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MINT-Konzept Haus der kleinen Forscher

Mit ihrem Konzept will die Bildungsinitiative und Stiftung Haus der kleinen Forscher (HdkF) bundesweit Mädchen und Jungen in KiTas für Naturwissenschaft, Technik und Mathematik (MINT) begeistern. Diese und weitere Kompetenzen der Kinder will es stärken: Neben dem Bereich MINT bindet das Konzept weitere fachliche und soziale Kompetenzen ein. Dafür qualifiziert die Initiative frühpädagogische Fachkräfte vor Ort, in Niedersachsen an über 31 Netzwerk-Standorten (Stand Dezember 2012). Pädagogisch-didaktische Grundlage ist die so genannte Ko-Konstruktion: In Form eines "Forschungskreises" spüren die Vorschul-Kinder Fragen auf, die sie interessieren. In einem Prozess erkunden, gestalten und lernen sie sowohl individuell als auch in Austausch und Reflexion mit Gleichaltrigen und ErzieherInnen. Grundlage dafür bieten einerseits die Fortbildungen der Stiftung, andererseits Materialien und Forscher-Ideen.


Aktivitäten und Reichweite des Konzepts: Wer, wo, wie?

Mit mehr als 200 regionalen Netzwerken sowie ausgebildeten TrainerInnen erreicht die Initiative mehr als 20.000 Kindertagesstätten in allen Bundesländern. Beteiligt sind in den regionalen Netzwerken Bildungsinstitutionen, KiTa-Träger, Städte und Landkreise, Vereine und Verbände, Kultureinrichtungen,  Stiftungen, Unternehmen, Paten und Ehrenamtliche. Mit dem Qualitätsprädikat "Haus der kleinen Forscher" zeichnet die Stiftung Kindertageseinrichtungen aus, die das Forschen in den KiTa-Alltag eingebettet haben, die Experimentier-Ergebnisse dokumentieren und ihr Personal regelmäßig weiterbilden.

Getragen wird die gesamte Initiative und Stiftung von der Helmholtz-Gemeinschaft, McKinsey & Company, der Siemens Stiftung und der Dietmar Hopp Stiftung. Namhafte Wissenschaftler und Experten unterstützen die didaktische Arbeit und Evaluation.

Das Konzept in niedersächsischen KiTas: Kooperation mit dem nifbe Regionalnetzwerk SüdWest

In Niedersachsen beteiligen sich 31 lokale Netzwerk-Partner an der Initiative (Stand Dezember 2012). Bislang haben ErzieherInnen aus mehr als 1.500 KiTas Workshops der Netzwerke besucht. Mehr als 230 Einrichtungen haben die Zertifizierungsplakette erhalten.

Unter anderen ist das nifbe-Regionalnetzwerk SüdWest e.V. seit 2009 HdkF-Kooperationspartner. Es hat im Landkreis Osnabrücker Land flächendeckend das MINT-Konzept eingeführt. KiTas, die sich daran beteiligen möchten oder Fachkräfte, die an einer Fortbildung teilnehmen möchten, können sich an das jeweilige lokale Netzwerk in ihrer Nähe wenden.

Netzwerke in Niedersachsen, interaktive Landkarte des HdkF: Link

Perspektive: Erweiterung auf Grundschule

Nach dem Fokus auf Vorschulkinder weitet die Stiftung Haus der kleinen Forscher die Aktivitäten aktuell und in Zukunft auch auf Grundschulen aus.




Pädagogisch-didaktische Basis


Das HdkF-Konzept basiert auf einem Bild vom Kind, das in den ersten Lebensjahren von sich aus neugierig und wissend ist und sich für alltägliche (naturwissenschaftliche) Phänomene interessiert, die es umgeben.

Didaktische Grundlage bilden die Erkenntnisse des Projekts "Natur-Wissen schaffen" der Deutsche Telekom Stiftung unter der Leitung von Wassilios E. Fthenakis, Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropologie an der Universität Bremen. Zwei pädagogische Leitlinien beschreibt das Haus der kleinen Forscher auf seiner Webseite und in der Pädagogik-Broschüre (siehe Downloads und Links unten):


Methode "Forschungskreis": Experimentieren und gemeinsam darüber sprechen

Das Konzept geht davon aus, dass Kinder im KiTa-Alter bereits wissenschaftlich denken können. "Es geht der Stiftung vor allem um Lernfreude und Problemlöse-Kompetenzen. Dabei sollen Kinder gerade nicht nach Erwachsenenverständnis „richtige" Erklärungen für bestimmte Phänomene lernen und diese auf Abruf wiedergeben können." Stattdessen können ErzieherInnen die Kinder in einem sogenannten "Forschungskreis" dazu anregen, Neues zu lernen:

"...

..."

