Mehr als 50 Professorinnen und Professoren aus den Bereichen frühkindliche Entwicklung, Bildung und Erziehung fordern die Bundesregierung auf, ein Gesetz zur Verbesserung der Qualität in Kita und KindertagespflegeKindertagespflege|||||Kindertagespflege oder Tagespflege umfasst eine zeitweilige Betreuung von Jungen und Mädchen bei Tagesmüttern oder Tagesvätern. Nach dem Tagesbetreuungsausbaugesetz von 2004 ist die Tagespflege neben der Tagesbetreuung in Kindertageseinrichtungen eine gleichwertige Form der Kindertagesbetreuung.  auf den Weg zu bringen:

"Die Forschung zu frühkindlicher Entwicklung und institutioneller Bildung, Erziehung und Betreuung liefert eindeutige Belege: Investitionen in strukturelle Rahmenbedingungen der Kindertagesbetreuung führen zu einer verbesserten pädagogischen Qualität und wirken sich förderlich auf kindliche Bildungs- und Entwicklungsverläufe aus. Dieses Wissen ist empirischempirisch|||||Empirie bezeichnet wissenschaftlich durchgeführte Untersuchungen und Erhebung, die gezielt und systematisch im Forschungsfeld oder im Labor durchgeführt werden. Empirische Forschungen können durch verschiedene Methoden praktisch angewendet werden. abgesichert und gut dokumentiert - jetzt muss es genutzt werden! Die Verantwortung dafür, WIE dies geschieht, liegt nach wie vor in den Bundesländern, bei den Kommunen und Trägern. Dafür, DASS diese Erkenntnisse umgesetzt werden, bedarf es jedoch enormer Ressourcen mit Unterstützung des Bundes. Um allen Kindern unabhängig von Herkunft und Wohnort gleiche Chancen zu ermöglichen, muss jede künftige Bundesregierung sicherstellen, dass auch in finanzschwachen Regionen ein bedarfsgerechter quantitativer und qualitativer Ausbau von Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege ermöglicht wird. Es sollte dabei sichergestellt werden, dass die Mittel tatsächlich in der Kindertagesbetreuung und bei den Kindern ankommen.

Bund und Länder haben sich in einem gemeinsam gestalteten Prozess bereits auf Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz verständigt. Die unterzeichnenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler begrüßen den hierin ausgedrückten Willen der Politik, für alle Kinder in Deutschland auf vergleichbare Rahmenbedingungen in frühpädagogischen Institutionen hinzuarbeiten und so das Postulat der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse einzulösen. Sie unterstützen ausdrücklich die im Beschluss vom 18./19. Mai 2017[1] niedergelegte Absicht der Jugend- und Familienministerkonferenz (JFMK), die Erarbeitung eines solchen Gesetzes voran zu treiben.

Wir fordern die politisch Verantwortlichen daher auf:

  • den Beschluss der JFMK unmittelbar nach Beginn der nächsten Legislaturperiode des Bundestags in ein Gesetzgebungsverfahren einmünden zu lassen
  • die in Aussicht gestellte Mitfinanzierung des Bundes strukturell abzusichern, zügig zu realisieren und regelmäßig Bericht über quantitative und qualitative Aspekte des Qualitätsentwicklungsprozesses – auch unter vergleichender Perspektive - zu erstatten
  • den Prozess der Aushandlung von Qualitätsentwicklungszielen in den Ländern unmittelbar zu beginnen, diesen partizipativ und transparent zu gestalten und seinen Fortschritt über konkret formulierte Meilensteine sicht- und überprüfbar zu machen
  • die abzuschließenden länderspezifischen Zielvereinbarungen gemäß der neun formulierten Handlungsfelder im Beschluss der JFMK – z.B. zum Personaleinsatz oder zu Leitungstätigkeiten - grundsätzlich an empirisch abgesicherten Standards und wissenschaftlichen Erkenntnissen[2] zu orientieren
  • das bisherige Finanzierungsvolumen bzw. den erreichten Stand der Investitionen in Qualität und Qualitätsentwicklung in den Ländern unter keinen Umständen zurückzufahren, sondern zusätzliche Mittel für weitere Qualitätsverbesserungen zu verwenden
  • die produktive Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Forschung weiterhin zu suchen, um den Qualitätsprozess kritisch-konstruktiv begleiten zu lassen und dessen Ergebnisse und Effekte empirisch zu analysieren."


Initiatorinnen:

Prof. Dr. Susanne Viernickel (Universität Leipzig)
Prof. Dr. Irene Dittrich (Studiengangstag Kindheitspädagogik)
Prof. Dr. Rahel Dreyer (Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V.)

