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Mikrotransitionen: Vom Freispiel bis zum Mittagsschlaf
Praxistipps für Übergänge im Krippenalltag
Um Kindern die Übergänge zwischen alltäglichen Aktivitäten in der Krippe zu erleichtern, ist es sinnvoll, drei Zeitpunkte und deren Gestaltung in den Blick zu nehmen: den Zeitraum vor, während und nach dem Übergang.Vom freien Spiel zum Morgenkreis
Aktivitäten vor dem ÜbergangViele Kinder brauchen ein klares Signal für das nahende Ende der Freispielphase. Sie können ihr Spiel nicht sofort unterbrechen, sondern benötigen eine Art „Vorwarnung“, die es ihnen ermöglicht, sich von ihrer Tätigkeit innerlich zu verabschieden und sich einer neuen Situation zuzuwenden. So kann z. B. das Erklingen einer Klangschale anzeigen, dass diese Spielphase nun bald zu Ende sein wird. Dies kann dazu beitragen, dass die Kinder einen klaren Ablauf der kommenden Situation vor Augen haben: „Ich sollte zum Ende kommen, gleich werden wir das Aufräumlied singen und uns danach im Morgenkreis versammeln.“ Dieser Ablauf festigt das innere „Skript“, das junge Kinder zu einer Aktivität aufbauen (vgl. Beitrag Mikrotransitionen: Kleiner Wechsel, große Wirkung). In Kitas, die mit Altersmischung arbeiten, können auch ältere Kinder die Klangschale bedienen. Manche Kinder benötigen individualisierte Hinweise, indem die pädagogische Fachkraft ihnen direkt Bescheid gibt: „Du hast noch fünf Minuten“, „Noch drei Minuten“, „Jetzt ist die Zeit um“ o. Ä.
Aktivitäten während des Übergangs
Für die Aktivitäten während des Übergangs ist ein Repertoire an Reimen, Spielen und Liedern hilfreich. Anknüpfend an das o. g. Beispiel könnte die Erzieherin ungefähr fünf Minuten nach Erklingen der Klangschale ein Aufräumlied anstimmen und bereits währenddessen mit dem Aufräumen beginnen. Lieder, die eine Situation besonders markieren, erleichtern es Kindern, sich auf das Neue einzustellen. Ein bekanntes Aufräumlied ist z. B.:
Eins, zwei, drei, das Spielen ist vorbei,
alle Kinder groß und klein,
räumen jetzt das Spielzeug ein,
Eins, zwei, drei, das Spielen ist vorbei.
Aktivitäten nach dem Übergang
Sobald aufgeräumt ist, wechseln die Kinder in den Morgenkreis. Überlegen Sie genau, wie viel Selbstregulation von Seiten der Kinder möglich ist: Sollen sie sich ihre Sitzkissen selbstständig nehmen und sich auch selbst ihren Platz suchen? Soll eine Kreisform entstehen oder ist es egal, wo die Kinder ihr Sitzkissen hinlegen und sich hinsetzen? Es ist auch möglich, dass die Kinder nach dem Aufräumen in einen anderen Raum gehen, wo sie bereits eine andere Erzieherin erwartet, die schon alles vorbereitet hat: Die Sitzkissen im Kreis, eine gestaltete Mitte, in der sich verdeckte Instrumente für das Musikangebot befinden, das folgen soll o. Ä. Überlegen Sie auch hier, welche Aktivität die Zeit füllen soll, bis alle Kinder im Morgenkreis angekommen sind (z. B. ein weiteres Lied mit den Kindern singen, die bereits da sind).
