Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur schreibt für das Niedersächsische Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung e.V. im Rahmen der Schwerpunktsetzungen des Instituts die Vergabe von Forschungsprojekten in einem wettbewerblichen Verfahren aus. Thematischer Schwerpunkt ist dabei die "Entwicklung von Selbstkompetenz in Familie und Institution“.

1. Ziel


Im Rahmen dieser Ausschreibung sollen die Grundlagen der frühkindlichen sozialen, emotionalen, kognitiven und motorischen Entwicklung untersucht werden. Die Projekte sollen zur Erforschung und Entwicklung von Konzepten und Strukturen für eine gesundheits- und begabungsfördernde vorschulische und schulische Bildung beitragen.

2. Wissenschaftlicher Hintergrund

Die Sichtweise auf die ersten Lebensjahre des menschlichen Lebenslaufs hat sich in den letzten Jahrzehnten dramatisch und rapide verändert. Eine Entwicklungsphase, als deren Hauptaufgabe bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts das Überleben angesehen wurde, wird heute als das größte Laboratorium der menschlichen Entwicklung betrachtet. Interdisziplinäre Offenheit verschiedener Disziplinen wie z. B. Psychologie, Pädagogik, EthologieEthologie|||||Der Begriff bezeichnet die klassische vergleichende Verhaltensforschung oder Verhaltensbiologie. Sie entstammt einem Teilgebiet der Zoologie und ist verwandt mit der Disziplin der Psychologie. , Neurowissenschaften und Biologie hat die Sichtweisen verändert und neue methodologische Zugangsweisen in Szene gesetzt. Das wesentliche Werkzeug der Entwicklung ist die in offenen genetischen Programmen verankerte DispositionDisposition|||||Wörtlich gemeint ist damit sowohl eine Anordnung von Material, als auch die  physische und psychische Verfassung, Anlage, Empfänglichkeit zum Beispiel zum Lernen.  zum Lernen, d.h. zum Aufnehmen und Verarbeiten von Informationen.


Angeborene Neugier und Erkundungsbereitschaft bilden die Basis für die Exploration der sozialen und materialen Umwelt. Das Kind ist von Geburt an fähig zur Bildung von Theorien, die es durch das eigene Handeln überprüft, verwirft, bestätigt, modifiziert. Lernprozesse laufen selbst initiiert, selbst organisiert und erfahrungsabhängig ab.


Frühkindliche Entwicklung ist geprägt durch die aktive sinnliche Aneignung der Welt, die eingebettet ist in soziale Interaktionen des Kindes mit seiner Umwelt. Entwicklungsförderung bedeutet in diesem Zusammenhang, das Selbstbildungspotenzial der Kinder zu unterstützen und herauszuformen und durch anregende Begleitung durch den Erwachsenen das Interesse an der Welt wach zu halten und ihrer forschenden Neugier entgegen zu kommen. Entwicklung kann also als ein biologisch fundierter Prozess der aktiven Konstruktion von Wissen und emotionalen, sozialen und motorischen Kompetenzen aufgefasst werden.


Die Dynamik der frühkindlichen Entwicklung zeigt sich weiterhin darin, dass die frühen Erfahrungen eine besondere Bedeutung für den weiteren Entwicklungsverlauf haben. Sie legen den Grundstein, der weitere Lernprozesse und Entwicklungsmuster kanalisiert. Die Netzwerkbildung des Gehirns ist wesentlich durch die frühen Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen des Kindes beeinflusst. Der Körper ist das Werkzeug der Erfahrung. Denken kann als verinnerlichtes Handeln aufgefasst werden - es ist auf differenzierte Bewegungs- und Sinneserfahrungen angewiesen.
 

Die menschliche Plastizität (neuronale Vernetzung) ermöglicht zwar, neue Informationen zu jedem Zeitpunkt aufzunehmen und Verhalten und Erleben zu modifizieren, allerdings ist das Aufnehmen und Verarbeiten bestimmter Informationen zu bestimmten Zeitpunkten leichter als zu anderen, bzw. die Aufnahme und Verarbeitung neuer Informationen wird immer schwieriger mit dem Lebensverlauf . Die frühe Entwicklung hat also vorhersagbare und bedeutsame Auswirkungen auf die weitere Entwicklungs- und Lerngeschichte.


Zunehmend viele Kinder in Deutschland haben beim Eintritt in die Schule ihr schulrelevantes Entwicklungspotenzial nicht ausreichend entwickelt. Defizitäre individuelle Entwicklungsstände bei der Einschulung können zu ungünstigen und oftmals kaum mehr korrigierbaren Defiziten bei der schulischen Leistungsentwicklung führen. Darüber hinaus haben wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Zeit deutlich gemacht, dass das Potenzial an Begabungen von der frühen Kindheit bis
zum Ende der allgemein bildenden Schulen bei weitem nicht ausgeschöpft wird.


3. Themenschwerpunkte der Ausschreibung
 

Die Schwerpunktsetzung orientiert sich an den vom nifbe festgelegten Themen:
"Entwicklung von Selbstkompetenz in Familie und Institution“.
Die Entwicklung von Selbstkompetenz ist ein Thema, das die gesamte Lebensspanne betrifft. Mit dem Forschungsschwerpunkt sollen die unterschiedlichen Einflussfaktoren auf die Entwicklung von Selbstkompetenzen in Bezug auf das Körperselbst sowie auf die emotionalen, sozialen und kognitiven Entwicklungsdimensionen unter Berücksichtigung individueller Potenziale und kultureller Ressourcen untersucht werden. Der Fokus liegt dabei sowohl auf dem Kind als auch auf seinen Erziehungspartnern und ihrer Beziehung zueinander.

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