Presserechtliche Verantwortung:
Prof. Dr. Rahel Dreyer
Alice Salomon Hochschule Berlin
Alice-Salomon-Platz 5
12627 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 99245-418
Mobil: +49 (0) 176 24891718
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Erstunterzeichnende:

  1. Prof. Dr. Timm Albers (Universität Paderborn)
  2. Elke Alsago (Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie Hamburg, Das Rauhe Haus)
  3. Prof. Dr. Yvonne Anders (Freie Universität Berlin)
  4. Prof. em. Dr. Hilde von Balluseck (Fachportal Frühe Bildung Online)
  5. Dr. rer. nat. Joachim Bensel (Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen - FVM)
  6. Prof. Dr. habil. Dagmar Bergs-Winkels (HAW Hamburg)
  7. M.A. Bianca Bloch (DGfE Kommission Pädagogik der frühen Kindheit)
  8. Prof. Dr. Rita Braches-Chyrek (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
  9. Univ.-Prof. Dr. med. habil. Karl Heinz Brisch (Dr. von Haunersches Kinderspital, Abteilung Pädiatrische Psychosomatik und Psychotherapie, Universität München)
  10. Prof. Dr. Peter Cloos (Universität Hildesheim)
  11. Prof. Dr. Annette Dreier (FH Potsdam)
  12. Prof. i.R. Dr. habil. Lilian Fried (TU Dortmund)
  13. Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff (Zentrum für Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg)
  14. Prof. Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin (Fliedner Fachhochschule Düsseldorf)
  15. Dr. phil. Karin Grossmann (Universität Regensburg)
  16. Prof. Dr. Dorothee Gutknecht (Evangelische Hochschule Freiburg)
  17. Prof. Dr. Ralf Haderlein (Hochschule Koblenz)
  18. Dr. rer. nat. habil. Gabriele Haug-Schnabel (Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen - FVM)
  19. Prof. Dr. phil. Éva Hédervári-Heller (International Psychoanalytic University Berlin)
  20. Prof. Dr. Frauke Hildebrandt (FH Potsdam)
  21. Prof. Dr. Axel Jansa (Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit - BAG-BEK e.V.)
  22. Prof. Dr. Sylvia Kägi (FH Kiel)
  23. Prof. Dr. Bernhard Kalicki (EHS Dresden)
  24. Prof. Dr. Gisela Kammermeyer (Universität Koblenz-Landau)
  25. Prof.in Dr. in i.R. Maria-Eleonora Karsten (Leuphana Universität Lüneburg)
  26. Univ.-Prof. Dr. phil. Rüdiger Kißgen (Universität Siegen)
  27. Prof.’in Dr. Anke König (Universität Vechta)
  28. Prof. Dr. Elke Kruse (Hochschule Düsseldorf)
  29. Jun. Prof. Dr. Melanie Kuhn (DGfE Kommission Pädagogik der frühen Kindheit)
  30. Prof. Dr. Jörg Maywald (Deutsche Liga für das Kind)
  31. Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann (Alice Salomon Hochschule Berlin)
  32. Prof. Dr. Norbert Neuß (Universität Gießen)
  33. Dr. Christa Preissing (Internationale Akademie Berlin gGmbH)
  34. Prof. Dr. Annedore Prengel (Universität Potsdam)
  35. Prof. em. Dr. Ursula Rabe-Kleberg (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
  36. Prof. Dr. Jeanette Roos (Pädagogische Hochschule Heidelberg)
  37. Prof. Dr. Hans-Günther Roßbach (Otto-Friedrich-Universität Bamberg)
  38. Prof. Dr. Susanna Roux (Pädagogische Hochschule Weingarten)
  39. Prof. Dr. Gerd E. Schäfer (Universität zu Köln)
  40. Prof. Dr. Armin Schneider (Institut für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit|Rheinland-Pfalz)
  41. Prof. Dr. Helga Schneider (Katholische Stiftungshochschule München)
  42. Prof. Dr. Marc Schulz (Kommission PdfK der DGfE)
  43. Prof. Dr. Stefan Sell (Hochschule Koblenz)
  44. Prof. Dr. Wilfried Smidt (Kommission PdfK der DGfE)
  45. Prof. Dr. Roswitha Sommer-Himmel (Evangelische Hochschule Nürnberg)
  46. Prof. Dr. Claus Stieve (TH Köln)
  47. Prof. Dr. Petra Strehmel (Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit - BAG BEK e.V.)
  48. Prof. em. Dr. Dres.h.c. Hans Thiersch (Universität Tübingen)
  49. Prof. Dr. Wolfgang Tietze (PaedQUIS_ gGmbH, An-Institut der ASH Berlin, Kooperationsinstitut der Univ. Graz)
  50. Professor Dr Mathias Urban (University of Roehampton)
  51. Prof. Dr. Petra Völkel (Evangelische Hochschule Berlin)
  52. Prof. Dr. Dörte Weltzien (Evangelische Hochschule Freiburg)
  53. Prof. Dr. Renate Zimmer (Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung)
[1] JFMK (2017): Frühe Bildung weiter entwickeln und finanziell sichern – Eckpunkte für ein Qualitätsentwicklungsgesetz. Beschluss der JFMK am 18./19. Mai 2017 in Quedlinburg. https://www.jfmk.de/pub2017/TOP_7.1_Fruehe_Bildung_Eckpunkte-QE-Gesetz.pdf (abgerufen am 18.06.2017).

[2] BMFSFJ & JFMK (2016): Frühe Bildung weiterentwickeln und finanziell sichern. Zwischenbericht 2016 von Bund und Ländern und Erklärung der Bund-Länder-Konferenz. https://www.bmfsfj.de/blob/112482/637f7d53eeea62363305df51ace10dba/zwischenbericht-bund-laender-konferenz-fruehe-bildung-data.pdf (abgerufen am 18.06.2017).