Vom Waschraum zum Mittagsschlaf
„Schlaf(en)“ ist grundsätzlich ein hochkomplexes Thema in der Krippe, da pädagogische Fachkräfte niemals nur die Zeit eines Kindes in der Einrichtung im Blick haben sollten, sondern immer auch den 24-Stunden-Rhythmus des einzelnen Kindes. Dies erfordert eine enge Kooperation und direkte Absprachen mit den Eltern. Die Schlaf-Wach-Regulation im Kleinkindalter stellt eine Entwicklungsaufgabe dar und ist noch ein sehr störanfälliger Prozess.Aktivitäten vor dem Übergang
Beim Übergang hin zur Ruhezeit spielen die räumlichen Gegebenheiten in der Kita eine große Rolle: Gibt es einen festen Ruheraum? Oder ist immer eine Art „Bettenbau“ erforderlich, weil im Spielraum auch geschlafen wird? Nehmen die Kinder daran aktiv teil, um Wartezeiten zu vermeiden? Es ist sinnvoll, dass eine Kollegin die Situation im Waschraum begleitet und eine andere die Kinder im Schlafraum empfängt. Der Übergang in den Schlafraum kann bei guter personeller Besetzung z. B. damit verbunden sein, dass sich die Kinder von einer Handpuppe (z. B. der „Morgenmaus“) verabschieden, bevor sie den Schlafraum betreten. Ein solcher Abschied verlangsamt das Geschehen und führt zu einem kurzen Innehalten der Kinder. Ein Hineinstürmen der Kinder in den Schlafraum ist damit oft abgewendet.
Aktivitäten während des Übergangs
Der Übergang in den Ruhebereich gestaltet sich optimalerweise wie der Eintritt in eine etwas andere Welt. Durchdenken Sie dies und bereiten Sie die Umgebung entsprechend vor: Die Farbumgebung sollte harmonisch sein, der Raum abgedunkelt, idealerweise mit gedimmtem Licht. Leise Musik kann vernehmbar sein. Alle Abläufe und Aktivitäten sollten nun auf Spannungsabbau ausgerichtet sein: Sofern Sie Geschichten vorlesen, sollten dies wenig aufregende, möglichst vertraute Geschichten sein. Diese können auch das Schlafen und Zur-Ruhe-Kommen thematisieren. Achten Sie beim Vorlesen darauf, dass sich die Kinder nicht immer wieder aufrichten müssen, um die Bilder anzuschauen. Falls Sie Lieder singen möchten, bieten sich dafür ruhige, leise Titel an. Um die Selbstregulation der Kinder beim Schlafen zu unterstützen und sie möglichst allein in den Schlaf finden zu lassen, sollten Lieder und Musik nicht länger als ca. zehn Minuten vernehmbar sein. Eine gute Unterstützung für das Schlafen in der Krippe ist es, wenn das Kind einen Teddy oder ein Schmusetuch von zu Hause mitbringen kann. Es handelt sich dabei um sog. Übergangsobjekte, die eine Brückenfunktion zwischen dem Zuhause der Kinder und der Krippe haben. Sie können helfen, Fremdheit zu überwinden und das Kind entspannen, damit es in den Schlaf finden kann.
Aktivitäten nach dem Übergang
Auch der Übergang vom Schlafen zum Wachsein bedarf einer sensiblen Gestaltung. Ein Kind, das in der Krippe einen ausgedehnten Tagesschlaf von ca. 60 bis 90 Minuten hält, durchläuft dabei die wesentlichen Schlafphasen von Halbschlaf-, Tiefschlaf- und REM-Phase. Sehr ungünstig ist ein Wecken des Kindes in der Tiefschlafphase, denn hier finden der Erholungsprozess im Schlaf sowie die höchste Ausschüttung der Wachstumshormone statt. Die negative Stimmung, die bei zu früh geweckten Kindern oft über Stunden anhält, lässt sich damit begründen, dass hier zu starke Eingriffe in organische Prozesse erfolgen. Wenn ein Kind bei einem sanften Weckversuch nicht aufwacht, sollte es weiterschlafen dürfen. Die Aktivitäten nach dem Schlaf sollen das Kind wieder sanft in die Welt des Tages zurückholen. Lieder und Musik, eine Begrüßung durch die „Aufwachmaus“ usw. unterstützen die Kinder dabei.
Erstveröffentlichung: Gutknecht, D. (2013) Kleiner Wechsel, große Wirkung. Übergänge im Krippenalltag sensibel gestalten. In: Entdeckungskiste, 1/13, S. 36-37. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Herder-Verlages.
- Zuletzt bearbeitet am: Dienstag, 09. August 2022 09:16 by Karsten Herrmann