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Hintergrundinfo: Herkunftsländer von Flüchtlingen

Inhaltsverzeichnis

  1. Hintergrundinfo Syrien
  2. Hintergrundinfos Albanien
  3. Hintergrundinfos Kosovo

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Hintergrundinfos Kosovo


Aktuelle Situation
Die jüngere Geschichte des Kosovo ist durch den Kosovokrieg von 1999 und dessen Folgen geprägt. Der Kosovo war ehemals Bestandteil der 1992 neu konstituierten föderativen Bundesrepublik Jugoslawien und seit 2003 eine Teilregion der Republik Serbien. Im Februar 2008 proklamierte das Parlament allerdings seine Unabhängigkeit. Der völkerrechtliche Status des Landes mit rund 1,8 Millionen Einwohnern ist seitdem umstritten und nur 110 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen erkennen die Republik Kosovo als unabhängig an.

Neben dem völkerrechtlich umstrittenen Status ist der Kosovo laut einem aktuellen Länderreport des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durch eine „schwache Rechtsstaatlichkeit, weit verbreitete Korruption und organisierte Kriminalität sowie eine anhaltend schlechte sozioökonomische Lage großer Teile der Bevölkerung“ geprägt. Ein zusätzlicher innenpolitischer Konflikt besteht in der schwierigen Eingliederung des von Serben bewohnten Nordkosovos in das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche System der Republik Kosovo. Keine Hinweise gibt es im Kosovo auf strukturelle staatliche Repressionen oder Menschenrechtsverletzungen.

Laut des BAMF-Länderreports leben etwa 34 % der Bevölkerung in absoluter Armut (täglich verfügbares Einkommen geringer als 1,55 Euro) und ca. 12 % in extremer Armut (1,02 Euro). Die Armutsgefährdung korreliert dabei stark mit Alter (Kinder), Bildung (Geringqualifizierte), Geographie, Haushaltsgröße und Ethnizität: Insbesondere die Gruppen der RAE (Roma, Ashkali, Ägypter)-Minderheiten sind von Armut überproportional stark betroffen. Neben dem Mangel an finanziellen Ressourcen ist der Zugang zur sozialen Infrastruktur bzw. die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse wie fließendes Wasser, Strom oder auch medizinische Versorgung für viele Menschen begrenzt.

Insgesamt ist die kosovarische Gesellschaft dem BAMF-Report zufolge noch patriarchalisch und ländlich geprägt. 60 % der Bevölkerung lebt in ländlichen Gebieten und gerade hier sind althergebrachte Sitten, Tradition und Kultur noch sehr lebendig (Clan-Struktur, Patriarchat, Gewohnheitsrecht). In diesem Zusammenhang ist z. B. das spezifische Verständnis von Ehe, Familie, Verwandtschaft oder Ehre zu nennen. Geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen und Mädchen (Belästigung, Vergewaltigung, häusliche Gewalt, Zwangsprostitution, Menschenhandel, frühe Verheiratung) ist ein weit verbreitetes Phänomen und großteils noch kulturell akzeptiert. Betroffen sind insbesondere Frauen aus unterentwickelten ländlichen Gebieten, mit geringer Bildung oder aus einkommensschwachen Familien sowie Roma-Frauen. Von häuslicher Gewalt betroffen sind aber auch Jungen, häufig durch die Väter.


Ethnien, Religionen und Sprachen im Kosovo

Der Kosovo wird heute in großer Mehrheit von Albanern bewohnt. Schätzungen gehen von 88 % Albanern, 7 % Serben und 5 % der übrigen ethnischen Gruppen aus. Zu letzteren gehören vor allem Türken, Bosniaken, Torbeschen, Goranen, Janjevci (Kroaten), Roma, Aschkali und Balkan-Ägypter.

Rund 96% der Einwohner Kosovos sind muslimischen Glaubens. Daneben gibt es serbisch-orthodoxe und römisch-katholische Minderheiten.

Amtssprachen sind Albanisch und Serbisch, in einigen Gemeinden auch Türkisch, Bosnisch und Romanes.


Lage der Minderheiten
Durch die Verfassung anerkannte ethnische Minderheiten (Communities) sind Serben sowie die unter dem Kürzel „RAE“ zusammen gefasste Gruppe der Roma, Ashkali und Ägypter. Insbesondere die „RAE-Minderheiten“ sind sozial stark marginalisiert, auch wenn es keine Hinweise auf staatliche Repressionen aufgrund der Volksgruppenzugehörigkeit gibt.

Offiziell leben 8.800 Roma, 15.400 Ashkali und 11.500 Ägypter (RAE zusammen 35.800 bzw. 2,1%) in Kosovo. Vor dem Kosovo-Krieg (1999) sollen zwischen 150.000 und 200.000 RAE in Kosovo gelebt haben, von denen 134.000 Personen vertrieben wurden. Rund 60 % davon haben in Westeuropa um Asyl nachgesucht bzw. sind als intern Vertriebene (IDP) in Kosovo oder in Serbien und in Montenegro registriert worden.

Die allgemeinen Lebensbedingungen der RAE-Angehörigen sind geprägt von großer wirtschaftlicher Not. Viele Familien sind nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt allein zu bestreiten. Während die offizielle Arbeitslosenquote im Kosovo bei ca. 30 % liegt, wird bei den RAE von 60 bis 90 % ausgegangen. Der Großteil der RAE verfügt über keine abgeschlossene Schul- bzw. Berufsausbildung. Schulbildung ist aber für alle Kinder grundsätzlich möglich. Lehrbücher werden für Schüler der ersten neun Schulstufen kostenlos zur Verfügung gestellt. Nach Angaben der NGO „Kosovo Education Center“ aus dem Jahr 2013 liegt der regelmäßige Schulbesuch der 6- bis 14-jährigen Kinder der RAE bei 80 % (übrige Volksgruppen 100 %) und der der 15- bis 18-jährigen bei 22 % (übrige Volksgruppen 80 %).


Literaturquellen / Links:





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