Notbetreuungskapzitäten liegen bei rund 50 Prozent


Im Rahmen der Diskussion um eine ausgeweitete Notbetreuung hat die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat) an der TU Dortmund ein Simulationstool entwickelt, um zu überprüfen, wie viele Kinder unter welchen Parametern potenziell aufgenommen werden können – realistisch sind demnach rund 50% der regulär betreuten Kinder.

Für diese Berechnungen wurden die aktuellsten Daten der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik zum Stichtag 01.03.2019 so aufbereitet, dass diese als Planungsgrößen und für Simulationszwecke auf der Ebene des Bundes, der einzelnen Länder und sämtlicher Jugend-amtsbezirke zur Verfügung stehen. Die im Tool veränderbaren Parameter sind die „Gruppengröße“, die „Anzahl der Personen, die pro Gruppen eingesetzt werden sollen“, die „Ausfallquote des Personals“ sowie die „Anzahl zusätzlicher Räume in den Kitas“. Zunächst wurden für das Simulationstool verschiedene Parameter zur aktuellen Situation zusammengetragen, wie die „Anzahl der nutzbaren Räume“ oder die „Anzahl des in Corona-Zeiten zur Verfügung stehenden Personals“. Auf dieser Basis können Beispielrechnungen durchgeführt werden, wie viele Kinder in jeweils strikt voneinander getrennten Kleingruppen betreut wer-den könnten. Dem werden die Größenordnungen einzelner Merkmalsgruppen, wie „Kinder im letzten Kita-Jahr“, „Kinder, die zuhause vorrangig kein Deutsch sprechen“, „Kinder von Alleinerziehenden“, „Kinder mit Eingliederungshilfe“ oder „Kinder in Kinderschutzverfahren (nach § 8a SGB VIII)“ gegenübergestellt. Anhand dieser Eckwerte können Bund, Länder und Kommunen für ihren Zuständigkeitsbereich abschätzen, welches durchschnittliche Potential an Personal und Plätzen ihnen zur Verfügung stehen würde. Und sie können zugleich prüfen, in welchem Umfang damit einzelne Merkmalsgruppen an Kindern in eine schrittweise Öffnung der Kindertageseinrichtungen einbezogen werden können.

Um einen Eindruck von den Möglichkeiten des Tools zu gewinnen und erste zusammengefasste Eckwerte für Deutschland (Teil I) sowie die einzelnen Länder (Teil II) zu erhalten, werden in dr Simulation beispielhaft die Ergebnisse anhand unterschiedlicher Szenarien präsentiert, die die Kapazitäten der Kindertageseinrichtungen aufgrund des einsetzbaren Personals und der verfügbaren Raumkapazitäten aufzeigen. Die im Tool veränderbaren Faktoren werden jeweils benannt und so aufgezeigt, wofür kurzfristig Simulationsergebnisse erzeugt werden können.

Beispiel-Szenario 1

Werden die beispielhaft angenommenen Faktoren zugrunde gelegt, könnten nach Abzug potentieller Risikogruppen auf Seite des voll- und teilzeittätigen Personals in Kindertageseinrichtungen für Kinder bis zur Einschulung zwischen 40 und 53% der aktuell gemeldeten Kita-Kinder bei einer schrittweisen Öffnung in Deutschland betreut werden. Sofern auch Praktikant(inn)en und Personen in Freiwilligendiensten im bisherigen Maße eingesetzt werden können, erhöhen sich die Werte bei ansonsten gleichbleibenden Bedingungen auf 42 bis 56%.

Dieser Berechnung liegen folgende Annahmen zugrunde:
  • Die Gruppen sollten strikt voneinander getrennt sein, so dass Kontakte möglichst nur innerhalb einer kleinen Gruppe von Kindern und dem eingesetzten Personal entstehen und auf diese begrenzt bleiben. Die Möglichkeit von Platzsharing ist dabei nicht berücksichtigt.
  • In den Gruppen sollten zeitgleich zwei Erwachsene anwesend sein, davon mindestens eine Fachkraft.
  • Pädagogisch tätige Personen in Kindertageseinrichtungen, die im März 2020 60 Jahre und älter waren, wurden nicht eingerechnet. Zudem wurde pro Einrichtung eine Person für koordinierende und administrative (Leitungs-)Tätigkeiten abgezogen1, und es wurde bei allen anderen Beschäftigten ein Personalausfall aufgrund von Vorerkrankungen, akuter Krankmeldung, Urlaub etc. von insgesamt 20 bzw. 25% angenommen (Ausfallquote). Dieses und das ältere Personal könnte ggf. anderweitig – ohne persönlichen Kontakt zu den Kindern – in die schrittweise Öffnung der Kindertageseinrichtungen eingebunden werden.
  • Den Berechnungen liegen U3-Gruppen (Kinder unter 3 Jahre) und Ü3-Gruppen (Kinder ab 3 Jahren bis zur Einschulung) zugrunde. Bei zwei pädagogisch Tätigen werden pro U3-Gruppe 5 bzw. 6 Kinder, pro Ü3-Gruppe 8 bzw. 10 Kinder beispielhaft angenommen. Vertraglich vereinbarte Betreuungsumfänge der Kinder bleiben bei dieser Simulation außer Acht. Zudem wird hier die Anzahl der Beschäftigten verwendet und nicht deren Beschäftigungsumfang.
  • Es werden keine Horteinrichtungen und auch keine Schulkinder berücksichtigt. Hortgruppen und altersgemischte Gruppen, in denen sonst auch Schulkinder betreut werden, sowie das in diesen Gruppen eingesetzte Personal werden jedoch als Raum- und Personalressourcen für die Nichtschulkinder mitgerechnet (Daten zu den Horten und deren Schulkindbetreuung liegen vor und können zusätzlich simuliert werden).


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