Erste landesweite Tagung des nifbe mit Aufbruchstimmung

„Die Gründung des nifbe ist eine einmalige Chance, die wir ergreifen und konsequent nutzen müssen!“ Mit diesen Worten begrüßte der neue Geschäftsführer Reinhard Sliwka rund 80 Netzwerk-ManagerInnen, ForscherInnen und Beiratsmitglieder des nifbe zur ersten gemeinsamen landesweiten Tagung in Osnabrück.

Ziel war es, so die Vorsitzende Prof. Dr. Renate Zimmer, die vier Forschungsstellen und fünf Regional-Netzwerke des nifbe in den intensiven Austausch zu bringen und „eine gemeinsame Stoßrichtung“ zu finden. Als Kern der nifbe-Philosophie stellte sie dabei das wechselseitige Gegenstromprinzip heraus, mit dem Praxis und Forschung eng mit einander verbunden werden sollen.

 

Neben der Frage, wie die „Forschung in die Praxis und die Praxis in die Forschung kommt“, stand an diesem Tag zunächst einmal das gegenseitige Kennenlernen der Akteure im Vordergrund. Sowohl bei den regionalen Netzwerken wie bei den Forschungsstellen wurde dabei deutlich, dass der nifbe-Zug zwar schon kräftig Fahrt aufgenommen hat, dass man aber zugleich noch mitten in der Aufbauphase steckt.

 

 

Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse

 

Bei den regionalen Netzwerken lag so neben dem Aufbau der Infrastruktur von der Büroeinrichtung bis zum Personal ein zentraler Arbeitsschwerpunkt in der Bestandsaufnahme: Welche Akteure sind vor Ort jeweils im Bereich der frühkindlichen Bildung und Entwicklung tätig, wie ist das weite Feld strukturiert, welche vorbildlichen Projekte und Konzepte gibt es bereits, wo drückt der Schuh? Wie Bärbel Kuhlmey vom Regionalnetzwerk Mitte darstellte, ging es darum „das Feld zu sondieren, sich kennen zu lernen und gleichzeitig in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.“


Dies geschah in den Regionen unter anderem durch große Auftaktveranstaltungen, zu denen die Akteure von der Praxis über die Aus- und Weiterbildung bis zur Forschung eingeladen waren. Hier wurden gemeinsam zukünftige thematische Arbeitsschwerpunkte und Arbeitsstrukturen diskutiert. Die zentrale Frage lautete dabei, wie der gegenseitige Austausch der Akteure zielgerichtet organisiert und das oftmals „Nebeneinander her wirken“ verhindert werden könnten. Ein Beispiel stellte das Netzwerk SüdOst vor, das mit einer interdisziplinär organisierten und besetzten Ringvorlesung sowie einem „nifbe-Café“ schon erste Impulse in diese Richtung setzen konnte.

 


Im Flächenland Niedersachsen ist es eines der Hauptziele der Regionalnetzwerke, tatsächlich auch in die Fläche zu gehen und dezentrale Strukturen aufzubauen. Im Netzwerk SüdWest sind so beispielsweise gleich drei Regionalbüros in Osnabrück, Nordhorn und Diepholz eingerichtet worden. In NordOst sollen, wie Netzwerk-Managerin Babett Behren darstellte, Themenforen in den einzelnen Landkreisen dazu dienen, „wirklich allen Akteuren die Möglichkeit zur Mitarbeit zu geben“.


Weitgehend abgeschlossen ist in den Regional-Netzwerken die Besetzung der Beiräte. Diese sollen zum einen Projekte aus der Region zur Förderung durch das nifbe empfehlen und zum anderen inhaltliche Impulse setzen und Perspektiven aufzeigen. Als Zeichen für den Stellenwert des neu eingerichteten nifbe war im ganzen Land ein sehr großes Interesse der Institutionen und Gebietskörperschaften an einer Mitarbeit in den Beiräten zu verzeichnen. So konnte auch das erklärte Ziel einer thematisch und regional ausgewogenen Besetzung der Beiräte in den Regionalnetzwerken umgesetzt werden.

 

Einblicke und Ausblicke

 

Einen Einblick in den Stand ihrer Forschung und einen Ausblick auf neue Arbeitsschwerpunkte und Projekte im nifbe gaben auf der Tagung die vier ProfessorInnen Renate Zimmer, Heidi Keller, Claudia Solzbacher und Julius Kuhl.


„Entwicklung, Lernen und Kultur“


„Bewegung, Wahrnehmung und Psychomotorik“


„Begabungsförderung“


Mit großem Engagement diskutierten die Tagungsteilnehmer schließlich in einem „World-Café“ die für das nifbe entscheidende Frage, wie die Forschung in die Praxis und die Praxis in die Forschung kommen kann.

 

Impulse und Anregungen


Als zentrale Vorbedingung kristallisierte sich heraus, dass Forschung und Praxis sich auf gleicher Augenhöhe begegnen und die gleiche Sprache sprechen müssten. Hier komme es darauf an, gegenseitige Vorurteile abzubauen, sich ernst zu nehmen und wert zu schätzen.


Erst auf dieser atmosphärischen Grundlage könne ein „strukturierter permanenter Austausch“ ansetzen. Konkrete Vorschläge hierfür waren beispielsweise „gemeinsame Projekt-Entwicklungen von Anfang an“, „themengebundene interdisziplinäre Foren“ oder auch „gemeinsame öffentliche Veranstaltungen von Forschung und Praxis“. Angeregt wurde auch, dass Forschung nicht nur neue Erkenntnisse und Modelle an die Praxis weiter gebe, sondern „auch einmal die Praxis bestätige, denn vieles läuft hier ja auch gut“.


Einigkeit herrschte in der Diskussion darüber, dass der Ko-Stelle und den regionalen Netzwerk-ManagerInnen in dem Austausch zwischen Forschung und Praxis als „Schnittstellen“ eine wichtige Rolle zukomme. Sie seien entscheidende „Türöffner“, „Übersetzer“ und „Makler“ in diesem Prozess. Hinzu kommen müsse ein „professionelles Informations-Management“, mit dem Informationen gut aufbereitet und allen Beteiligten auf einem virtuellen Marktplatz leicht zugänglich gemacht werden.

 

Über diese Einzelaspekte hinaus wurde im World-Café auch die Notwendigkeit einer „gemeinsamen Philosophie und Programmatik des nifbe“ deutlich, die nun in den nächsten Monaten konkretisiert werden sollen. Dazu gehöre dann auch, wie Zarah Deilami vom Beirat des Regionalnetzwerks Mitte anmahnte, „die gezielte Verwirklichung von Vielfalt und Heterogenität im nifbe“.

 

„Wir haben heute einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung getan“ resümierte Prof. Dr. Renate Zimmer die von einer spürbaren Aufbruchstimmung getragene erste landesweite Tagung des nifbe. „Doch eines dürfen wir auf dem noch anstehenden langen Weg nicht vergessen: Es geht im nifbe um die Verbesserung der Entwicklungsbedingungen und Bildungschancen der Kinder. Daran muss sich der Erfolg unserer Arbeit messen lassen."