Forschungskreis-Methode auf der Webseite des HdkF: Link



Rolle der frühpädagogischen Fachkräfte = Lernbegleitung

Das HdkF-Konzept sieht die pädagogische Fachkraft - im Sinne der Ko-Konstruktion - als Lernbegleiter der Kinder. Sie erkennt den Entwicklungsstand des Kindes und sieht potenzielle Lerngelegenheiten, mit denen die Kinder eigenständig zum nächsthöheren Entwicklungsschritt gelangen. Dabei definiert das pädagogische Konzept der Stiftung folgende Aufgaben für die pädagogische Fachkraft (Webseite, Pädagogikbroschüre):


Die Pädagogikbroschüre des HdkF gibt pädagogischen Fachkräften detailliert Hinweise zum Umgang mit ihrer Rolle und in kritischen Situationen während der einzelnen Forschungsphasen. "Zu Beginn des Forschens und Entdeckens durchlaufen Kinder fast immer eine Orientierungsphase, in der sie möglichst alles (oberflächlich) ausprobieren, sich aber noch nicht ernsthaft auf einzelne Phänomene einlassen. Diese Phase ist für die begleitenden Pädagoginnen und Pädagogen oft schwer auszuhalten, vor allem, wenn die intendierte Lernerfahrung eine vertiefte Auseinandersetzung mit den angebotenen Phänomenen ist und nicht nur das Fördern von Spaß und Neugier. Ein umfassender Überblick über das Angebot ist jedoch für die meisten Kinder unerlässlich, bevor sie konkrete Fragen entwickeln und gezielt eigene Schwerpunkte setzen können – denn diese ergeben sich erst beim freien Forschen und dem anfänglichen, scheinbar ungezielten Ausprobieren."

Ähnlich schwierig kann es für Pädagogen sein, die Kinder zu fragen statt zu erklären. Entscheidend ist hier der Zeitpunkt der Frage. Das HdkF-Konzept empfiehlt, "vor oder nach dem Experimentieren sich sprachlich mit den Themen auseinanderzusetzen, zu reflektieren, zusammenzufassen." Statt komplexer Warum-Fragen aktivieren Wie-Fragen (beispielsweise: "Wie müsst Ihr das Kabel halten, damit die Glühbirne leuchtet?") eher die eigene Erkenntnis, das Verständnis und die Argumentation der Kinder, am besten verbunden mit Spielen und grafischer Darstellung.



Ideen, Materialien und Anregungen


Das Konzept Haus der kleinen Forscher legt Wert darauf, dass sich die Kinder eigenständig an der Wahl der Themen und Experimentierideen beteiligen. Sie sollen sich bei der Fragestellung und den Vermutungen frei entfalten können. Zudem berücksichtigt das Konzept verschiedene Lerntypen sowohl bei den Kindern als auch bei den PädagogInnen: Während manche sich gern an einer Grundstruktur, einem roten Faden orientieren, gehen andere völlig frei und kreativ ihren Forscherweg. Für diejenigen, die sich an Empfehlungen orientieren möchten, bieten die Webseite (Bereich "Forschen") und gedruckte Materialien, Themenbroschüren und Forscherkarten (zum Beispiel "Forschen mit Magneten") Anregung und Material (siehe Links).

Versehen sind die Materialien jeweils mit Sicherheits- und Hygienehinweisen, Vorschlägen zur Erarbeitung von Experimentierregeln sowie einer Liste von benötigten Utensilien. Sie orientieren sich immer an Alltagserfahrungen der Kinder. Die online verfügbaren Forschungsthemen und -ideen können PädagogInnen zudem bewerten.

Zur Verwendung der Materialien gibt die Pädagogikbroschüre des HdkF folgenden Hinweis: "Die Materialien der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ und die Workshops sind bewusst vielfältig gestaltet, ... um das naturwissenschaftlich-technische Methodenrepertoire der Pädagoginnen und Pädagogen zu erweitern. ... Die Materialien stellen einen Fundus an Ideen und Tipps dar, der durch die kreativen Abwandlungen der Kinder und Fachkräfte zusätzlich mit Leben gefüllt werden kann. Das ist ähnlich wie beim Kochen. Bei den ersten Kochversuchen werden sich viele lieber an ein möglichst exaktes und eindeutiges Rezept halten, um sicherzugehen, dass das Gericht auch gelingt. Je mehr jemand aber erfolgreich gekocht und Erfahrungen gesammelt hat, desto sicherer wird sich diese Person in der Küche fühlen. Rezepte werden abgewandelt, das Kochbuch kann im Regal stehen bleiben. Genau das gilt auch für die Materialien der Stiftung: Pädagoginnen und Pädagogen können die Vorschläge als Impuls nutzen, dabei aber stets Abwandlungen zulassen. Mit zunehmender Erfahrung werden die Materialien vermutlich immer seltener benötigt, weil grundlegende Kenntnisse und Ideen, um situativ angemessen zu handeln, vorhanden sind."

Eine weitere Anregung hält das HdkF mit Beispielen und Empfehlungen für die Gestaltung von Forschungsräumen bereit (siehe Link).

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