98 Prozent der deutschen KiTa-Leitungskräfte fühlen sich nicht optimal auf die Aufnahme von Kindern mit Fluchthintergrund in der KiTa vorbereitet – dies ist eines der zentralen Ergebnisse der neuen BeWAK-Studie, die jetzt auf dem Deutschen Kitaleitungskongress in Berlin von Prof. Dr. Ralf Haderlein vorgestellt wurde. Ziel war es, zu untersuchen, welche Auswirkungen die aktuellen Herausforderungen für KiTas haben und wie die vorhandenen Ressourcen bei den Fachkräften ankommen.

An der von Wolters Kluwer in Auftrag gegebenen Studie nahmen im Dezember 2015 insgesamt 2095 Fachkräfte teil und ihre Ergebnisse, so Ralf Haderlein, seien auch aufgrund der Verteilung von Alter, Geschlecht und Bundesland „repräsentativ und aussagekräftig für alle pädagogischen Fachkräfte in Deutschland.“

Zum Befragungszeitpunkt hatten durchschnittlich 35% der KiTas bereits Kinder mit Fluchterfahrungen aufgenommen, wobei sich allerdings große Unterschiede zwischen den Bundesländern zeigten – so hatte in Niedersachsen fast jede zweite befragte Kita bereits ein Kind mit Fluchthintergrund aufgenommen, in Sachsen gerade einmal 7%. Zum Ausdruck kam in der Befragung „eine große Unsicherheit, was die Kita-Leitungen und ihr Team erwartet“. Die größten Herausforderungen bei der Frage der Integration von Kindern mit Fluchthintergrund „sind mit Abstand mangelnde Sprachkenntnisse und zu wenig Personal“ so Haderlein. Inhaltlich-pädagogische Probleme spielten dagegen keine Rolle.

Mangelhafte Unterstützung von Bund und Ländern

Mit 2,4% der Befragten fühlt sich nur eine verschwindende Minderheit optimal auf die neuen Herausforderungen vorbereitet. Ganz schlecht schnitten dabei der Bund und die Länder ab, von denen sich die Fachkräfte wenig bis gar nicht unterstützt fühlen. „Hier muss die Politik dringend handeln“, so Haderlein. Deutlich wurde bei diesem Thema der Stellenwert der KiTa-Leitung und des Teams: Knapp zwei Drittel der Befragten gaben die Leitungskraft und das Team als größte Unterstützung und Motivationsquelle an. Nur ein Viertel der Befragten bekamen hingegen von ihrer Fachberatung Unterstützung für die neue Herausforderung – dies, so Haderlein, könne auch darauf zurückzuführen sein, dass „diese selber nicht vorbereitet wurden“.

Deutlicher Nachholbedarf zeigte sich auch bei strukturierten Unterstützungsangeboten für die Fachkräfte. Hier, so Haderlein, seien vor allen Dingen die Träger gefordert, ihren MitarbeiterInnen „ausreichend Rüstzeug zur Bewältigung ihrer Herausforderungen an die Hand zu geben und fehlende Konzepte zu erarbeiten“. Grundsätzlich plädierten 90% der befragten Fachkräfte dafür, dass Kinder mit Fluchthintergrund verpflichtend so früh wie möglich eine KiTa besuchen, womit noch einmal die Rolle der KiTas als Schlüssel für eine erfolgreiche Integration unterstrichen wird.

Bildungspläne sind in den KiTas angekommen und angenommen

Positive Ergebnisse ergab die Frage, ob die Bildungspläne in den KiTas angekommen sind und auch als Mittel für Innovation und Qualitätsentwicklung gesehen werden. Über 90% der befragten pädagogischen Fachkräfte sind so der Meinung, dass die Bildungspläne die richtigen Themen aufgreifen und eine adäquate Orientierung für die Praxis bieten. Subjektiv werden die Bildungspläne mit ihrem Orientierungscharakter sogar von 70% der Befragten als verpflichtend eingeschätzt. Die größte Unterstützung bei der Umsetzung der Bildungspläne erfuhren die KiTas von den Fachberatungen (32,4%) und durch Fortbildungen auf Landesebene (16,6%). Über 20% gaben allerdings auch an, dabei keine Unterstützung erfahren zu haben. Über drei Viertel der befragten KiTa-Leitungen gaben auch an, dass sie die Bildungspläne mit den tatsächlich vorhandenen Fachkraft-Kind-Schlüssel nicht umsetzen könnten. Hier zeigten sich allerdings extreme Unterschiede zwischen den Bundesländern. Grundsätzlich, so Haderlein, „zeigt die Studie, dass die Bildungspläne handlungsleitend sind, jedoch die Vermittlung und die Ressourcenausstattung nicht ausreichen, um den Anforderungen gerecht zu werden“.

Als Konsequenz aus ihren Studienergebnissen stellen die Initiatoren der Studie fünf zentrale Forderungen an Politik und Träger:

  • Bereitstellung von nötigen Ressourcen für die Handlungsfähigkeit in der KiTa
  • Die Freistellung der Leitungskraft als zentrale Schlüsselposition für Qualität und Innovation
  • Den Ausbau des Systems „Fachberatung“
  • Eine bessere Finanzierung des Bildungsbereichs KiTa
  • Klare Konzepte für den Umgang mit Kindern mit Fluchthintergrund von Politik und Trägern


Download BeWAK-Studie

Karsten Herrmann