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Besonderheiten ländlicher Regionen (Stadt/ Land)

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Aufwachsen in unterschiedlichen Regionen
  2. Unterschiede in wirtschaftlichen Faktoren
  3. Unterschiede in Betreuungs-, Freizeit- und Bildungsangeboten
  4. Unterschiede in familialen Lebensformen
  5. Unterschiede im kindlichen Aktionsraum in der Stadt und auf dem Land
  6. Unterschiede in Wohngegebenheiten von Kindern auf dem Land und in der Stadt

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Unterschiede in Wohngegebenheiten von Kindern auf dem Land und in der Stadt


Schneekloth und Leven erhoben in der 1. World Vision Kinderstudie (2007) Daten in Bezug auf das Wohnumfeld sowie wohnliche Merkmale von Kindern im Alter von 8-11 Jahren in Deutschland. Die Ergebnisse zeigten, dass 20% der Kinder in Ballungsbebieten  und 16% in anderweitigen größeren Städten aufwachsen. 27% der Mädchen und Jungen leben im Umland von Ballungsräumen oder größeren Städten. In
Gegenden mit kleineren Städten wohnen 23% und in sonstigen ländlichen Regionen 14% (vgl. Schneekloth/ Leven 2007: 80). Wie bereits dargestellt, bietet die Großstadt mit ihrer oftmals günstigen Infrastruktur den Kindern eine gute Erreichbarkeit von Betreuungs-, Freizeit- und Bildungseinrichtungen sowie ein relativ großes Angebot von Erwerbsmöglichkeiten für ihre Eltern. Jedoch ist auch die Großstadt Abwanderungsprozessen unterlegen, da sich hohe Mieten und  Lebenserhaltungskosten als familienungünstige Bedingungen erweisen (vgl. BMFSFJ 2005: 70). So verlassen viele Familien die Städte und ziehen in das kostengünstigere und familienfreundlichere städtische Umland. „Nach wie vor geht der Trend in die Richtung, dass Familien mit Kindern verstärkt in das Umland von Stadtregionen ziehen“ (Schneekloth/ Leven 2007: 80), was sich anhand der Datenlage (27%) deutlich zeigt.


Die Autoren/ Autorinnen des 12. Kinder- und Jugendberichts verdeutlichen in diesem Zusammenhang die Abhängigkeit der Qualität der Wohnlage von der finanziellen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Situation der Familie. So haben niedrig gestellte Familien in der Stadt häufig nicht die Möglichkeiten, in das städtische Umland umzuziehen oder eine Wohnung (oder ein Haus) in einem guten Viertel der Stadt zu
beziehen.
„Sozio-ökonomisch niedrig positionierte Bevölkerungsschichten konzentrieren sich vor allem in Großsiedlungen am Stadtrand, die überwiegend in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden sind, sowie in innenstadtnahen Altbauquartieren mit einem niedrigem Mietniveau. Bei Letzteren handelt es sich um als ‚soziale Brennpunkte‘ etikettierte Stadtviertel mit Sozialwohnungen sowie einem qualitativ schlechten Wohnungsbestand, die häufig ein hohes soziales Konfliktpotential aufweisen“ (BMFSFJ 2005: 87). Inwieweit das Wohnumfeld Einfluss auf die kindliche Entwicklung haben kann, zeigen besonders die erhöhten Risikopotentiale für das gesunde und altersentsprechende Aufwachsen von Mädchen und Jungen, wenn folgende Faktoren innerhalb des Wohnraums zutreffen: So können sich erhöhte Lärmbelästigung und hohe Abgaswerte durch gesteigerten motorisierten Verkehr, eine verringerte Auswahl an sicheren Spielplätzen und damit einhergehend wenig Anregung zum Spielen, Erkunden und Entdecken (vgl. Alt/ Blanke/ Joos 2005: 152f.) sowie Schwächen am Gebäudebestand negativ auf die gesundheitliche, körperliche wie psychische, Entwicklung von Kindern auswirken. Darüber hinaus haben eine ungünstige Wirtschaftslage mit hoher Arbeitslosigkeit sowie Bewohner/-innen desselben Hauses bzw. derselben Wohnumgebung mit niedrigem oder keinem Bildungsabschluss eine eher negative Auswirkung (soziale Isolation, Unzufriedenheit, schlechte Vorbilder) auf die gesellschaftliche Teilhabe (vgl. BMFAS 2008: 117) und somit auf Bildungschancen von Kindern insgesamt. Diese Risikofaktoren
finden sich überwiegend in den nichtehelichen Lebensgemeinschaften und in den Ein-Eltern-Familien (mittlere bis untere Schicht in der Gesellschaft) und folglich sind Mädchen und Jungen in der (Groß-) Stadt (vor allem in Plattenbaugebieten) häufiger betroffen, als Landkinder. In diesem Kontext formulieren Alt, Blanke und Joos treffend, dass „(…) man die dem Idealbild am ehesten entsprechenden Familie in jenen Regionen [findet], die zwischen den urbanen Zentren und den ländlichen Gebieten angesiedelt sind“ (Alt/ Blanke/ Joos 2005: 153).

 



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