Professionalisierung als eigeninitiativer Lernprozess

Die Aus- und Weiterbildung der ErzieherInnen soll professioneller werden, doch noch sind weder Anforderungen noch Qualitätsmerkmale vereinheitlicht oder in CurriculaCurricula|||||Ein Curriculum ist ein Lehrplan, Modulplan oder Lehrprogramm, das Aussagen über Lehrziele und Ablauf des Lehr- Lern – Arrangement gibt und auf einer Didaktik aufbaut. gefasst. Unter dem Titel „ProfessionalisierungProfessionalisierung|||||Eine Professionalisierung findet im weiteren Sinne statt wenn die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem  Beruf wird. Im Rahmen der Professionalisierung werden häufig Qualitätsverbesserungen und Standardisierungen erreicht. Professionalisierung bedeutet auch die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession, darunter wird meist ein akademischer Beruf mit hohem Prestige und Anerkennung verstanden.   als Selbstbildungsprozess“ aus der Reihe KiTa Fachtexte schlägt Sigrid Ebert, Diplom-Psychologin und langjährige Expertin für Aus- und Weiterbildung des PestalozziPestalozzi||||| Johann Heinrich Pestalozzi`s (1746 - 1827) pädagogisches Ziel war es eine ganzheitliche Volksbildung zu erreichen, und die Menschen in ihrem selbstständigen und kooperativen Wirken in einem demokratischen Gemeinwesen zu stärken. Er legte Wert auf eine harmonische und ganzheitliche Förderung von Kindern in Bezug auf intellektulle, sittlich-religiöse und handwerkliche Fähigkeiten. Grundidee ist dabei, ähnlich wie in der Montessori-Pädagogik, dass die Menschen die Fähigkeit entwickeln, sich selbst zu helfen.   -Fröbel-Verbands und Beteiligte an „Profis in Kitas“, Professionalisierungsmaßnahmen vor.

Ebert stellt fest, dass es trotz der gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen (flächendeckende Grundversorgung für Kinder unter drei) an das berufliche Handeln, an Fachlichkeit und Professionalität in diesem Handlungsfeld „Krippe“ keinen Konsens über die „Kultur des Aufwachsens der Kinder...“ (vgl. Krappmann, 1996) gibt. Bislang basieren die Forderungen nach „Anhebung der Ausbildung auf akademisches Niveau, Kompetenzorientierung, curricularer Einbindung der Praxis-Inhalte, Systematisierung der Aus- und Fortbildung, Qualitätsentwicklung und Evaluation der Arbeit, Fachberatung und Supervision“ in der U3-Aus- und Weiterbildung auf dem Kinderförderungsgesetz. Noch sind Aufgaben und Anforderungen an Fachkräfte für Kinder unter drei Jahren „nicht eingebunden in einen umfassenden, verbindlichen, qualitätssichernden Handlungsansatz“. Dies erschwert sowohl ein theoriebasiertes Curriculum in Aus- und Weiterbildung als auch die Identität der ErzieherInnen vor Ort.

Im Vergleich zu anderen Dienstleistungen zeichnet sich pädagogische Arbeit laut Ebert gleichzeitig als ergebnisoffen und ergebnisorientiert aus. „Interaktiv, fallspezifisch, kontextgebunden, rekonstruktiv“ – diese Merkmale bestimmen neben methodischem Können und Fachwissen pädagogische Qualität. Die Stufe einer „Profession“ – statt eines Berufs – kann pädagogische Arbeit unter Auflage von akademischer Bildung, wissenschaftlichem Wissen, einem hohen Grad an Selbstreflexion und Berufsethik erreichen. Lerngelegenheiten in Theorie und Praxis erachtet die Autorin als notwendig, „... um Handlungskompetenz und eine professionelle Haltung individuell entwickeln zu können. Aus diesem Grund ist eine enge curriculare und strukturelle Verzahnung der beiden Lernorte, im Sinne einer gemeinsam zu verantwortenden Ausbildung, unerlässlich.“

