Beiträge chronologisch

Inklusion durch Partizipation

Reflexionen und Anregungen aus der Praxis

Inhaltsverzeichnis

  1. Empfangsdienst
  2. Die Rettungsmäuse
  3. Werkstattführerschein
  4. Kinderbeirat und Kinderversammlung
  5. Frühstücksbuffet
  6. Jungs-Club
  7. Bewegungsbaustellen

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Bewegungsbaustellen – Spiel als Erfahrungs- und Lernraum


Vielfältige Materialien, bestehend aus Brettern, Baumstämmen, Reifen, Töpfen, Seilen, Fässern, Getränkekisten, Steinen etc. laden die Kinder ein, ihre Fantasiewelt in unseren Bewegungsbereichen drinnen und draußen zu bauen und gestalten. Dabei machen die Kinder mit ihren besonderen Fähigkeiten wichtige Erfahrungen im Spielgeschehen: Dinge aushandeln, Kompromisse schließen, Ideen einbringen, Rollen verteilen, gegenseitige Hilfestellungen geben, Erfolge und Misserfolge erfahren.

Während dieser bedeutungsvollen Spielzeiten stärken unsere Kinder nicht nur ihr Wir-Gefühl, sondern machen auch für sie wichtige und bedeutsame Erfahrungen bei ihrer Ich-Identifikation. Sie lernen ihre Stärken kennen und schätzen und diese gezielt einzubringen. Bei Wind und Wetter nutzen unsere Kinder mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und in unterschiedlichstem Alter das Außengelände, um auf Entdeckungsreise zu gehen. Während des lernenden Spiels wählen sich die Kinder Tätigkeiten in freier Selbstbestimmung und können spontanen Spielbedürfnissen nachgehen. Sie wählen eigenständig ihren Spielbereich, ihren Spielpartner und ihr Spielmaterial, setzen selbst Ziele und Spielaufgaben und bestimmen Verlauf und Dauer ihres Spiels.

Seit über einem Jahr stehen den Kindern zum fantasievollen Spielen und Gestalten auch überdimensionale Baumstämme auf unserem Außengelände zur Verfügung. Diese laden täglich aufs Neue ein, sie zu erklimmen, mit Brettern zu verbinden oder zu einer Höhle umzugestalten. Der Höhlenbau findet fast täglich statt. Wir beobachten, dass die Kinder in ihr Spiel fast immer mehrere Altersgruppen mit einbeziehen. Es gibt immer einen Anführer, mehrere Ideengeber und die Verteilung und Festlegung der unterschiedlichen Rollen. Dabei erleben wir, dass auch Kinder mit Integrationshintergrund in das Spiel einbezogen werden. Je nach Spielidee wechseln auch die Anführer ihre Rollen. Die verschiedenen Rollenspiele finden daneben auch in unseren Büschen, im Steinkreis und in der Sandkiste statt. Wichtig sind den Kindern vor allem Ecken und Nischen, in denen sie unbeobachtet ihren Spielideen nachgehen können.

 
Fazit:

Für uns ist es normal, verschieden zu sein. Kinder mit ihren unterschiedlichsten Fähigkeiten und Fertigkeiten erleben sich als Teil eines »Ganzen«, ohne Besonderung und ohne Ausgrenzung. Sie lernen in der Gemeinschaft, im Ausprobieren und im Aushandeln ihre Fähigkeiten und die der anderen Kinder kennen und schätzen. Auch unter Einbeziehung von TherapeutInnen findet im Alltag eine begleitende Förderung und Unterstützung statt. Mit der Offenen Arbeit vertreten wir eine Pädagogik, in der allen Kindern die Chance gegeben werden soll, sich nach ihren Bedürfnissen zu entwickeln und sich mit ihren Stärken, Auffälligkeiten und Eigenschaften als Persönlichkeiten anzuerkennen.

 
Infos zur KiTa:

Die integrative Kindertagesstätte Nimmerland in Langen gehört zu den Elbe-Weser Werkstätten Gemeinnützige GmbH in Bremerhaven und wurde im Oktober 1999 eröffnet. Sie befindet sich am Rande des Ortskerns in der Stadt Langen, mitten in einem Neubaugebiet von Reihen- und Mehrfamilienhäusern. Die Stadt Langen grenzt an die Stadt Bremerhaven. Das Einzugsgebiet wird überwiegend als soziale Mittelschicht und obere Mittelschicht beschrieben. Mittlerweile umfasst die Stadt Langen 19.000 Einwohner. Außer unserer Integrativen Kindertagesstätte gibt es noch sechs weitere Kindertageseinrichtungen in der Stadt. Die Einrichtung wird überwiegend von Kindern aus der Stadt Langen und vereinzelt aus den dazugehörigen Ortschaften besucht. Wir arbeiten und leben nach dem »Integrativen, angebotsorientierten Konzept « (angelehnt an das Konzept der »Offenen Arbeit«).
Zusätzlich ist in unserer Einrichtung die Hausfrühförderung integriert. In der Hausfrühförderung begleiten, betreuen und fördern wir Kinder unter drei Jahren mit Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen oder Entwicklungsauffälligkeiten in den Familien oder als Kleinstgruppen in psychomotorischen Angeboten in der Kindertagesstätte. Insgesamt setzt sich das Team aus 17 MitarbeiterInnen mit heilpädagogischen, pädagogischen, ergotherapeutischen, heilerzieherischen und hauswirtschaftlichen Qualifikationen zusammen.



Hinweis:

Der Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung des Herder-Verlags dem in der nifbe-Schriftenreihe erschienenen Buch "Vielfalt von Anfang an.Inklusionin Krippe und Kita. Freiburg: Herder (2011) entnommen.


Zum Weiterlesen:

Partizipation muss gelernt werden





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