Schwierige Elterngespräche in der KiTa

Herausforderungen & Möglichkeiten

Inhaltsverzeichnis

  1. Stress & Konflikt im Gespräch
  2. Wenn Eltern kämpfen
  3. Beratung im Zwangskontext – in der Kita?
  4. Psychische Krankheiten - Scham & Tabus in Familien
  5. Geschlossene Systeme – wenn Familien „dichtmachen“
  6. Verdacht auf sexuellen Missbrauch
  7. Grenzen in der Zusammenarbeit mit Eltern?!
  8. Ausblick - Supervision als qualitätssicherndes Instrument
  9. Literatur

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Beratung im Zwangskontext – in der Kita?

„Nachdem wir von der Erwartung Abschied genommen haben, daß die Menschen aus einer echten Motivation heraus unsere Hilfe freiwillig in Anspruch nehmen, müssen wir vor allem lernen, unsere Klienten zur notwendigen Veränderung ihrer Beziehungen zu motivieren. Wir müssen zunächst das Bedürfnis nach Veränderung wecken und dann die Veränderung selbst in die Wege leiten.“ (Mara Selvini Palazzoli in Cirillo; Di Blasio 1992, S. 11)

Das oben aufgeführte Beispiel zeigt, dass sich sowohl die Fachkräfte als auch die Eltern in der Kita temporär in einem Gespräch im Zwangskontext befinden können. Vor diesen Gesprächsterminen können nicht nur die Eltern ein ungutes „flaues“ Gefühl haben, sondern auch Fachkräfte:


Im Rahmen der Gefährdungsabschätzung in einer Kita äußert die Leitung in Bezug auf das Ergebnis der GA (speziell die nächsten Schritte der fallführenden Fachkraft und das dort vereinbarte Elterngespräch): „Mensch, hab' ich einen Bammel vor diesem Gespräch! Sowas haben wir in der Ausbildung doch gar nicht gelernt.“ Daraufhin wird der Gesprächstermin gemeinsam mit der Kita-Fachberatung intensiv vorbereitet. Zusätzlich wird ein telefonischer Nachbesprechungstermin vereinbart, an dem die Fachberatung sich bei der Leitung meldet. In diesem Telefonat sagt die o. g. Einrichtungsleitung dann: „Das Gespräch lief richtig klasse. Ich bin mächtig stolz auf meine Kollegin und auf mich!“


Das Beispiel zeigt, dass eine gute fachliche Vorbereitung den Fachkräften helfen kann. Aufgrund der nicht ausreichenden Rahmenbedingungen in den Kitas und den komplexen Bedarfslagen der Eltern muss hier darauf hingewiesen werden, dass den Kitamitarbeiter*innen für diese Reflexion jedoch manchmal schlicht die Zeit fehlt. Die zeitlichen Ressourcen sollten deshalb durch politische Entscheidungen unbedingt den erschwerten Bedingungen und Problemlagen der Eltern angepasst werden. Was dann wiederum den Eltern und Kindern zugutekäme.

Es gilt für Fachkräfte in Gesprächen im sogenannten Zwangskontext zuallererst, sich klar und eindeutig am gesetzlichen Auftrag zu orientieren sowie die eigene Position (Rolle) zu Gesprächsbeginn klar zu definieren und offenzulegen:

! „Ich sitze Ihnen hier heute gegenüber als gesetzlich Beauftragte für den Kinderschutz.“

! „Mein Auftrag nach dem § 8a SGB VIII besteht darin dafür zu sorgen, dass ...“

! „Ich werde dafür bezahlt, dass ich ...“
Weitere Möglichkeiten für Fachkräfte sind die implizierten Entscheidungsmöglichkeiten herauszustellen und diese Optionen zum Ausgangspunkt für die Arbeit zu machen (Conen 2011, S. 52 ff.), wie z. B.:

? „Wie erklären Sie sich, dass Sie mit uns hier zusammensitzen, obwohl Sie eigentlich nicht kommen wollten?“

? „Wenn Sie sich dazu entschieden hätten, dieses Gesprächsangebot nicht anzunehmen, was wäre dann?“

Klienten in einem Zwangskontext erleben eine Stärkung, wenn sie in den Gesprächen mit dem professionellen Helfer immer wieder erleben, dass sie die Wahl haben – auch die Wahl, jederzeit die Gespräche abzubrechen (vgl. Conen/Cecchin 2016, S. 173). „Dabei sollte der professionelle Helfer eine Position innehaben, die es ihm erlaubt, z. B. die Gewalttätigkeiten eines Klienten abzulehnen und sich zugleich aber gegenüber dem Klienten insofern neutral zu verhalten, als er neugierig auf seine Erklärungswelt und auf sein Verständnis für die Situation ist.“ (ebd., S. 146)


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