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Individuelle Förderung in der Jahrgangsgemischten Schuleingangsstufe

Inhaltsverzeichnis

  1. Die Jahrgangsgemischte Schuleingangsstufe
  2. Individuelle Förderung in der Grundschule
  3. Individuelle Förderung in der Jahrgangsgemischten Schuleingangsstufe
  4. Schlussbetrachtungen
  5. Literatur

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Die Jahrgangsgemischte Schuleingangsstufe


In der Jahrgangsgemischten Schuleingangsstufe werden die erste und die zweite Klasse als jahrgangsübergreifende Lerngruppe gemeinsam unterrichtet. Das heißt Schulanfänger und Schulanfängerinnen werden zu Beginn ihrer Schullaufbahn in eine bereits bestehende Gruppe von Zweitklässlern und Zweitklässlerinnen aufgenommen. Sie lernen nun gemeinsam. Zu Beginn des neuen Schuljahrs rücken alle Schüler und Schülerinnen, die den entsprechenden Lernstand erreicht haben, in das dritte Schuljahr. Konkret bedeutet das, dass auch Schüler und Schülerinnen, die erst seit einem Jahr die Grundschule besuchen, bereits nach diesem einen Jahr in die dritte Klasse aufgenommen werden können. Andererseits ermöglicht dieses System Schülern und Schülerinnen ebenso ein Jahr länger in der Schuleingangsphase zu bleiben und sich die benötigten Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen, um in die dritte Klasse zu gehen. Durch das Zulassen unterschiedlicher Verweildauern wird das klassische Sitzenbleiben und Wiederholen einer Klasse abgeschafft. Zugleich brauchen die Kinder, die sehr schnell lernen, keine Klasse zu überspringen, sondern gehen gemeinsam mit einem Teil ihrer Lerngruppe in die dritte Klasse.

Vorrangige Zielsetzung der Einrichtung einer jahrgangsgemischten Schuleingangsstufe war der „Verzicht auf Zurückstellung sowie Überweisung in Förderschulen, d.h. die zieldifferente integrative Förderung aller Kinder auch derjenigen mit Behinderung, Beeinträchtigung und besonderen Begabungen (...)“ (Carle/ Berthold 2003, S. 1).

Die Einschulung aller Kinder eines Schuljahrgangs setzt eine neue Sichtweise in Bezug auf die mitgebrachten Fähigkeiten der einzuschulenden Kinder voraus. Während zuvor die Schulfähigkeit als Vorraussetzung für die Einschulung galt, wird mit Einrichtung der Schuleingangsstufe davon ausgegangen, dass diese sich erst in der Grundschule entwickelt.

Diese zwei großen Neuerungen, die Aufnahme aller Kinder in die Schuleingangsstufe und die Einrichtung von jahrgangsübergreifenden Klassen, rufen eine noch weitaus größere Heterogenität zum Schulanfang hervor, als das bislang der Fall war. Die Jahrgangsgemischte Schuleingangsstufe ist folglich bereits eine Umsetzung des in letzter Zeit vor allem im Inklusionsdiskurs aufkommenden Heterogenitätsansatzes. Aufgabe der Schule ist es, die Vielfalt der Schülerschaft als Bereicherung zu sehen und gewinnbringend in den Unterricht aufzunehmen. Damit dies gelingen kann und jedes Kind zu seiner bestmöglichen Leistung gebracht wird, wird ein individualisiertes Lernen aus Sicht der Forschungsstelle Begabungsförderung  unerlässlich.