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Gesunde Ernährung von Anfang an

Inhaltsverzeichnis

  1. Anwendungsforschung am Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE)
  2. Ernährung von Säuglingen
  3. Stillen
  4. Muttermilchersatz
  5. Produktgruppen
  6. Beikost
  7. Baukastensystem der Beikost
  8. Optimierte Mischkost
  9. Baukastensystem der Mahlzeiten
  10. Fazit für die Praxis
  11. Literatur

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Beikost

Argumente für die Einführung von Beikost


Als Beikost werden alle festen und flüssigen Speisen (ohne Wasser) für den Säugling außer Muttermilch, Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung verstanden. Im 2. Lebenshalbjahr wird die Beikost zu einem zentralen Element der Ernährung, wie der „Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr" aufzeigt.

Für die Einführung der Beikost gibt es verschiedene ineinander greifende Argumente:

  • die senso-motorische und psychosoziale Entwicklung der Kinder,
  • die Versorgung mit Energie und kritischen Nährstoffen bzw. die optimale Dauer des ausschließlichen Stillens,
  • die Entwicklung der immunologischen Toleranz bzw. die Auseinandersetzung mit neuen Lebensmitteln.

Die senso-motorische Entwicklung ist bei den meisten Kindern nach den ersten vier bis fünf Monaten soweit fortgeschritten, dass der Saugreflex bzw. Extrusionsreflex und seine Zungenbewegungen verschwinden. Damit einhergehend entwickelt sich die Fähigkeit, Brei von der Zungenspitze in den Rachen zu transportieren. Einige Kinder essen Brei bereits problemlos mit vier Monaten, die meisten mit fünf bis sechs Monaten, manche dagegen erst mit sieben bis acht Monaten. Zudem äußern Säuglinge im Alter von etwa fünf bis sechs Monaten Interesse am Essen (Öffnen des Mundes) und Sättigung (Verweigerung), sie können aufrecht sitzen und die Kopfhaltung kontrollieren. All das spricht für einen Beginn der Beikost im Zeitfenster von vier bis sechs Lebensmonaten.

Die Versorgung mit Energie und den meisten Nährstoffen ist mit ausschließlichem Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten bei guter Ernährung der Mutter in der Regel gewährleistet. Bei einigen empfindlichen Säuglingen kann allerdings die Versorgung mit Eisen und Zink knapp werden, da Muttermilch diese Mineralstoffe nicht in ausreichenden Mengen enthält. Der Eisenbedarf (pro Kilogramm Körpergewicht) ist im zweiten Lebenshalbjahr und auch noch im zweiten Lebensjahr wachstumsbedingt höher als jemals sonst im späteren Leben. Beikost sollte deshalb insbesondere reich an Eisen sein. Im zweiten Lebenshalbjahr wird rechnerisch bei ausschließlichem Stillen des weiteren die Zufuhr von Energie, Vitamin B6, Niacin, Vitamin D und Kalzium kritisch.

Neuere Studienergebnisse deuten darauf hin, dass es für die Entwicklung einer immunologischen Toleranz ein Zeitfenster im Alter von etwa vier bis sechs Monaten gibt. Dies gilt auch für Nahrungsmittel, denen eine starke Allergenität zugesprochen wird, wie Kuhmilch, Fisch oder Eigelb. Die bisherige Vorstellung, eine frühe im Vergleich zu einer späten Beikosteinführung würde die Häufigkeit der Entwicklung von Lebensmittelallergien, Ekzem oder Asthma erhöhen, kann nicht mehr aufrechterhalten werden. Auch für Säuglinge mit einem erhöhten familiären Allergierisiko gibt es aus allergiepräventiver Sicht derzeit keine gesicherten Belege für eine Verzögerung der Beikosteinführung über den vollendeten vierten Lebensmonat hinaus.

Zusammengenommen ergibt sich die heute in Deutschland konsentierte Empfehlung, dass Beikost frühestens mit Beginn des fünften, spätestens mit Beginn des siebten Monats eingeführt werden sollte. Dieses Beikost-Zeitfenster gilt auch für nicht gestillte Säuglinge. Beikosteinführung bedeutet nicht Abstillen, sondern schrittweise Verminderung der Muttermilchmengen und der Anzahl der Stillmahlzeiten. Auch nach der Einführung der Beikost sollte weiter gestillt werden, solange Mutter und Kind dies wünschen.

 



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