Als Fortsetzungsveranstaltung zur Tagung im vergangenen Jahr und als Abschluss des Bildungsschwerpunktes „Kinder unter drei Jahren“ lud das nifbe am 22.09.2017 pädagogische Fachkräfte zur Fachtagung: „Beziehung und Interaktion in der Krippe gestalten“ nach Osnabrück ein, um das Thema Responsivität zu vertiefen.

Fachkräfte müssen sich im Alltag der Kindertagesstätten nicht nur mit den Kindern abstimmen, sondern auch mit den Eltern und dem Team. Werden Interaktionen responsiv gestaltet, beeinflussen sie die Bildungs- und Entwicklungsprozesse von Kindern positiv und professionell. In einem Hauptvortrag und Workshopangeboten konnten die TeilnehmerInnen sich vertiefend mit der Bedeutung von responsivem Interaktionsverhalten im pädagogischen Krippenalltag auseinandersetzen. Neben Schlüsselsituationen im Alltag wurde das professionelle, responsive Handeln der Fachkräfte mit den Eltern und dem Team näher betrachtet.

sliwka 150Reinhard Sliwka, Geschäftsführer des nifbe, begrüßte die TeilnehmerInnen und ReferentInnen der ausgebuchten Tagung und unterstrich die Bedeutung der frühkindlichen Bildung und Entwicklung. Gerade in Zeiten großer fortwährender Beanspruchung sei die Fortbildungsbereitschaft der pädagogischen Fachkräfte besonders bemerkenswert. Zudem gab Reinhard Sliwka seine Überzeugung kund „dass, die Wertschätzung gegenüber den pädagogischen Fachkräften sich nicht in einer ideellen – derzeit oft doppelbödigen – Anerkennung erschöpft, sondern auf Dauer auch entsprechend honoriert werden wird.“

Responsivität ist professionelles Antwortverhalten

gutknecht 150 kopieAuf das Grußwort folgte Prof. Dr. Dorothee Gutknecht mit ihrem Hauptvortrag „Bindung, Beziehung und Interaktion. Responsiv handeln in den Alltagsaktivitäten“. Sie untermalte mit vielfältigen und konkreten Beispielen, wie sich ein sehr gut abgestimmtes Antwortverhalten der Fachkräfte bei der Begleitung von Klein(st)kindern in Schlüsselsituationen entwickeln lässt. Das Ziel professionellen Antwortverhaltens (Responsivität) ist es, die Selbstregulation des Kindes, sowie seine sprachliche, kognitive und soziale Entwicklung zu unterstützen. Responsives Handeln zeichnet sich durch die Fähigkeit der Fachkräfte aus, in professioneller Weise spontan zu reagieren. Dabei gilt es über die relevanten Hintergrundinformationen zu verfügen und dieses in die Handlungen einzubeziehen. Die Vortragende betonte dabei, dass die Krippenbetreuung für die Kinder einen Stressfaktor darstellt. Daher ist die Stressreduzierung eine zentrale Aufgabe bei der Betreuung von Kindern in der Krippe. Dieses ist eine Herausforderung für die pädagogischen Kräfte, der es in allen Alltagsinteraktionen zu begegnen gilt. Über kooperative Handlungen bei Alltagsaktivitäten bauen Kinder Selbstsorge-, Selbstpflege und Selbstfürsorgekompetenzen auf. Diese sind wichtige Eckpfeiler für Autonomie und Selbständigkeit, Körperreflexion und Regulationsfähigkeit sowie für die Bildung und Entwicklung im Allgemeinen. So unterstreicht Dorothee Gutknecht: „Pflege ist Bildung“.

Zudem hob sie heraus, dass Responsivität in Interaktionen entscheidend für die Qualität der pädagogischen Arbeit ist, gleichzeitig jedoch in jeder Situation etwas anderes bedeutet. Professionelles Antwortverhalten muss sich auf das Kind, die Eltern und das Team beziehen.

Und so ist es eine Herausforderung im Alltag die Organisation mit der Interaktion zusammenzubringen. Am Beispiel der Gestaltung einer guten Mahlzeitsituation wurde dieses von Dorothee Gutknecht verdeutlicht: So geht es gleichermaßen darum, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, den Kindern das Essen schmackhaft zu machen, es in einer guten Weise darzubieten sowie dem Kind ausreichend Zeit zum Essen zu geben und die Mahlzeit sprachlich zu begleiten. Als Orientierung dienen hier jeweils die Signale des Kindes.

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Interaktionen im pädagogischen Alltag

Für die persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema konnten die TeilnehmerInnen am Nachmittag einen von sechs Workshops wählen.Es wurde beispielsweise erarbeitet, wie Fachkräfte in der Schlüsselsituation ‚Schlafengehen‘ den Kindern achtsam begegnen können. Leitend bei der Auseinandersetzung waren dabei beispielsweise Fragen der Referentin Maren Kramer wie: Welche Strategien und Methoden unterstützen Sie dabei, die Schlafsituation ruhiger und entspannter zu gestalten? Oder, Was müssen Sie über den kindlichen Schlaf wissen? Und wie kann ein professioneller Umgang mit Eltern zu diesem Thema aussehen?

Der pädagogischen Gestaltung der ‚Alltagshandlung Essen und Trinken‘ widmeten sich die TeilnehmerInnen mit der Referentin Kariane Höhn.

Annette Drühner bot in ihrem Workshop verschiedene Zugänge zum Verständnis von Beißen an und lud zur Diskussion ein. Aspekte wie Emotionsregulierung, Selbstständigkeit, Stressbewältigung, Konfliktbegleitung konnten dabei verdeutlicht werden.

Schon im Aufnahmegespräch mit den Eltern, sollte das sensible Thema ‚Fachkräfte in der Pflege‘ angesprochen werden. Wie es geführt wird, was dabei beachtet werden muss und welche Grundvoraussetzungen dafür notwendig sind, wurde in dem Workshop mit Andrea Schreiber bearbeitet.

Die Zusammenarbeit von pädagogischen Fachkräften und Eltern in der KiTa wurde von Barbara Huhn erarbeitet. In dem Workshop wurde die heutige Familiensituation thematisiert und der Blick auf die eigene Erziehungskompetenz gerichtet. Dieses bildet Grundlagen, um eine Begegnung mit Eltern kooperativ und auf Augenhöhe zu gestalten.

Dorothee Gutknecht befasste sich gemeinsam mit den TeilnehmerInnen in ihrem Workshop mit der achtsamen Gestaltung von Mikrotransitionen im KiTa-Alltag wie dem Wechsel von Aktivitäten (vom freien Spiel zum Morgenkreis, vom Essen zum Schlafen), Raumwechsel oder den Wechsel von Spielpartnern.

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Meike Sauerhering