DIW plädiert für Bundesinitiative


Die frühkindliche Bildung in der KiTa ist essentiell auf eine funktionierende Zusammenarbeit mit Eltern und Familien angewiesen. Doch wie können wirklich alle Eltern mit ins Boot genommen werden, insbesondere auch solche aus sozial benachteiligten und / oder bildungsfernen Schichten? Diese Frage stand im Fokus einer jetzt in Berlin vorgestellten und von der Heinz und Heide Dürr Stiftung finanzierten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

giffeyIn ihrer Keynote stellte Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey heraus, dass „Kinder in Deutschland sehr ungleiche Startchancen“ haben. Rund vier Millionen Kinder seien hierzulande von Armut bedroht oder würden in bildungsfernen Familien aufwachsen. Auch wenn alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollten, könnten es viele nicht allein schaffen. „Kinder brauchen starke Familien und daher müssen wir die Stärkung der Familien ins Zentrum unserer Politik stellen.“ unterstrich sie entsprechend.

So sei es auch Ziel des „Starke Familien Gesetzes“ die vorhandenen Hürden für eine Bildung und Teilhabe aller Familien zu senken und Unterstützungsangebote zu machen. Mit dem „Gute KiTa Gesetz“ könnte die institutionelle Betreuung und in diesem Rahmen auch die Zusammenarbeit mit Familien qualitativ verbessert werden. Abschließend bezeichnete sie die „Frühkindliche Bildung als nationale Zukunftsaufgabe“ und plädierte für verbesserte Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in der institutionellen Betreuung.

Niedrigschwellige Zugänge der KiTa

Ansatzpunkte für eine zielgerichtete Kinder-, Eltern- und Familienförderung in der KiTa stellte Prof. Katharina Spieß dann mit der neuen DIW-Studie „Familien im Zentrum“ vor. Grundsätzlich seien „kompensatorische und koordinierende Angebote für alle Familien“ notwendig und aus sozio-ökonomischer Perspektive erhöhe sich die Rendite der frühkindlichen Bildung bei gleichzeitiger Familienförderung deutlich. Da bisherige Förderangebote oftmals die Eltern nicht erreichten, die besonders darauf angewiesen seien, empfehle es sich, „Beratung dort anzusiedeln, wo Eltern und Familien sowieso schon sind“.

In diesem Sinne stellte Katharina Spieß dann den „hohen Mehrwert“ von KiTas heraus, die sich zu Familienzentren weiterentwickeln. So hätten KiTas von vornherein eine große Akzeptanz und würden Familien einen niedrigschwelligen Zugang ohne Angst vor Stigmatisierung bieten. KiTas könnten „zum Knotenpunkt sozialräumlicher Gestaltungsprozesse und zu einem Lernort für die Familien als Ganzes werden“. Analysen von wissenschaftlich begleiteten nationalen (Modell-) Projekten würden darauf hinweisen, dass „Zentren für Familien ein attraktiver Anlaufpunkt im Sozialraum sind“ und dass hier oftmals auch Familien erreicht werden können, an denen klassische Angebote der Elternbildung vorbeigehen. Valide evaluierte internationale Projekte zeigten zudem explizit auf, „dass Angebote einer hohen Qualität nachweislich positive Effekte auf das Wohlergehen von Familien haben können.“
podium
Dr. Katharina Spieß (li) diskutierte unter der Moderation von Hatice Akyün (re) mit Dr. Franziska Giffwy auf einem Podium über die Bedeutung der Familienförderung und die Erkenntnisse der neuen DIW-Studie

Wie ein Blick von Katharina Spieß auf die landesgesetzlichen Regelungen zeigte, spiegelt sich hier die große Chance der Weiterentwicklung von KiTas zu Familienzentren allerdings noch kaum wieder. Nur in Nordrhein-Westfalen sei das Konzept der Zentren für Familien bisher explizit verankert. Einen Schritt weiter sind allerdings schon die Bildung- und Orientierungspläne der Länder, in dem die Bedeutung sozialräumlicher Vernetzung und / oder die konkrete Weiterentwicklung zu Familienzentren oftmals schon herausgestellt ist – allerdings ohne weitere verbindliche Regelungen.

Nachhaltige Finanzierung elementar

Im Hinblick auf die Ressourcenfrage unterstrich Katharina Spieß: „Eine nachhaltige Finanzierung ist zentral, damit sich Zentren nachhaltig entwickeln können und eine Planungssicherheit haben.“ Zentren für Familien würden auch andere Stellenprofile als KiTas benötigen, so z.B. bräuchten sie eine „Koordinationsstelle“. Elementar sei daher auch eine entsprechende „adäquate Fachkräfteaus- und weiterbildung“.

Abschließend plädierte Katharina Spieß dafür, Zentren für Familien „im Rahmen eine vom Bund geförderten Programms“ weiter zu entwickeln und dafür auch die Länder und Gebietskörperschaften ins Boot zu holen. Zentren für Familien versprächen eine „hohe Wirksamkeit im Hinblick auf familienpolitische Ziele“ und wären darüber hinaus auch für „bildungs-, arbeitsmarkt- und sozialpolitische Überlegungen von hoher Relevanz“.
 
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Karsten Herrmann