Exemplarische Personalentwicklung in der Fröbel GmbH


In Zeiten des gravierenden Fachkräftemangels wird eine systematische Personalgewinnung und -bindung immer wichtiger. Doch wie kann sie gelingen? Im Rahmen der nifbe-Fachtagung „Zwischen Akademisierung und Schnellbesohlung“ zeigte Jakob Fritz von der Fröbel GmbH in einem Workshop erprobte Strategien und Instrumente für die Personalentwicklung auf, darunter auch Karriere- und Qualifizierungsprogramme. Zu Beginn betonte der Leiter der Personalentwicklung jedoch auch, dass die einzusetzenden Instrumente „immer abhängig sind von den ganz unterschiedlichen Voraussetzungen von KiTas, Trägern und Regionen.“

Die Fröbel GmbH ist der größte überregionale freigemeinnützige Träger in Deutschland mit 190 Krippen, Kindergärten und Horten sowie rund 4.000 Beschäftigten aus 75 Nationen. Zentrales Anliegen der Personalentwicklung, so Fritz, sei es dabei zunächst einmal die „Identifikation oder auch Hingabe zum Beruf zu steigern und den Fachkräften die Möglichkeit zu geben, sich als sinnstiftend und selbstwirksam zu erleben.“

"Identifikation und Hingabe"

Zur Frage, was es braucht, damit pädagogische Fachkräfte sich angesprochen fühlen und motiviert ihrer Arbeit nachgehen, ergab sich in einer Blitzumfrage unter den Workshop-Teilnehmer*innen folgendes Bild:

Seiten aus 200930 FRÖBEL Personalgewinnung und bindung

Als grundlegende Instrumente der Personalentwicklung in der Fröbel GmbH führte Jakob Fritz ein Leitbild, Kompetenzprofil, Personalentwicklungsgespräche, Entwicklungspläne und Mitarbeiter*innen-Befragungen aus. Weitere wichtige Bereiche seien:
  • Einarbeitung / Einführung / Mentoring
  • Teamentwicklung
  • Austauschforen / Voneinander lernen
  • Fort- und Weiterbildung
  • Karriere- und Qualifikations-Programme
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In Bezug auf Karriere- und Aufstiegschancen in der KiTa hat die Fröbel GmbH beispielhafte Wege eingeschlagen. Systematisch werden hier sowohl Fachkarrieren als auch Führungskarrieren durch Qualifizierungsprogramme ermöglicht und auch tariflich hinterlegt und nehmen eine „zentrale Rolle in der Personalentwicklung ein“, so Jakob Fritz.

Fach- und Führungskarrieren

Fachkräfte können sich so einerseits zu Multiplikator*innen für bestimmte Themenbereiche von der Kulturellen Bildung über MINT bis zu Kinderschutz und Nachhaltigkeit qualifizieren lassen. Je nach Größe der KiTa gibt es bis zu 2 Multiplikator*innen, die in einer 160stündigen Qualifizierung auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden. Wie Jakob Fritz ausführte, geht es in diesen Qualifizierungen weniger um thematisches Wissen, als vielmehr um Querschnittkompetenzen wie Haltung, Methodik oder Didaktik. Im Rahmen der Qualifizierung würde auch schon eine konkrete Praxisaufgabe durchgeführt, die der KiTa schon ganz konkret zu Gute kommt. Eine zweite Säule bei den Fachkarrieren bilden die „Koordinator*innen“, die die Leitung unterstützen und für Teamorganisation, Netzwerkarbeit und Qualitätsentwicklung zuständig sind.

Einen großen Schwerpunkt in der Personalentwicklung bildet in der Fröbel GmbH die Fortbildung. Rund 700 Fortbildungsveranstaltungen gibt es für die 4.000 Mitarbeiter*innen im Jahr. Hierfür werden auch Weiterbildungspunkte vergeben, die wiederum auch Einfluss auf die Vergütung und den Stufenaufstieg haben. Pro Einrichtung gibt es dabei mindestens zwei Teamfortbildungen und zusätzliche individuelle Weiterbildungen. „Ziel“, so Jakob Fritz, ist es „eine Lernkultur zu schaffen, in der sich Mitarbeiter*innen selbstbestimmt und selbstverantwortlich entwickeln können und zugleich die Einrichtungen bereichern.“

Eine enorme Herausforderung für den Fortbildungsbereich sei zu Anfang des Jahres natürlich der Corona-Lockdown gewesen, „aber dann haben wir vehement auf digitale Formate umgestellt und es hat aufgrund unserer digitalen Infrastruktur auch gut funktioniert“ erzählt der Personalentwickler.

"Nach innen und außen strahlen"

Als einen häufig vernachlässigten Bereich stellte Jakob Fritz schließlich noch die interne und externe Unternehmenskommunikation vor. „Wir müssen nach innen und außen strahlen und zeigen, was wir machen, unterstrich er. Fröbel betreibe wirksame Lobbyarbeit für die eigenen Mitarbeitenden, die Anliegen der frühkindlichen Bildung und die Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen – und da solle man sich nicht verstecken.

Abschließend betonte er, dass die einzusetzenden Strategien und Instrumente der Personalentwicklung „immer hoch individuell sein müssen“ und machte Mut, „Dinge auch einfach mal auszuprobieren“ und dann entweder beizubehalten oder auch zu verwerfen. Als zentralen Baustein der Personalentwicklung bei der Fröbel GmbH hob Jakob Fritz auch noch einmal die tariflich hinterlegten Fach- und Leitungskarrieren heraus, die deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal seien – und gerne Nachahmer finden dürfen!
 


Karsten Herrmann