Studie zu klischeefreien Kinderbüchern

Am Fachbereich Sozialwesen erforscht Prof. Dr. Erika Schulze anhand von Kinderbüchern das Thema Gender(-konstruktionen). Ihre Untersuchungen zeigen, welchen Vorteil diversitätsbewusste Literatur für Kinder bietet.

Bielefeld (fhb). Trotz der Konkurrenz von Spielekonsolen, Smartphones und Co. zählen Bücher weiterhin zu den beliebtesten Geschenken für Kinder zu Weihnachten. Die Auswahl an Kinderbüchern am Markt ist enorm. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Buchverlage Titel veröffentlicht, die Stereotype vermeiden und der Vielfalt gesellschaftlicher Realitäten Rechnung tragen. Prof. Dr. Erika Schulze, Professorin für das Lehrgebiet Soziologie der Kindheit und Jugend am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule (FH) Bielefeld, hat sich mit ihrem Team mit diesen Büchern und der kindlichen Auseinandersetzung mit den Geschichten und Illustrationen beschäftigt.

„Der Junge im Rock“ oder „Echte Kerle“, so heißen zwei der verwendeten Bücher des jüngsten Forschungsprojekts „Kinder.Bilder.Bücher – Geschlecht im Bilderbuch und kindliche Prozesse des (un)doing gender“ von Professorin Schulze. Für das Projekt gingen Studierende des Studiengangs „Pädagogik der Kindheit“ sowie „Soziale Arbeit“ in zwei unterschiedliche Kitas. Dort führten sie mit den vier- bis sechsjährigen Kindern Einzel- und Gruppengespräche zu den Kinderbüchern. Die verwendeten Bücher verbindet, dass sie Geschlechterstereotype durchbrechen oder Spielräume für Uneindeutigkeiten lassen, gerade auch in den Illustrationen.

„Kinder möchten sich in den Geschichten und Illustrationen mit ihren unterschiedlichen Lebensrealitäten wiederfinden. Sie setzen sich mit den Inhalten aktiv auseinander, stellen viele Fragen, wenn etwas in den Büchern für sie unbekannt ist. Sie wollen die Welt verstehen“, so Projektleiterin Schulze. „Bücher helfen ihnen dabei, ihren Wissens- und Erfahrungshorizont zu erweitern. Aus diesem Grund kann diversitätsbewusste Kinderliteratur einen Beitrag dazu leisten, dass Kinder respektvoll und selbstverständlich mit Unterschieden umgehen - ebenso wie sie Kinder stärken und ermächtigen kann“, erklärt Schulze.

Geschlechternormen werden neu verhandelt

„Wir haben beobachtet, dass nicht-stereotype Darstellungen von Geschlechtern dazu führen, dass die Kinder Geschlechternormen neu für sich verhandeln“, so Schulze. Ist eine abgebildete Person mit langen Haaren ein Junge oder ein Mädchen? „Während für das eine Kind klar ist, dass es sich um eine ‚die‘ handeln muss, erklärt ein anderes Kind, dass es ja auch lange Haare habe, aber ein Junge sei. Und ein weiteres Kind ergänzt ‚Ja, Jungs haben auch lange Haare‘“.

Die Untersuchung zu den Genderkonstruktionen knüpft an das vorangegangene Projekt „Kinder. Bilder.Bücher – Kindliche Perspektiven“ an. Die Erkenntnisse aus den beiden Projekten fließen in die Ausbildung von Kindheitspädagoginnen und -pädagogen ein. Darüber hinaus sind für das kommende Jahr Workshops in Bielefeld mit Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern geplant.
Quelle: Presseinfo Fachhochschule Bielefeld