekt Deutsch sprechen könnten. Ilka Maserkopf unterstrich, dass ein Team in der KiTa auch die Gesellschaft widerspiegeln sollte und bewertete mehrsprachige Fachkräfte als „ungeheure Bereicherung“, die Kindern aus anderen Länder ein Stück Heimat bieten und die Identitätsbildung fördern könnten. Mangelnde deutsche Sprachkenntnisse könnten dabei direkt mit den Kindern thematisiert und sollten dann aber auch „on the job“ kontinuierlich verbessert werden.
Auf den Weg gab sie den sich engagiert an der Diskussion beteiligenden Teilnehmer*innen dann noch ein Zitat des Schriftstellers Frank Harris mit:
„Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster, dass einen neuen Ausblick auf die Welt eröffnet und die Lebensauffassung weitet.“
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Karsten Herrmann