Diskussionspapier formuliert unerwünschte Folgen einer verkürzten Ausbildung an Berufsfachschulen


Der KultusministerkonferenzKultusministerkonferenz|||||Die KMK  ist die ständige Konferenz der Länder in der BRD, wurde 1948 gegründet und ging aus der "Konferenz der deutschen Erziehungsminister" hervor. Sie basiert auf dem freiwilligen Zusammenschluss der zuständigen Minister/Senatoren der Länder für Bildung, Erziehung und Forschung. Da nach dem Grundgesetzt und sog." Kulturhoheit der Länder" die Zuständigkeiten für das Bildungswesen bei den einzelnen Ländern liegt, behandelt die KMK Angelegenheiten von  überregionaler Bedeutung mit dem Ziel einer "gemeinsamen Meinungs- und Willensbildung, sowie der Vertretung gemeinsamer Anliegen".  (KMK) liegt eine Beschlussvorlage vor, die die bundesweite Einführung einer verkürzten Fachkraft-Erstausbildung – analog zu den beruflichen dualen Ausbildungen – an Berufsfachschulen für Kindertageseinrichtungen vorsieht. Die Abstimmung darüber soll voraussichtlich im Frühjahr 2020 erfolgen. In einem Diskussionspapier bezweifeln WiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern.-Leitung Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin und Professor Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor des DJI, dass eine solche neue Eingangsqualifikation dem Fachkräftemangel entscheidend entgegenwirkt. Vielmehr drohe nach einer jahrzehntelangen Verfachlichung und ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.   damit die große Gefahr eines umfassenden "Downgrading" der gesamten Kita-Landschaft.

Im September 2018 beauftragte der Ausschuss "Berufliche Bildung" der KMK eine ad-hoc-Arbeitsgruppe damit, Empfehlungen und Verfahrensvorschläge zur Weiterentwicklung der Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher zu erarbeiten. Ziel dieses Reformvorhabens sei, laut KMK, die Ausbildung in ihrer bisherigen Form "länderübergreifend attraktiver zu gestalten, um die Zahl der Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen" und insbesondere "neue Zielgruppen" zu erschließen.

Gefahr eines umfassenden "Downgrading" der gesamten Kita-Landschaft

Auf der Grundlage der Ergebnisse der Ad-hoc-Arbeitsgruppe wurde eine Beschlussvorlage erarbeitet, die vorsieht, unterhalb der fachschulischen Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin beziehungsweise zum staatlich anerkannten Erzieher eine dreijährige Ausbildung an Berufsfachschulen einzuführen. Die so ausgebildeten "Fachassistentinnen und -assistenten für frühe Bildung und Erziehung" werden, so der Plan, als Fachkräfte im Sinne des SGB VIII für eine Tätigkeit in Kindertageseinrichtungen anerkannt. Bereits während der Ausbildung sollen die angehenden Nachwuchskräfte in einer Kita angestellt, vergütet und auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Folgenreich ist jedoch, dass diese zukünftigen Fachkräfte auf DQRDQR|||||Der Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen soll umfassende, bildungsbereichsübergreifende Kompetenzen, die in Deutschland erworbenen wurden, erfassen. Als nationale Realisierung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) soll er die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen und zur angemessenen Bewertung und Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beitragen. Zunächst sollen formale Qualifikationen des deutschen Bildungssystems in den Bereichen Schule, Berufliche Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung einbezogen werden. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. In weiteren Schritten werden die informellen und nonformalen Kompetenzen ebenfalls berücksichtigt.-4-Niveau (Deutscher Qualifikationsrahmen für verschiedene Bildungsbereiche) qualifiziert werden und damit auf einem niedrigeren Kompetenzlevel als Erzieherinnen und Erzieher, die auf DQR-6-Niveau ausgebildet sind. Infolgedessen müsse davon ausgegangen werden, dass diese berufliche Erstausbildung zu einer geringeren tariflichen Eingruppierung führt als die bisherige Fachkraftausbildung zur Erzieherinnen und zum Erzieher. Wenig sinnvoll wäre dann künftig auch die bisherige Kinderpflegeausbildung beziehungsweise die Sozialassistenzausbildung an Berufsfachschulen.

In dem Papier beschreiben Professorin Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin und Professor Dr. Thomas Rauschenbach die politischen Annahmen, die hinter dem geplanten Qualifikationsprofil stehen. Ihr Fazit: "Eine solche Umsteuerung auf Ausbildungsebene würde Prozesse der De-Professionalisierung in der Kindertagesbetreuung in Gang setzen, die die Erziehungsberufe noch weiter von allen anderen Bildungs- und sozialpädagogischen Berufen entkoppeln. Dies hat nicht nur Folgen für die Berufsgruppe sondern auch für die Qualität der pädagogischen Arbeit insgesamt."

WiFF-Diskussionspapier (PDF)
 
Quelle: WiFF

Weitere Stelungsnahmen siehe hier:

Protest gegen verkürzte Erzieher*innen-Ausbildung