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Nachhaltigkeit und Soziale Arbeit

Eine Einführung und Positionierung der Projektgruppe „Soziale Arbeit – Zurück in die Zukunft!“

 

Grafik Nachhaltigkeit„Nachhaltig“- dieses Prädikat darf zur Zeit in keinem wichtigen Papier fehlen, liest es sich doch modern und innovativ.  Doch der Begriff hat mindestens zwei Bedeutungen: zum einen kann er mit „langfristig“ übersetzt werden, zum anderen bezeichnet er das Konzept der Vereinten Nationen für eine gerechtere Zukunft aller Menschen. „Nachhaltigkeit“ bedeutet in diesem Sinn, dass die Wirtschaft, die Umwelt und das Soziale ausgewogen bei allen Entscheidungen der Lebensgestaltung bedacht werden sollen.

 


Nachhaltigkeit – ein Etikettenschwindel?

Nur wenn alle drei Gesellschaftsbereiche angemessen berücksichtigt werden, könnte tatsächlich von nachhaltiger Entwicklung gesprochen werden. Doch die soziale Perspektive wird häufig vergessen, weil die Wirtschaft die Umwelt inzwischen so stark ausbeutet, dass die ökologischen Probleme brisant und medial so sehr präsent sind, dass sie Kernthemen Sozialer Arbeit wie z.B. Armut, Geschlechtergerechtigkeit und Rassismus in den Hintergrund drängen.

 

Leerstellen als Gestaltungschancen - die Nachhaltigkeitsdiskussion aufmischen! 

Soziale Arbeit, bzw. Sozialpädagogik und das Verhältnis von Nachhaltigkeit werden bisher kaum wissenschaftlich zusammengedacht. Es gibt zwar Nachhaltigkeitsprojekte in der Praxis, sie sind aber oft als top-down-Prozess gestaltet: Erzieher*innen lernen nachhaltiges Handeln von „Profis“, z.B. von Umweltpädagog*innen, anstatt selbst als Profis des Sozialen tätig und anerkannt zu werden (vgl. Norhausen et al. 2012), also Bildung für eine Nachhaltige Soziale Entwicklung (BNE) selbst zu tun.

 

BNE - auf den Anfang kommt es an!

Bereits seit  2010 gilt die Kita als erste Bildungsinstitution, die für Bildung für Nachhaltige Entwicklung  (BNE) verantwortlich ist: „BNE muss in der frühen Kindheit ansetzen, (…) denn sie spielt eine große Rolle für das Verhalten im weiteren Leben zu sich selbst, den Mitmenschen und der Umwelt. (…) Daher müssen die zukünftigen Erzieher*innen bereits in der Ausbildung mit BNE vertraut gemacht und stetig fortgebildet werden. (…) BNE muss zu einem entscheidenden Qualitätsmerkmal der frühkindlichen Bildung werden.“ (Deutsche UNESCO-Kommission e.V. 2010)

 

Erzieher*innen sind explizit professionelle Gestalter*innen des Sozialen!

Erzieher*innen müssen sich also einmischen in die Nachhaltigkeitsdiskussion, denn sie sorgten schon lange vor dem Konzept der Nachhaltigkeit für das Erlernen sozialer Kompetenzen, der Sensibilität im Umgang mit der Natur und für die Grundlagen eines mathematischen Verständnisses, die alle im Spiel erworben werden.

Die eigene Arbeit durch die Nachhaltigkeitsbrille zu reflektieren lohnt sich in jedem Fall, denn dies ist nichts komplett Neues, kann aber neue Horizonte eröffnen, wie z.B. die Frage nach einer gerechten Bezahlung. Wenn Erzieher*innen so wichtig für ein weltweites Gerechtigkeitskonzept sind, wie die UNESCO-Kommission sagt, verdienen sie auch gesellschaftlich mehr Anerkennung und finanziell höhere Entgelte. 

 

Position der Stärke –  Soziale Arbeit zurück in die Zukunft!
Obwohl Soziale Arbeit eine ausgewiesene Gerechtigkeitsprofession ist (vgl. Böllert et al. 2011) gelingt es ihr selten, auf Augenhöhe mit der Umweltlobby und den Wirtschaftsvertreter*innen eine „Position der Stärke“ (Karsten 2003) einzunehmen. Eine solche  Rolle als Nachhaltigkeits-Expert*in ist stark umkämpft und muss mutig argumentiert werden. Soziale Arbeit hat hier weiterhin einen deutlichen Entwicklungsauftrag, wie die studentische Projektgruppe „Soziale Arbeit - Zurück in die Zukunft!“  an der Leuphana-Universität Lüneburg in ihrer Forschung herausfand.

Denn das Motto bleibt: Bildung, Betreuung und Erziehung sind von Anfang an als nachhaltige Interaktionsprozesse zu denken und zu gestalten!

 

Wie dies gelingen kann, zeigt das unten zum Download angebotene Ergebnis-Poster der Projektgruppe „Soziale Arbeit – Zurück in die Zukunft!“

 

Definitionen Nachhaltigkeit:

Forstwirtschaft: "Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen kann!" (Hans-Karl von Carlowitz 1713)

 

UN:  "Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält (...) - in allen Ländern - Industrie- und Entwicklungsländern, marktorientierten oder zentral gelenkten.“ (Brundtland-Kommission 1987)

 

 

 

Literatur:

 


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