Struktur der pädagogischen Arbeit: „Unsichtbare“ Professionalität

Laut Ebert gilt es als berufliche Besonderheit bei PädagogInnen, in Bezug auf eine Situation Distanz zu wahren und gleichzeitig emotionale Nähe zur Bezugsperson zuzulassen. Durch Fachwissen und die Entwicklung einer professionellen Haltung können Fachkräfte die Ungewissheit, ob sie einen Interaktionspartner oder eine Situation richtig verstanden haben, verantworten und reflektieren. Pädagogische Professionalität bemisst sich zudem daran, welche Inhalte zur Aufgabe und Anforderung werden. Oft werden Aufgaben wie „Rituale...mit den Kindern, Eingewöhnung und Gespräche mit den Eltern, kommunikative ... Pflegesituationen..., ...ästhetische(r) Erfahrungen, ...Förderung durch Spiel, Gesprächs-, ...Erzählsituationen, Rhythmik und Bewegung...“ erst bei genauem Hinschauen als professionell betrachtet. Erziehung und Pflege von Krippenkindern erfordert nach Einschätzung von Ebert „körperbetontes, emotionales pädagogisches Sehen, Denken und Handeln mit einem modernen Bild vom Kind, das ab Geburt kompetent und lernbegierig nach Gelegenheiten sucht, Wissen über die Welt, die Anderen und sich selbst anzueignen.“

Professionalität als Entwicklungsaufgabe

Die Professionalität der Krippen-PädagogInnen kategorisiert Ebert in vier selbstbildenden Entwicklungsaufgaben:

Forschendes Lernen (Nentwig-Gesemann, 2007) oder Kohärenz (Keupp, 1999): Ein persönlichkeitsbildender und –verändernder Reflexionsprozess generiert Stimmigkeit und sichert pädagogische Qualität, optimalerweise wenn dieser „...in partizipative Kommunikations- und Informationsstrukturen einer Lerngemeinschaft eingebunden...“ ist.

Hermeneutische Kompetenz: Sie definiert die Gegenüberstellung von Wissen und Verstehen, von Theorie und Praxis. Kindliches Verhalten und Erleben deutet die Fachkraft entsprechend des Kontexts, in dem sich Kind und sie befinden. Dies setzt ästhetische Bildung voraus und gilt als Schlüssel pädagogischer Professionalität.
 

Ästhetische Bildung: Die Fachkraft nimmt die umgebende Wirklichkeit (inklusive die Perspektive des Kindes) wahr, verarbeitet sie und erinnert sich mit allen Sinnen daran. Diese Erfahrungen sowie Wissen werden zusammengebracht, abgeglichen und stellen in pädagogi¬schen Situationen eine „fall- und situationssensible Passung“ (Nentwig-Gese¬mann 2007, 93) her. Zentral bei der Interaktion mit dem Kind ist hier die Mimik als kindliche „Sprache“.
 

Professionelles Selbstkonzept: Für einen ausfüllenden Beruf sollte sich das Selbstkonzept der ErzieherInnen nach und nach mit dem Fremdbild decken. In Interaktion mit Beteiligten einer Lerngemeinschaft in der Aus- und Weiterbildung sollten PädagogInnen festigen, was sie sind und wie sie sich verhalten.

Professionalisierung bedarf nicht zuletzt der Identitätsbildung. Ebert hält die selbstreflexive Auseinandersetzung (Beobachtung, Hinterfragen) mit verschiedenen Wissensbeständen für bedeutend – optimalerweise „in einem selbstorganisierten“ und „moderierten Prozess gemeinsam mit anderen Handlungs¬partnern„, zum Beispiel in Form von Mentoring.




Zum Weiterlesen:

Zufriedenheit und Kompetenz von ErzieherInnen

Kernkompetenzen für die Arbeit mit Kindern unter drei