„Wir machen Anderssein häufig zum Problem, obwohl es gar kein Problem ist.“

Sich austauschen und vernetzen – das sind die Ziele der Impulstagungen im Bundesprogramm „Kita-Einstieg“. Die erste von vier fand am 20. September 2018 in Osnabrück statt. Teilgenommen haben rund 100 Kita-Einstieg-Fachkräfte sowie Vertreterinnen und Vertreter der Koordinierungs- und Netzwerkstellen.
DSC 1091 bearbeitet

Vielfältige Wege führen in die Kita

Ein Highlight der Tagung: In Blitzlicht-Runden gaben 18 pädagogische Angebote kurze Einblicke in ihre Arbeit. Sie zeigten, wie vielfältig die Ideen für den Kita-Einstieg sind. Vorgestellt wurde zum Beispiel ein internationales Eltern-Café, eine mobile Kita sowie ein Familienwandertag. Beim Familienwandertag lernen neu zugezogene Familien den Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf kennen: Alle zwei Wochen erkunden die Familien gemeinsam mit den Kita-Einstieg-Fachkräften Spielplätze und Parks, das Jugendamt oder Kindertageseinrichtungen.

„Alle Eltern möchten das Beste für ihr Kind“

DSC 1116 bearbeitetZu Beginn der Tagung hielt Eva van Keuk aus dem psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf einen Impulsvortrag über Kinder mit Fluchthintergrund und ihre Familien. Sie betonte, dass deren psychosoziale Verfassung zwar oft anders sei, sie jedoch viele Ressourcen mitbringen.

Für die pädagogische Arbeit mit geflüchteten Familien empfiehlt sie, im Kopf zu behalten, dass alle Eltern das Beste für ihr Kind möchten. Wichtig seien außerdem Brückenmenschen, die einen vertrauensvollen Kontakt zu den Familien pflegen und zwischen den Familien und Bildungsinstitutionen vermitteln können.

Aha-Moment: Nicht jede geflüchtete Familie ist belastet

In vier Workshops arbeiteten die Teilnehmenden an unterschiedlichen Fragestellungen rund um den Kita-Einstieg. Dabei ging es um Armut und ihre Folgen für Familien, Impulse der Familienbegleiterinnen aus Osnabrück, die Beziehungsgestaltung zu Familien mit und ohne Worte sowie die Arbeit mit belasteten geflüchteten Familien.

Die Teilnehmenden nutzten die Gelegenheit, um sich auszutauschen, sich zu vernetzen und neue Ideen und Impulse für die eigene Arbeit zu gewinnen. Einer von vielen Aha-Momenten: Nicht jede Person, die geflüchtet ist, braucht Hilfe. Wichtiger sind stabile Lebensbedingungen. „Ich bin jetzt etwas entspannter, denn ich weiß jetzt, dass nicht jede Familie mit Fluchthintergrund traumatisiert ist. Das Wichtigste ist Normalität und dass die Familien sich wohlfühlen. Ich muss also nicht immer Hilfe anbieten“, berichtet eine Kita-Einstiegs-Fachkraft.

Organisiert wurde die Impulstagung vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung (nifbe). Das nifbe übernimmt im Bundesprogramm „Kita-Einstieg“ die fachliche Begleitung der geförderten Standorte. In der Reihe „Wissen kompakt“ beantwortet das Team zum Beispiel aktuelle Fragestellungen aus der pädagogischen Praxis in kurzen Fachtexten.


Weitere Informationen

Praxisblitzlichter aus dem Bundesprogramm „Kita-Einstieg“

Publikationsreihe „Kita-Einstieg – Wissen kompakt“

Laura Crcic (Text)
Fiona Martzy (Fotos)