Das Deutsche Jugendinstitut hat zusammen mit der Technischen Universität Dortmund berechnet, dass in den kommenden acht Jahren ein Personalnotstand in Kitas und Grundschulen auf Deutschland zukommt. Die Publikation „Plätze. Personal. Finanzen – der Kita-Ausbau geht weiter“ fasst diese Berechnungen zusammen.

  • Aufgrund des demografischen Wandels fehlen alleine bis 2025 über 340 000 Betreuungsplätze in der frühen Bildung.
  • Bis 2025 werden etwa 274 000 Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen, in der Tagespflege und in Ganztagsschulen benötigt. Dieser Bedarf an Fachkräften deckt den Mehrbedarf durch den demografischen Wandel und ausscheidende Mitarbeiter ab.
  • Für den Ausbau von Betreuungsplätzen sowie Qualitätsverbesserungen, wie ein kindgerechter Fachkräfteschlüssel, fehlen etwa 309 000 Kita-Fachkräfte, 15 000 Tagespflegepersonen sowie 5 000 Stellen in der Ganztagsschule.

Eltern wünschen sich bundeseinheitliche Standards


Bei der Erhebung „Kita-Qualität in Deutschland – Was wünschen sich Eltern“ der Bertelsmann Stiftung wurden 4437 Eltern befragt.

  • Sie wünschen sich vor allem gleiche Bildungschancen, unabhängig vom Wohnort.
  • 85 Prozent der befragten Eltern wünschen sich, dass das pädagogische Kita-Personal deutschlandweit einheitlich ausgebildet wird.
  • 86 Prozent der befragten Eltern wollen eine einheitliche Regelung, wie viele Kinder eine Erzieherin oder ein Erzieher maximal betreuen darf.
  • Mehr als die Hälfte der Eltern würde auf ihre Beitragsfreiheit für Kitas verzichten, wenn sie so die Kita-Qualität steigern könnten.

Entwicklung des Personalschlüssels


Im Jahr 2016 berechnete die Bertelsmann Stiftung mit der Technischen Universität Dortmund und dem Deutschen Jugendinstitut die Entwicklung der Personalschlüssel in deutschen Kitas.

  • Der Personalschlüssel hat sich in Deutschland verbessert. Im Jahr 2012 kamen 4,8 Kinder auf eine Fachkraft, 2016 waren es 4,3 Kinder pro Erzieher in Kinderkrippen. Im Kindergarten sank die Zahl von 9,8 auf 9,2 Kinder pro Fachkraft.
  • Der Unterschied zwischen Ost und West ist immer noch enorm, in den Kindergarten¬gruppen kommt im Westen eine Fachkraft auf 8,5 Kinder, im Osten auf 12,2 Kinder.

Zu wenige Investitionen


„Bildung auf einen Blick 2016“ untersuchte die Daten zu den Strukturen, der Finanzierung und der Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme der 35 OECDOECD||||| OECD beinhaltet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und besteht aus 34 Mitgliedsstaaten, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die Organisation wurde 1961 gegründet und hatte den Wiederaufbau Europas als Ziel.  -Länder sowie einer Reihe von Partnerländern.

  • In Deutschland decken die öffentlichen Ausgaben 78 Prozent der Finanzierung für frühkindliche Bildung. Die privaten Haushalte müssen demnach nahezu ein Viertel der Ausgaben bestreiten. Die öffentlichen Ausgaben sind im OECD-Durchschnitt viel höher: Dieser liegt bei 81 Prozent.
  • Im Primarbereich, also Grundschule, belaufen sich die durchschnittlichen Ausgaben der OECD-Länder auf 1,5 Prozent des BIP, in Deutschland auf unter 1 Prozent.
  • Länder mit Ausgaben im Primarbereich von unter 1 Prozent des BIP sind mittel- und osteuropäische Länder mit niedrigen Ge¬burtenziffern: Deutschland, Litauen, Österreich, die Slowakei, Tschechien und Ungarn.

Frühe Förderung zahlt sich aus

Das Projekt „Scope Perry Preschool Project“ ist eine empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden.e Erhebung seit 1967, die feststellt, welchen Einfluss frühkindliche Bildung auf die spätere Entwicklung von Kindern aus armen Verhältnissen hat.

  • Menschen, die die Vorschule besuchten, hatten öfter einen Highschool-Abschluss als jene, die in der frühen Kindheit nicht gefördert wurden.
  • Kinder, die gefördert wurden, wurden später weniger kriminell und kamen seltener mit Drogen in Kontakt.
  • Menschen mit früher Förderung sind erfolgreicher im Beruf: Sie verdienten öfter mindestens 2.000 US-Dollar oder mehr pro Monat als Kinder, die nicht instituti¬onell gefördert wurden.
  • Kurt Hahlweg, Professor für Psychologie an der TU Braunschweig, erstellte zu der Erhebung eine Kosten-Nutzen-Analyse. Sein Ergebnis: Investiert man einen US-Dollar in die frühe Förderung, spart man auf lange Sicht 17 US-Dollar.

Übernahme des Beitrags mit freundlicher Genehmigung aus: didacta Infodienst – Das Bildungsdossier für Politik und Bildungsverwaltung, Ausgabe 4/2017, S. 4-5, www.didacta.de