Beiträge chronologisch

Kissenlandschaft und Kissenwerkstatt

Ein Bewegungskonzept für den Krippenalltag

Inhaltsverzeichnis

  1. Projekt Kissen-Werkstatt
  2. Wirkfaktoren und Förderaspekte
  3. Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Spielideen
  4. Literatur

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Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Spielideen


In der Krippe der Christ König KiTa werden 12 Kinder im Alter von 0,8 – 2,4 Jahren von drei Erzieherinnen täglich sechs Stunden betreut und begleitet. Als Räume stehen ihnen ein Gruppenraum, Malraum, Ruheraum, Bewegungsraum der Einrichtung (für die Krippenkinder sind feste Zeiten eingeplant), Intensivraum und Waschraum zur Verfügung.

Die Kissenmaterialien befinden sich verteilt in allen Räumen (bis auf den Waschraum), wobei einige Kissen inzwischen zugewiesene „Stammplätze“ haben und andere flexibel sowohl von den Erzieherinnen als auch von den Kindern hin und hertransportiert werden.

Müssen neu erstellte Kissen gefüllt oder ausgebessert werden, helfen die Kinder mit und erfahren hierbei und beim Transportieren z.B. beim Tragen, Ziehen und Schieben Genaueres über Matrialeigenschaften der Kissenobjekte. Durch das Beteiligt sein am Herstellungsprozess erleben die Kinder dadurch eine Form der Selbstwirksamkeit, die sie sichtlich stolz und zufrieden macht. Das „Ich war dabei“ führt zu einer Identifizierung und oft bevorzugen die Kinder den entsprechenden Gegenstand im Spielgeschehen.

Beispiel: Beobachtungen im situativen Spiel

Die Kissen enthalten für die Krippenkinder – egal ob ein oder drei Jahre alt - im freien oder angeleiteten Spiel einen sehr großen Aufforderungscharakter.

Zielgerichtet und neugierig krabbeln, robben die Kleinsten immer wieder zu den Kissen, um sie mit allen Sinnen „zu begreifen“: wie riechen und schmecken sie, wie fühlen sie sich an, wie kann ich sie überwinden? (Körpererfahrung: Wahrnehmung, Grob- und Feinmotorik, Materialerfahrung). Wie gelangt man auf den Kissen zum anderen Kind, was macht es gerade mit oder auf dem Kissen (Sozialerfahrungen)?

Durch Benennungen und neue Zuschreibungen der Kissenobjekte entstehen fantasievolle Ideen, die in Spielsequenzen einbezogen werden. Während einer Hospitation  der Mit-Autorin Maria Thünemann-Albers in der Gruppe füllten die Kinder die Kissen z. B. in verschiedene Behälter und trugen sie durch den Raum, kehrten zurück, kippten den Inhalt um und nahmen immer wieder neue Kissen. Die Erzieherin griff die Idee auf und bald waren fünf Kinder in einer intensiven langanhaltenden Spielsituation eingebunden.

Beispiele: Beobachtungen in angeleiteten Situationen und Angeboten

Ca. ab zwei Jahren genießen es die Kinder von den Erzieherinnen auf den Kissen mit den anderen Kissen „belegt“ zu werden (Haut- und Tiefenwahrnehmung).

Auf den Kissen sitzend finden erste Finger-, Sing- und Bewegunsspiele als Formen der Kommunikation, der Laut- und Sprachförderung, die auf weitere Entwicklungsprozesse des Kindes spielerisch aufbauen, statt.

Weitere Sprach- und Lautbildung erfolgt während des unmittelbaren Tuns im Dialog zwischen Kind und Erzieherin auf der Kissenlandschaft. Intensiv und aufmerksam begleitet sie das gemeinsame Spiel sprachlich, gestisch und mit Blickkontakt. Die Kinder erleben die ErzieherIn gleichsam auch hier als adäquate Spielgefährtin, die mit ihnen auf gleicher Ebene interagiert. Durch diese Form des Miteinanders erfährt die Pädagogin körperliche Anstrengungen und Empfindungen der Kinder besonders „hautnah“. Wechselwirksame Lernprozesse kommen hier zum Tragen.

Die Beobachtungen der Kinder während des Spiels mit  den Kissen ergeben für die Erzieherinnen insgesamt wichtige Informationen über den Entwicklungsverlauf jedes Kindes. In Form der PortfolioPortfolio||||| Ein Portfolio bezeichnet ursprünglich  eine Sammlung von Objekten eines bestimmten Typs. Im  Handlungsfeld frühkindliche Bildung werden Portfolios beispielsweise wie "Ich- .Mappen" für Kinder genutzt um eigene Fortschritte zu dokumentieren. Auch in Studiengängen gibt es Beispiele, wo Portfolios als Prüfungsleistung oder Dokumentation von Entwicklungen zählen können. dokumentation können sie in Wort und Bild festgehalten werden.

Langzeitprojekt Kissen-Werkstatt

Für die Erzieherinnen dieser  Einrichtung war und ist dieses Angebot ein intensiver Prozess bei dem Wissen und „Learning by Doing“ sowie reflektives Handeln sich ständig ergänzen. Die Eltern sind dabei wichtige  Partner und werden auch in das Projekt Kissen-Werkstatt intensiv mittels Informationsbriefen, Mithilfe beim Sammeln, Sortieren und Nähen oder Einladungen zu Produktions-Nachmittagen eingebunden. An Eltern-Kind-Nachmittagen erfolgt die gemeinsame praktische Erprobung und die Dokumentation:  Fotowände informieren über den Verlauf des Projektes und machen Lust auf mehr!

Die psychomotorische Ausrichtung und die dementsprechende räumliche Gestaltung sind fester Bestandteil des pädagogischen Konzepts.

Auch die „großen“ Kinder der Einrichtung haben die Kissenlandschaft für sich entdeckt und inzwischen verwenden sie sie ebenfalls selbstverständlich als zusätzliches Spiel - und Bewegungs Material auf der Bewegungsbaustelle im Bewegungsraum der Einrichtung.

Allen Beteiligten – ob Kindern, Eltern oder Erzieherinnen -  ist längst klar: in Kissen steckt mehr drin als vermutet!



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