Wie kommen neue Ergebnisse aus den Forschungsstellen, aber auch aus den Forschungs- und Transferprojekten, Workshops oder Expertenrunden des nifbe tatsächlich in die Praxis? Und wie kann wiederum die Praxis im Sinne des nifbe-„Gegenstromprinzips“ ihre Erfahrungen und Problemstellungen in die Wissenschaft widerspiegeln? Diese Fragen standen im Zentrum eines zweitägigen Transferworkshops des nifbe in Hannover.

Zur Begrüßung markierte nifbe-Vorsitzende Prof. Dr. Renate Zimmer den wechselseitigen Transfer zwischen Forschung und Praxis als „Zentrum des nifbe“. Von vornherein sei das nifbe in seiner dezentralen Struktur und in der Verbindung von praxisorientierten Regionalnetzwerken und den Forschungsstellen auf einen solchen Transfer angelegt. Die Koordinierungs- und Geschäftsstelle spiele dabei, wie Geschäftsführer Reinhard Sliwka ergänzte, die Rolle eines „Katalysators und Transmissionsriemens“. Konkretes Ziel sei es, die Frühkindliche Bildung, Entwicklung und Erziehung in Niedersachsen "qualitativ weiter zu entwickeln und zur bestmöglichen Gestaltung der ersten Lebensjahre unserer Kinder beizutragen".


In seinem Impulsreferat stellte Prof. Dr. Peter Paulus von der Leuphana-Universität Lüneburg die Grundzüge eines nifbe-Transferkonzepts vor. Grundsätzlich bezeichne Transfer im Kontext von nifbe den Prozess und das Ergebnis einer organisierten und zielgerichteten Weitergabe von Wissen zwischen Akteuren im Feld der frühkindlichen Bildung und Entwicklung (zwischen Institutionen, Organisationen oder Personen). Im Sinne der „Gegenstromprinzip“-Philosophie des nifbe bedeute Transfer dabei jedoch viel mehr als das bloße Übertragen von vorhandenem Wissen von einem Ort zum anderen, von einem sogenannten „Wissenden“ zu einem „Nicht-Wissenden“ – zum Beispiel aus der Forschung in die Praxis. Transfer könne deshalb auch nicht bedeuten, „nach Kriterien wissenschaftlicher Logik validierte Wissensbestände mehr oder minder überredend in den Deutungshaushalt der Praktiker zu integrieren“.

Transfer als "ko-konstruktiver" Prozess


Dieses eher traditionelle oder auch „naive“ Transferverständnis kontrastierte der Psychologe und Gesundheitswissenschaftler mit einer Definition des Transfers als „einen ko-konstruktiven Prozess, in dem eine Verständigung über Geber- und Nehmerinteressen und -Wissensbestände erzielt wird“ So könne der Gebende – z.B. ein Wissenschaftler mit seiner „Wissenskompetenz“ – auch wieder zum Nehmenden werden, der von der „Praxiskompetenz“ des Adressaten profitiere. So seien Transfer-Prozesse auch immer „Transformationsprozesse“, die eine „Veräußerungs“- und Veränderungsbereitschaft auf beiden Seiten voraussetzten.
Wie Professor Paulus ausführte produziert das nifbe qualitätsvolle Wissensbestände insbesondere im Rahmen ihrer Forschungsstellen sowie der Transfer- und Forschungsprojekte, aber auch in landesweiten Expertenrunden und regionalen Foren oder Workshops. Dieses Wissen gelte es in „alltagspraktisch relevantes Wissen“ zu übersetzen und an das jeweilige „organisatorische, situative und kommunikative Umfeld und die jeweiligen personellen Bedingungen der Adressaten“ anzupassen.


Wie das konkret geschehen könnte, das erarbeiteten die MitarbeiterInnen des nifbe im Rahmen des Transfer-Workshops an den drei Bereichen der „Tansferprojekte“, der „Forschungsprojekte“ sowie der „nifbe-Forschungsstellen“. Hier wurden erste Instrumente und Verfahren beschrieben, die von der Projektbegleitung über die Qualitätskontrolle und Ergebnissicherung bis zum regionalen und landesweiten Transfer reichen. Ziel ist es, bis Ende des Jahres ein umfassendes nifbe-Transferkonzept zu erarbeiten und in der Folge ein systematisches Transfer- und Wissensmanagement in den verschiedenen nifbe-Ebenen zu etablieren. Hauptadressaten sind dabei die Einrichtungen der Aus- und Weiterbildung, über die das neue Wissen an das pädagogische Fachpersonal weiter vermittelt und schließlich auch bei den Kindern spürbar werden wird.
 

PPT-Vortrag Professor Peter Paulus